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Zukunft Zeil
Wüst: „Es macht einen riesigen Unterschied, wie wir mit dem Leerstand umgehen“
Die Zeil ist im Wandel, doch wie ihre Zukunft aussieht, ist noch ungewiss. Wenn es nach dem Wirtschaftsdezernat geht, braucht es nun vor allem eines: Mut zur Veränderung. Ein Interview mit Stephanie Wüst.
JOURNAL FRANKFURT: Frau Wüst, wie geht es der Zeil, ist ihre Glanzzeit vorbei?
Stephanie Wüst, Wirtschaftsdezernentin (FDP): Zunächst einmal gilt: Einkaufsstraßen, nicht nur die Zeil, unterliegen schon seit einiger einer Transformation. Corona hat das Ganze nochmal beschleunigt. Wir haben mit hoher Inflation zu kämpfen und wir haben ein verändertes Konsumverhalten, da spielt der Online-Handel eine Rolle und die Menschen sparen, kaufen auch bewusster ein. Der Einzelhandel mag weiterhin der Hauptgrund für einen Zeil-Besuch sein – aber eben nicht nur.
Die Perspektiven ändern sich und es wird relevanter, dass eine Innenstadt ein attraktiver Raum ist. Es geht um gute Erreichbarkeit, Sicherheit, Sauberkeit, aber auch um Erlebnisse und darum, auch alle - Arbeitnehmer, Arbeitgeber, Jugend, Familien bis Seniorinnen und Senioren, Arbeit, Handel, Freizeit und Kultur anzusprechen. Da entwickeln sich neue Perspektiven, die wir als Stadt gestalten müssen. Und so gilt es nun, den Raum, der frei wird, als Chance zu sehen. Wir müssen entscheiden, wie wir den öffentlichen Raum gestalten wollen.
Häufig kommt der Vorwurf auf, die Stadt tue nichts, lasse die Zeil links liegen. Wie stehen Sie dazu?
Hier ist wichtig klarzustellen: Der Stadt gehört zunächst einmal nichts. Die Liegenschaften sind einem Marktprozedere unterlegen. Was wir aber sehen und auch als Problem sehen, sind die Infrastrukturen auf und rund um die Zeil - insbesondere die Hauptwache und deren B-Ebene oder etwa die Bodenplatten auf der Zeil. Es macht auch einen enormen Unterschied wie wir mit dem Leerstand umgehen. Wenn in einem Schaufenster schon mal eine Perspektive hängt, wie es weitergeht, wirkt das ganz anders als mit Pappe verkleidete Fenster.
All das spielt auch in einen lebenswerten Raum rein. Wir gehen dabei auf die Kollegen in den Bereichen Mobilität und Stadtplanung zu, hier muss die Stadt schneller konkrete Pläne vorlegen.
Was konkret tut das Wirtschaftsdezernat?
Viele Projekte haben Einfluss darauf, wie es der Zeil geht. Nicht alle sind unmittelbar ersichtlich, doch sie erhöhen die Aufenthaltsqualität und auch den Komfort vor Ort. Beispiele sind etwa die Weihnachtsbeleuchtung, die das Wirtschaftsdezernat koordiniert, oder eine praktikable Wegeleitung für internationale Gäste. Auch Aktionen, wie der Selfie-Point auf der Zeil, gehören dazu. Parallel dazu sind wir natürlich auch im Kontakt mit Projektentwicklern, wenn es um den Umbau des P&C-Gebäudes oder dem Karstadt geht oder wie eben schnell Nachmieter gefunden werden bzw. wie Umbau oder Leerstände gestaltet werden können.
2022 gab es Aktionstage, etwa in der Vor-Weihnachtszeit, um den Einzelhandel zu stärken. Sind solche Dinge wieder geplant?
Unser Stadtmarketing und die Wirtschaftsförderung arbeiten hier zusammen. Und gemeinsam organisieren wir auch diese Events. Anfang November ist ein „Blue-Night-Shopping“ mit den Anliegern geplant und jetzt, Ende April, startet auch die Veranstaltungsreihe 50° Freitags-Konsti als Brücke zwischen den beiden Markttagen. Bis Ende September sollen jeden Freitag auf der Konstablerwache Verkaufsstände, lokale und nachhaltige Produkte, Kultur, Bildung und Sport für Belebung sorgen.
Kurzfristige Maßnahmen sind sicher gut, vor allem, wenn es um die öffentlichen Plätze wie. Konstablerwache und Hauptwache geht. Wenn es nach Ihnen geht, wie soll es nun weitergehen?
Wir müssen vorankommen und wir wollen vorankommen. Denn fest steht: Die Zeil und konkret die Hauptwache müssen gestaltet werden. Das Wirtschaftsdezernat ist zwar nicht ausführende Kraft aber wir nehmen die Verantwortung auf uns, um Dinge voranzutreiben, Ideen zu entwickeln und Themen immer wieder anzusprechen. Es gibt nicht die eine Antwort auf die Frage, wie unsere Innenstadt attraktiv bleibt. Aber die Rahmenbedingungen müssen passen, wie eben exzellente Erreichbarkeit oder attraktiver Arbeits-, Aufenthalts- und Erlebnisraum.
Es gibt auch gute Beispiele. Bei der Schließung des Herrenausstatter Eckerle etwa gab es mit Snipes einen unmittelbaren Nachmieter. Auch Galeria sorgt seit ihrem Aus- und Umbau für Belebung durch Ausstellungen und Gastronomie auf den oberen Ebenen. Wir müssen Mut an den Tag legen und auch mal was wagen. Geplant ist auch, sich dem Thema eine ganze Woche lang intensiv zu widmen. Ziel ist es, Themen wie Verkehr, Umwelt und Nachtökonomie mitzudenken und auch die Anlieger und Interessengemeinschaften miteinzubinden. Und am Ende der Woche wollen wir Ergebnisse liefern.
Info
Dieses Interview ist im Rahmen der Titelstory der Mai-Ausgabe (JF5/2024) erschienen. Darin geht es um den Zustand aber auch die Zukunft der Zeil – und wie Letztere aussehen könnte. Die Ausgabe finden Sie aktuell am Kiosk Ihrer Wahl oder als ePaper in unserem Shop.
Wirtschaftsdezernentin Stefanie Wüst (FDP) © Fotostudio Wachendörfer
Stephanie Wüst, Wirtschaftsdezernentin (FDP): Zunächst einmal gilt: Einkaufsstraßen, nicht nur die Zeil, unterliegen schon seit einiger einer Transformation. Corona hat das Ganze nochmal beschleunigt. Wir haben mit hoher Inflation zu kämpfen und wir haben ein verändertes Konsumverhalten, da spielt der Online-Handel eine Rolle und die Menschen sparen, kaufen auch bewusster ein. Der Einzelhandel mag weiterhin der Hauptgrund für einen Zeil-Besuch sein – aber eben nicht nur.
Die Perspektiven ändern sich und es wird relevanter, dass eine Innenstadt ein attraktiver Raum ist. Es geht um gute Erreichbarkeit, Sicherheit, Sauberkeit, aber auch um Erlebnisse und darum, auch alle - Arbeitnehmer, Arbeitgeber, Jugend, Familien bis Seniorinnen und Senioren, Arbeit, Handel, Freizeit und Kultur anzusprechen. Da entwickeln sich neue Perspektiven, die wir als Stadt gestalten müssen. Und so gilt es nun, den Raum, der frei wird, als Chance zu sehen. Wir müssen entscheiden, wie wir den öffentlichen Raum gestalten wollen.
Häufig kommt der Vorwurf auf, die Stadt tue nichts, lasse die Zeil links liegen. Wie stehen Sie dazu?
Hier ist wichtig klarzustellen: Der Stadt gehört zunächst einmal nichts. Die Liegenschaften sind einem Marktprozedere unterlegen. Was wir aber sehen und auch als Problem sehen, sind die Infrastrukturen auf und rund um die Zeil - insbesondere die Hauptwache und deren B-Ebene oder etwa die Bodenplatten auf der Zeil. Es macht auch einen enormen Unterschied wie wir mit dem Leerstand umgehen. Wenn in einem Schaufenster schon mal eine Perspektive hängt, wie es weitergeht, wirkt das ganz anders als mit Pappe verkleidete Fenster.
All das spielt auch in einen lebenswerten Raum rein. Wir gehen dabei auf die Kollegen in den Bereichen Mobilität und Stadtplanung zu, hier muss die Stadt schneller konkrete Pläne vorlegen.
Was konkret tut das Wirtschaftsdezernat?
Viele Projekte haben Einfluss darauf, wie es der Zeil geht. Nicht alle sind unmittelbar ersichtlich, doch sie erhöhen die Aufenthaltsqualität und auch den Komfort vor Ort. Beispiele sind etwa die Weihnachtsbeleuchtung, die das Wirtschaftsdezernat koordiniert, oder eine praktikable Wegeleitung für internationale Gäste. Auch Aktionen, wie der Selfie-Point auf der Zeil, gehören dazu. Parallel dazu sind wir natürlich auch im Kontakt mit Projektentwicklern, wenn es um den Umbau des P&C-Gebäudes oder dem Karstadt geht oder wie eben schnell Nachmieter gefunden werden bzw. wie Umbau oder Leerstände gestaltet werden können.
2022 gab es Aktionstage, etwa in der Vor-Weihnachtszeit, um den Einzelhandel zu stärken. Sind solche Dinge wieder geplant?
Unser Stadtmarketing und die Wirtschaftsförderung arbeiten hier zusammen. Und gemeinsam organisieren wir auch diese Events. Anfang November ist ein „Blue-Night-Shopping“ mit den Anliegern geplant und jetzt, Ende April, startet auch die Veranstaltungsreihe 50° Freitags-Konsti als Brücke zwischen den beiden Markttagen. Bis Ende September sollen jeden Freitag auf der Konstablerwache Verkaufsstände, lokale und nachhaltige Produkte, Kultur, Bildung und Sport für Belebung sorgen.
Kurzfristige Maßnahmen sind sicher gut, vor allem, wenn es um die öffentlichen Plätze wie. Konstablerwache und Hauptwache geht. Wenn es nach Ihnen geht, wie soll es nun weitergehen?
Wir müssen vorankommen und wir wollen vorankommen. Denn fest steht: Die Zeil und konkret die Hauptwache müssen gestaltet werden. Das Wirtschaftsdezernat ist zwar nicht ausführende Kraft aber wir nehmen die Verantwortung auf uns, um Dinge voranzutreiben, Ideen zu entwickeln und Themen immer wieder anzusprechen. Es gibt nicht die eine Antwort auf die Frage, wie unsere Innenstadt attraktiv bleibt. Aber die Rahmenbedingungen müssen passen, wie eben exzellente Erreichbarkeit oder attraktiver Arbeits-, Aufenthalts- und Erlebnisraum.
Es gibt auch gute Beispiele. Bei der Schließung des Herrenausstatter Eckerle etwa gab es mit Snipes einen unmittelbaren Nachmieter. Auch Galeria sorgt seit ihrem Aus- und Umbau für Belebung durch Ausstellungen und Gastronomie auf den oberen Ebenen. Wir müssen Mut an den Tag legen und auch mal was wagen. Geplant ist auch, sich dem Thema eine ganze Woche lang intensiv zu widmen. Ziel ist es, Themen wie Verkehr, Umwelt und Nachtökonomie mitzudenken und auch die Anlieger und Interessengemeinschaften miteinzubinden. Und am Ende der Woche wollen wir Ergebnisse liefern.
Dieses Interview ist im Rahmen der Titelstory der Mai-Ausgabe (JF5/2024) erschienen. Darin geht es um den Zustand aber auch die Zukunft der Zeil – und wie Letztere aussehen könnte. Die Ausgabe finden Sie aktuell am Kiosk Ihrer Wahl oder als ePaper in unserem Shop.
Wirtschaftsdezernentin Stefanie Wüst (FDP) © Fotostudio Wachendörfer
29. April 2024, 15.30 Uhr
Sina Eichhorn
Sina Eichhorn
Geboren 1994 in Gelnhausen. Nach einem Studium der Germanistik an der Justus-Liebig-Universität Gießen seit Oktober 2018 beim Journal Frankfurt. Zunächst als Redakteurin, seit 2021 Chefin vom Dienst. Mehr von Sina
Eichhorn >>
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23. Dezember 2024
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