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Härtester Supermarkt Frankfurts

"Ghetto-Netto" schließt

Im Viertel wurde er "Ghetto-Netto" genannt oder härtester Supermarkt der Stadt. Am Samstag schließt der Laden nun – auch, so der Hausbesitzer, weil die Stadt den nötigen "ordnungspolitischen Rahmen" nicht setzte.
Morgens, halb neun in der Taunusstraße 21: Reger Betrieb herrscht vor dem Netto-Markt, links vom Eingang liegen zwei Obdachlose, Junkies kommen mit Pfandflaschen in den Laden, andere tragen Schnapsflaschen heraus. Ein alltäglicher Anblick, ein Sicherheitsmann versucht mit der, sagen wir es mal diplomatisch, schwierigen Kundschaft ins Gespräch zu kommen, er macht seine Arbeit gut, weiß, dass man hier proaktiv handeln muss. Wer einmal dort an der Kasse steht, weiß, warum im Bahnhofsviertel vom Ghetto-Netto die Rede ist, das Sortiment ist umfangreich, doch die meistverkauften Artikel bestehen aus diversen Alkoholika und Zewa-Tüchern. Wisch und weg heißt es am Samstag für den Discounter, ein kleines Schild am Eingang kündet von der Geschäftsaufgabe.

Ein Nachfolger ist auch schon gefunden: Ein Einzelhändler aus einem anderen Haus der Taunusstraße wird hier einziehen, ein Moslem, der garantiert keinen Alkohol verkaufen wird, dafür aber allerlei Krimskrams von Handyhüllen bis zu Batterien. Der Hausbesitzer Christian von Bethmann sagt, dass Netto gerne im Haus geblieben wäre. Auch die Stadt habe auf ihn eingewirkt, diesen günstigen Supermarkt für das Viertel zu erhalten. "Doch dann muss die Stadt auch den ordnungspolitischen Rahmen setzen, der es erlaubt, an dieser Stelle einen Supermarkt zu betreiben", sagt Herr von Bethmann.

Der Umkreis des Supermarktes ist geprägt von Rotlichtbetrieben, doch die stellen weniger ein Problem dar, als die Druckräume und Drogencafés. Ein grauer Verteilerkasten diente einst als Abstellfläche für Schnaps und Bier, etwas hilflos wurde ihm ein kleines Spitzdach aus Metall verpasst, damit dort keine Flasche mehr Halt findet. Die Drogen werden teilweise offen auf der Straße konsumiert – eigentlich eine Tatsache, die dem Frankfurter Weg widerspricht. Die Drogenpolitik der Stadt sieht vor, Fixerstuben zu erlauben, dafür aber im Gegenzug dafür zu sorgen, dass der offene Drogenkonsum durch die Ordnungskräfte erschwert wird. In der Taunusstraße hat man das Gefühl, dass das nur noch halbherzig geschieht. Der Alkohol sorgt zusätzlich für Gewaltpotential. Manch Hausbesitzer hat schon vom Ordnungsamt die lapidare Antwort bekommen: "Warum verkaufen Sie nicht ihr Haus? Sie kennen doch die Lage."

Der neue Einzelhändler soll die Lage nun zumindest etwas beruhigen. Schade ist es gleichwohl für die Bevölkerung im Bahnhofsviertel, es bleibt der Rewe in der Karlstraße. Dem Vernehmen nach will die Rewe auch in der Münchener Straße eine Filiale eröffnen. Doch ein Discounter, der wird künftig fehlen.
 
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14. August 2014, 10.34 Uhr
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