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Zweite Demonstration an der Hauptwache

Pegida in Frankfurt - der Tragödie zweiter Teil

Etwa 80 Pegida-Anhänger haben am Montag an der Hauptwache zum zweiten Mal demonstriert. Gestört wurde die Kundgebung von etwa 1200 Gegendemonstranten. Es gab sechs Festnahmen und neun Verletzte.
Eine große Deutschlandfahne hängt über dem Lieferwagen vor der Katharinenkirche, die etwa 80 Pegida-Demonstranten schwenken schwarz-rot-goldene Flaggen, auch das Rot-blau-weiß von Frankreich, Großbritannien und Holland. "Weltoffen, tolerant, Pegida", steht auf einem Schild. "Stoppt die Islamisierung Europas", ist auf Transparenten zu lesen.

Es ist die zweite Pegida-Demo an der Hauptwache. Eine Woche nach der Premiere gleicht die zweite Vorstellung derselben Tragödie wie am Montag zuvor. Wieder spulen die Pegida-Redner wirre Thesen ab, wieder werden sie von Pfiffen und Zwischenrufen gestört, wieder fliegen Eier, Wasserbomben, Flaschen und Böller. Dieses Mal ist sogar ein bengalisches Feuer dabei.

"Sozialismus pur"

Dieses Mal steht ein großer Polizeiwagen zwischen Demo und der mit Absperrgittern auf Distanz gehaltenen Gegendemo, dennoch kommen immer wieder Eier und Böller von der Gegenseite geflogen und treffen die Pegidas und Polizisten. Da helfen auch die Drohungen der Polizei nichts. Anhänger der NPD nehmen im Gegensatz zu vergangener Woche nicht an der Demo teil.

Als die Pegida-Kundgebung gegen 18.30 Uhr beginnt, ist die Organisatorin Heidi Mund in der Ouvertüre aus Pfiffen, die ihr entgegenschlägt, kaum zu verstehen. Mund spricht von einem "Mob", der den Kopf nicht zum Denken nutze. "Das ist Sozialismus pur", sagt sie und setzt Gewerkschaften, Antifa und SED miteinander gleich. Pegida und ihre Gegner werfen sich gegenseitig Faschismus vor.

Für und gegen die Presse

Munds Vorwurf an die "Systemmedien" ist, dass diese ihre Forderungen nicht veröffentlich hätten. Obwohl das nicht stimmt (die Frankfurter Rundschau berichtete, ebenso wie das JOURNAL), bringen wir sie hier noch einmal: Pegida Frankfurt fordert die Schaffung eines strengeren Zuwanderungsgesetzes, eine Pflicht zur Integration, ein Einreiseverbot für Islamisten, direkte Volksentscheide, ein "Ende der Kriegstreiberei gegen Russland", mehr Mittel für die innere Sicherheit. Aber, so erfahren wir von Mund, nicht alle Journalisten seien schlecht, es gebe auch ein paar gute - auch wenn sie zuvor ihre Teilnehmer davor gewarnt hat, Interviews zu geben, und später von linksversifften Medien spricht.

Später spricht einer der Pegidisten von dem Wert von Idealen wie den zehn Geboten und von abschlachtenden Moslems, ein anderer hält den Islam gar nicht für das Problem, aber fürchtet sich vor dem Kulturverlust. "Offenbach ist ein liebenswürdiges Städtchen, aber wir fühlen uns als Fremde im eigenen Land." Auch dass es in manchen Schulen kein deutsches Kind mehr gebe, hält er für ein Problem, ebenso, dass es im organisierten Verbrechen zu wenig Deutsche gibt.

Jeder spricht für sich selbst

Heidi Mund sagt dazu zwar nichts, aber sagt noch mal durch, dass jeder Sprecher für sich selbst verantwortlich sei. "Hört lieber mal zu, damit ihr was lernt. Es könnte euch nicht schaden", ruft sie den Gegnern zu. "In der Welt hungern Menschen und ihr werft mit Eiern. Schämt euch!"

Die etwa 1200 Gegner brüllen unter anderem "Halt die Fresse" und "Nazis raus". Auf Plakaten stehen Sprüche wie: "Macht die Heidi mundtot", "Nazis essen heimlich Döner", "Nennt euch wie ihr wollt - ihr bleibt rassistische Idioten", "Bachmann weg, Oertel weg - holt euch doch Lucke".

Anzeige wegen Beleidigung

Die Satiriker von Die Partei, die bei der Gegendemo gratis Glühwein ausschenken, fordern Ausländerquoten für den Vorstand. "Heidi ist geil", rufen sie. Auch die Wörter "Nazi" und "Arschloch" fallen - für letzteres erstattet Heidi Mund nach Angaben von Die Partei Anzeige. "Dass Die Partei Frau Mund explizit und eindringlich als 'Nazi' bezeichnete, scheint niemanden gestört zu haben", teilt die Gruppe später mit. "Wir fühlen uns bestätigt was unsere Einschätzung angeht, Frau Mund anscheinend auch." Die Partei kündigt an, auch bei den nächsten Pegida-Demos dabei zu sein. Hashtag: #Tittenhitler.

"Es sieht aus, als wären wir wenige, aber wir sind viele", sagt Heidi Mund gegen Ende. "Ihr habt überhaupt keine Ahnung, ihr habt nix erlebt." Gegen 19.45 Uhr singen die Pegidisten noch die Nationalhymne, dann ist die Versammlung beendet. Danach ziehen noch 500 Gegner über die Zeil.

Pfefferspray und Schlagstöcke

Im Hintergrund kommt es immer wieder zu Rangeleien zwischen der Polizei und Gegendemonstranten. Mutmaßliche Pegidisten werden beschimpft und körperlich bedrängt. Die Polizei setzt Pfefferspray und Schlagstöcke gegen die Aggressoren ein. Die Bilanz: Sechs Verhaftungen, sieben Mal aufgenommene Personalien, drei leicht verletzte Demonstranten und sechs leicht verletzte Polizisten.

Leidtragende sind auch die Lokale am Friedrich-Stoltze-Platz. Die Ladenzeile hinter der Katharinenkirche ist weiträumig abgesperrt. Ins Restaurant Mantis kommt man wegen der Polizeipräsenz nicht, das Lokal ist leer, im Café Bar Celona ist nicht viel los. Die Möbel auf der Terrasse sind vorsichtshalber zusammengebunden. "Es läuft sehr schlecht", sagt Ahmed Hammi, Filialleiter der Bar Celona. In der vergangenen Woche seien durch die Gegendemonstranten Stühle kaputtgegangen, außerdem habe er 80 Prozent weniger Umsatz als sonst gemacht. Schon vor der zweiten Demo kam es vor seinem Café zu Rangeleien zwischen Polizei und Aktivisten. Hammi macht sich Sorgen, wie es in den nächsten Wochen weitergehen soll. Denn Pegida hat angekündigt, am nächsten Montag wieder zu demonstrieren - und auch die Montage danach bis Jahresende.
 
Fotogalerie:
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3. Februar 2015, 12.00 Uhr
Lukas Gedziorowski
 
 
 
 
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