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Wirtschaftsclub RheinMain lädt AfD-Politikerin ein
Wirbel um geplanten Auftritt von Frauke Petry in der Villa Bonn
Die Adresse gehört mit zu den feinsten der Stadtgesellschaft: Am 23. März soll Frauke Petry vor Mitgliedern des Wirtschaftsrats Rhein-Main sprechen. Doch es gibt Widerstand gegen den Auftritt der AfD-Politikerin.
Die Einladung des Wirtschaftsclubs Rhein-Main zeigt Frauke Petry, den Deutschen Bundestag und eine wehende schwarz-rot-goldene Flagge. "Deutschland im Wahljahr – Realität der demokratischen Debatte" heißt der Titel des Referats, den "Dr. Frauke Petry, AfD" am Abend des 23. März 2017 in Frankfurter halten soll. Geplant ist ein Sektempfang in der Lobby der Villa Bonn, danach ein festliches Essen und die Rede Petrys. Darin soll es um das Zusammenspiel von Medien und Politik gehen – und die Auswirkungen der EU-Politik auf den Mittelstand.
Das Gebäude in der Siesmayerstraße 12 birgt eine lange Geschichte. Ende des 19. Jahrhunderts wurde es im neoklassizistischen Stil für den Bankier Wilhelm Bernhard Bonn errichtet, ging in den 20er-Jahren in die Frankfurter Gesellschaft für Handel, Industrie und Wissenschaft über. Wer die Treppen aus dunklem Holz, an Stuck und roten Wänden vorbei und unter glitzernden Kronleuchtern hindurchschreitet, wähnt sich ein bisschen in einer anderen Welt – der des alten Geldes.
Thomas Kremer, Präsident des Wirtschaftsclubs, schreibt in seiner Einladung an die Mitglieder: "Ich halte es geradezu für die Aufgabe eines parteineutralen Clubs, dass man sich auch Themen widmet, die eben nicht 'mainstream‘ sind und mit diesen in die Diskussion geht." Herr Kremer erwähnt in ebendieser Mail auch, dass es für die Einladung der AfD-Politikerin nicht eben nur Zustimmung gegeben habe.
Das aber ist noch freundlich formuliert – wenn man sich zum Beispiel mit Dorian Hartmuth unterhält. Der Personalberater sagt: "Man muss auch mit Faschisten reden – aber man darf ihnen auf keinen Fall ein Podium geben." Herr Hartmuth ist im Beirat des Wirtschafsclubs – und kam auf Nachfrage von Herrn Kremer hinzu. Die Idee war, den Club neu aufzustellen.
Auch der Berater und Organisator der Frankfurter Montagsgesellschaft, Stefan Söhngen, gehört dem Beirat an. Beziehungsweise gehörte. "Ich habe meinen Rücktritt erklärt", sagt er. Frauke Petry einzuladen sei unmöglich. "Nichts gegen demokratische Gepflogenheiten, aber wenn man darauf pocht, kann man doch zu Beginn eines europäischen Superwahljahres nicht als erstes die AfD in die Villa Bonn einladen."
Für Dorian Hartmuth ist der Fall klar: "Hitler ist erfolgreich geworden, weil er sich die Eliten zu eigen gemacht hat, weil er in die Wirtschaftszirkel der Republik hineinwirkte." Das gelte es zu verhindern, sagt Herr Hartmuth und führt auch seine eigene Familiengeschichte ins Feld: Sein Großvater habe zum erweiterten Kreis um Graf Stauffenberg gehört – sei nur durch einen Zufall nicht erwischt worden. "Mein Großvater ist 1983 gestorben, er hat mir alles vorher erzählt und ich habe in diesen Erzählungen gelernt, dass man den Faschisten, gleich mit welchem Argument, nie ein Podium geben darf." Die Einladung an Frauke Petry sei nicht vorher diskutiert worden und sei ein Schlag ins Kontor für den Wirtschaftsclub Rhein-Main.
Die Frankfurter Gesellschaft, der Eigentümer der Villa Bonn und mithin der Vermieter, sieht sich nicht in der Verantwortung. Von der prominenten Gastrednerin habe man bislang nichts gewusst, man habe lediglich die Räume an den Wirtschaftsclub Rhein-Main vermietet. Über das Programm werde man von den Mietern nur in Ausnahmefällen informiert, sagt der Geschäftsführer der Frankfurter Gesellschaft, Uwe Hamann. Er sagt aber auch, dass eine solche Einladung auch in seiner Vereinigung für einige Diskussionen gesorgt hätte. "Ich vermute, wir hätten letztendlich Abstand davon genommen."
Beim Wirtschaftsclub Rhein-Main sieht es derzeit nicht danach aus. Präsident Thomas Kremer schreibt: "Als Demokrat und Liberaler halte ich es für einen guten politischen Diskurs, auch solche Abende durchzuführen. Spannender ist es allemal als ein Redner, der die allgemeine Mehrheitsmeinung wiedergibt. Gerade wer diese Meinung nicht teilt oder gar als offensiv empfindet, sollte am Abend kommen und eine Diskussion offen anführen!"
Änderung: Das Zitat von Stefan Söhngen war nicht vollständig. Wir haben es um den Passus "zu Beginn eines europäischen Superwahljahres" ergänzt. Die Redaktion, 15.3.2017, 14.30 Uhr.
Das Gebäude in der Siesmayerstraße 12 birgt eine lange Geschichte. Ende des 19. Jahrhunderts wurde es im neoklassizistischen Stil für den Bankier Wilhelm Bernhard Bonn errichtet, ging in den 20er-Jahren in die Frankfurter Gesellschaft für Handel, Industrie und Wissenschaft über. Wer die Treppen aus dunklem Holz, an Stuck und roten Wänden vorbei und unter glitzernden Kronleuchtern hindurchschreitet, wähnt sich ein bisschen in einer anderen Welt – der des alten Geldes.
Thomas Kremer, Präsident des Wirtschaftsclubs, schreibt in seiner Einladung an die Mitglieder: "Ich halte es geradezu für die Aufgabe eines parteineutralen Clubs, dass man sich auch Themen widmet, die eben nicht 'mainstream‘ sind und mit diesen in die Diskussion geht." Herr Kremer erwähnt in ebendieser Mail auch, dass es für die Einladung der AfD-Politikerin nicht eben nur Zustimmung gegeben habe.
Das aber ist noch freundlich formuliert – wenn man sich zum Beispiel mit Dorian Hartmuth unterhält. Der Personalberater sagt: "Man muss auch mit Faschisten reden – aber man darf ihnen auf keinen Fall ein Podium geben." Herr Hartmuth ist im Beirat des Wirtschafsclubs – und kam auf Nachfrage von Herrn Kremer hinzu. Die Idee war, den Club neu aufzustellen.
Auch der Berater und Organisator der Frankfurter Montagsgesellschaft, Stefan Söhngen, gehört dem Beirat an. Beziehungsweise gehörte. "Ich habe meinen Rücktritt erklärt", sagt er. Frauke Petry einzuladen sei unmöglich. "Nichts gegen demokratische Gepflogenheiten, aber wenn man darauf pocht, kann man doch zu Beginn eines europäischen Superwahljahres nicht als erstes die AfD in die Villa Bonn einladen."
Für Dorian Hartmuth ist der Fall klar: "Hitler ist erfolgreich geworden, weil er sich die Eliten zu eigen gemacht hat, weil er in die Wirtschaftszirkel der Republik hineinwirkte." Das gelte es zu verhindern, sagt Herr Hartmuth und führt auch seine eigene Familiengeschichte ins Feld: Sein Großvater habe zum erweiterten Kreis um Graf Stauffenberg gehört – sei nur durch einen Zufall nicht erwischt worden. "Mein Großvater ist 1983 gestorben, er hat mir alles vorher erzählt und ich habe in diesen Erzählungen gelernt, dass man den Faschisten, gleich mit welchem Argument, nie ein Podium geben darf." Die Einladung an Frauke Petry sei nicht vorher diskutiert worden und sei ein Schlag ins Kontor für den Wirtschaftsclub Rhein-Main.
Die Frankfurter Gesellschaft, der Eigentümer der Villa Bonn und mithin der Vermieter, sieht sich nicht in der Verantwortung. Von der prominenten Gastrednerin habe man bislang nichts gewusst, man habe lediglich die Räume an den Wirtschaftsclub Rhein-Main vermietet. Über das Programm werde man von den Mietern nur in Ausnahmefällen informiert, sagt der Geschäftsführer der Frankfurter Gesellschaft, Uwe Hamann. Er sagt aber auch, dass eine solche Einladung auch in seiner Vereinigung für einige Diskussionen gesorgt hätte. "Ich vermute, wir hätten letztendlich Abstand davon genommen."
Beim Wirtschaftsclub Rhein-Main sieht es derzeit nicht danach aus. Präsident Thomas Kremer schreibt: "Als Demokrat und Liberaler halte ich es für einen guten politischen Diskurs, auch solche Abende durchzuführen. Spannender ist es allemal als ein Redner, der die allgemeine Mehrheitsmeinung wiedergibt. Gerade wer diese Meinung nicht teilt oder gar als offensiv empfindet, sollte am Abend kommen und eine Diskussion offen anführen!"
Änderung: Das Zitat von Stefan Söhngen war nicht vollständig. Wir haben es um den Passus "zu Beginn eines europäischen Superwahljahres" ergänzt. Die Redaktion, 15.3.2017, 14.30 Uhr.
15. März 2017, 12.20 Uhr
Nils Bremer
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