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Pressemitarbeiter der Stadt
Der Tanz um die Alternative für Deutschland
Die Alternative für Deutschland ist für viele Menschen eine Provokation. Das musste auch ein Mitarbeiter des Presse- und Informationsamtes der Stadt erfahren, der der Partei beigetreten ist.
Thomas Scheben kann die Aufregung nicht ganz verstehen. Mit 16 Jahren war er der Jungen Union beigetreten, war über 40 Jahre lang CDU-Mitglied, jetzt ist er der Alternative für Deutschland beigetreten – und fragt sich, was an der Überschrift in der Rundschau "AfD-Mann schreibt Reden für den OB" eigentlich das Problem ist. Ja, er schreibt auch die eine oder andere Rede für den sozialdemokratischen Oberbürgermeister Peter Feldmann. "Aber wissen Sie: Wir sind Lohnschreiber – wir tun, was uns aufgetragen wird." Und selbst, wenn es mal nicht so sein sollte: "Bis eine Rede tatsächlich vorgetragen wird, geht sie noch durch so viele Hände und Korrekturen - man ist jedes Mal überrascht, was denn da draus geworden ist."
Auch der Vorgesetzte von Herrn Scheben, Presseamtsleiter Nikolaus Münster, kann in der neuen Parteimitgliedschaft seines Mitarbeiters kein Problem sehen: "Die AfD ist eine demokratische Partei. Solange er sich loyal zur Amtsleitung und zum Magistrat verhält, ist das kein Problem." So ist es wohl - und wenn man weiter mit Thomas Scheben spricht, dann muss man sich schon fragen, ob die pauschale Verurteilung dieser Partei nicht wenigstens ein bisschen an demokratischen Gepflogenheiten rührt.
"Aus der CDU auszutreten ist mir gewiss nicht leicht gefallen", sagt Thomas Scheben. Es sei ein jahrelanger Prozess gewesen, solange Petra Roth regierte, die ihn einst unter anderem wegen seiner Parteizugehörigkeit ins Presseamt geholt hatte, habe er seinen Austritt noch hinausgezögert. Gestandene Kommunalpolitiker wie die früheren Dezernenten Horst Hemzal und Albrecht Glaser gehörten zu den prominenten Überläufern der ersten Stunde, auch dass der FAZ-Journalist Konrad Adam zu den Gründern dieser neuen Partei gehörte, imponierte den städtischen Angestellten. "Aber ich war ja fest mit der CDU verwoben, war einst Stipendiat der Konrad-Adenauer-Stiftung." Fünf Jahre, von 1994 bis 1999, war er für die Stiftung als Landesbeauftragter in Ägypten, "eine tolle Zeit".
Die Entfremdung, sie kam durch die Sozialdemokratisierung der CDU, auch das Verfechten des Euros, irgendwann sei man nicht mehr durchgedrungen mit seinen Ansichten. Und dass die AfD eine äußerst rechte Partei sei? Das sei teilweise Propaganda, teilweise auch einigen Mitgliedern geschuldet. "Sehen Sie sich die Grünen in den 80er-Jahren an, jede neugegründete Partei zieht Radikale und Irre an." Ob die AfD es schaffe, diese Leute wieder loszuwerden oder noch besser: zu mäßigen und zu integrieren, sei noch längst nicht ausgemacht. "Das Ganze kann auch scheitern, und wenn es in eine bestimmte Ecke geht, wenn sich etwa der Antisemitismus Bahn brechen sollte, dann ist für mich auch ganz schnell wieder Schluss."
Er habe nach dem Austritt aus der CDU gemerkt, dass ihm eine politische Partei fehle - nicht um ein Mandat anzustreben, dies sei ihm in seiner Position ohnehin nicht erlaubt. "Mir fehlte die Diskussion." Dass CDU-Mitglieder auf ihn eingeredet hätten, nicht zur AfD zu gehen, wie es in der Zeitung zu lesen war, stimme übrigens nicht. "Da hat sich keiner gemeldet. Und einige meiner Parteifreunde, mit denen ich natürlich nach wie vor in Kontakt stehe, sagen insgeheim: Eigentlich hast Du ja recht."
So zeigt sich an dieser kleinen Episode doch recht schön, dass der Kurs der Mitte, den die CDU unter Bundeskanzlerin Angela Merkel oder der Frankfurter Ableger unter Kreisvorsitzenden wie Stadtkämmerer Uwe Becker eingeschlagen hat, längst nicht jedem konservativem Mitglied gefällt. Das zu diskutieren, wäre die spannendere Frage. Zum Schluss hat Herr Scheben noch einen Tipp: "Wir haben mittlerweile 300 Mitglieder in Frankfurt - vielleicht wollen sie die anderen ja auch mal porträtieren." Muss jetzt nicht sein. Aber publizistisch ein Auge auf die Alternative für Deutschland werfen, das können wir dann schon. In zwei Jahren wird in Frankfurt ein neues Parlament gewählt. Wird eine spannende Zeit für die CDU.
Auch der Vorgesetzte von Herrn Scheben, Presseamtsleiter Nikolaus Münster, kann in der neuen Parteimitgliedschaft seines Mitarbeiters kein Problem sehen: "Die AfD ist eine demokratische Partei. Solange er sich loyal zur Amtsleitung und zum Magistrat verhält, ist das kein Problem." So ist es wohl - und wenn man weiter mit Thomas Scheben spricht, dann muss man sich schon fragen, ob die pauschale Verurteilung dieser Partei nicht wenigstens ein bisschen an demokratischen Gepflogenheiten rührt.
"Aus der CDU auszutreten ist mir gewiss nicht leicht gefallen", sagt Thomas Scheben. Es sei ein jahrelanger Prozess gewesen, solange Petra Roth regierte, die ihn einst unter anderem wegen seiner Parteizugehörigkeit ins Presseamt geholt hatte, habe er seinen Austritt noch hinausgezögert. Gestandene Kommunalpolitiker wie die früheren Dezernenten Horst Hemzal und Albrecht Glaser gehörten zu den prominenten Überläufern der ersten Stunde, auch dass der FAZ-Journalist Konrad Adam zu den Gründern dieser neuen Partei gehörte, imponierte den städtischen Angestellten. "Aber ich war ja fest mit der CDU verwoben, war einst Stipendiat der Konrad-Adenauer-Stiftung." Fünf Jahre, von 1994 bis 1999, war er für die Stiftung als Landesbeauftragter in Ägypten, "eine tolle Zeit".
Die Entfremdung, sie kam durch die Sozialdemokratisierung der CDU, auch das Verfechten des Euros, irgendwann sei man nicht mehr durchgedrungen mit seinen Ansichten. Und dass die AfD eine äußerst rechte Partei sei? Das sei teilweise Propaganda, teilweise auch einigen Mitgliedern geschuldet. "Sehen Sie sich die Grünen in den 80er-Jahren an, jede neugegründete Partei zieht Radikale und Irre an." Ob die AfD es schaffe, diese Leute wieder loszuwerden oder noch besser: zu mäßigen und zu integrieren, sei noch längst nicht ausgemacht. "Das Ganze kann auch scheitern, und wenn es in eine bestimmte Ecke geht, wenn sich etwa der Antisemitismus Bahn brechen sollte, dann ist für mich auch ganz schnell wieder Schluss."
Er habe nach dem Austritt aus der CDU gemerkt, dass ihm eine politische Partei fehle - nicht um ein Mandat anzustreben, dies sei ihm in seiner Position ohnehin nicht erlaubt. "Mir fehlte die Diskussion." Dass CDU-Mitglieder auf ihn eingeredet hätten, nicht zur AfD zu gehen, wie es in der Zeitung zu lesen war, stimme übrigens nicht. "Da hat sich keiner gemeldet. Und einige meiner Parteifreunde, mit denen ich natürlich nach wie vor in Kontakt stehe, sagen insgeheim: Eigentlich hast Du ja recht."
So zeigt sich an dieser kleinen Episode doch recht schön, dass der Kurs der Mitte, den die CDU unter Bundeskanzlerin Angela Merkel oder der Frankfurter Ableger unter Kreisvorsitzenden wie Stadtkämmerer Uwe Becker eingeschlagen hat, längst nicht jedem konservativem Mitglied gefällt. Das zu diskutieren, wäre die spannendere Frage. Zum Schluss hat Herr Scheben noch einen Tipp: "Wir haben mittlerweile 300 Mitglieder in Frankfurt - vielleicht wollen sie die anderen ja auch mal porträtieren." Muss jetzt nicht sein. Aber publizistisch ein Auge auf die Alternative für Deutschland werfen, das können wir dann schon. In zwei Jahren wird in Frankfurt ein neues Parlament gewählt. Wird eine spannende Zeit für die CDU.
30. September 2014, 12.16 Uhr
Nils Bremer
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