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Klimawandel in Frankfurt
„Wir müssen begrünen, begrünen und nochmals begrünen“
Im Interview erklärt Frankfurts Umweltdezernentin Tina Zapf-Rodriguez, wie die Stadt mit den Folgen des Klimawandels bereits umgeht – und was noch zu tun ist.
JOURNAL FRANKFURT: Frau Zapf-Rodriguez, der Klimawandel ist mittlerweile bittere Realität. Wie macht er sich in Frankfurt konkret bemerkbar?
Tina Zapf-Rodriguez: Es ist extrem heiß, dann gießt es buchstäblich aus heiterem Himmel wie aus Kübeln. Also Hitze und dann Starkregen mit Überflutungen, weil das Wasser nicht schnell genug abfließen kann. Wir haben seit 2018 viele Extremsommer erlebt, aber dieser scheint besonders krass die Folgen der Klimakrise zu zeigen.
Frankfurt gehört zu den heißesten Städten Deutschlands – im Jahresmittel und auch mit einem Spitzenwert von über 40 Grad Celsius. Die Auswirkungen zeigen sich in der Natur: Der Stadtwald ist zu 98 Prozent krank, die Stadtbäume halten Hitzestress nicht aus und sterben ab. Und natürlich machen die Hitze und auch der ständige Wetterwechsel etwas mit der Gesundheit der Menschen.
Mit fortschreitendem Klimawandel können sich Ende des Jahrhunderts die Klimate der meisten deutschen Städte beispielsweise den Klimaten der Adriaküste annähern. Frankfurt hätte dann ein Klima wie in Kroatien, nur ohne Meer. Was bedeutet das für uns?
Extremwetterereignisse wie Starkregen, aber auch wochenlange Trockenheit und Hitze werden weiter zunehmen. Wir haben weder Meer noch Hochgebirge in der Nähe, um uns abzukühlen. Umso wichtiger ist, dass wir umsetzen, was wir uns vorgenommen haben: Wir müssen unseren Stadtwald unter allen Umständen retten und klimafest machen – denn der bringt Abkühlung.
Wir müssen begrünen, begrünen und nochmals begrünen. Damit meine ich die Entsiegelung von Plätzen, aber auch die Begrünung von Gebäuden und Dächern. Und da, wo es nicht geht, müssen wir Alternativen für Beschattung finden.
Oberste Priorität: Frankfurter Stadtwald als grüne Lunge erhalten
Wie ist Frankfurt darauf vorbereitet?
Glücklicherweise hat Frankfurt schon früh mögliche Folgen des Klimawandels erkannt und angefangen, Klimaschutz und Klimaanpassung voranzutreiben. Seit 2012 gibt es den Masterplan Klimaschutz, inzwischen gibt es auch die Grundsatzbeschlüsse zur Klimaneutralität 2035 und zur Klimastadt Frankfurt mit verbindlichen Vorgaben.
Es gibt die Frankfurter Anpassungsstrategie an den Klimawandel und die Gestaltungssatzung Freiraum und Klima. Sie macht bei Neu- und Umbauten eine klimaangepasste Gestaltung zur Pflicht. Schottergärten sind in Frankfurt tabu – die heizen sich nur auf, und Insekten fressen nun mal auch keine Steine.
Aufhalten lässt sich der Klimawandel leider nicht mehr. Was tut Frankfurt, um die Auswirkungen abzufedern?
Es ist richtig, der Klimawandel hat enorm an Fahrt aufgenommen. Umso wichtiger ist, dass wir alles tun, sein Tempo zu verringern und gleichzeitig die schon jetzt sicht- und spürbaren Folgen für Mensch und Natur abzufedern. Oberste Priorität hat da sicher der Erhalt des Stadtwaldes als „grüne Lunge“ der Stadt. Wir entsiegeln und begrünen Plätze wie den Paul-Arnsberg-Platz, damit die Menschen aus den aufgeheizten Wohnungen raus können und Schatten finden und auch, um kleine Biotope für Insekten, Vögel und andere Tiere zu schaffen.
Es gibt eine Liste kühler Orte, wo sich Menschen aufhalten können, wenn es auf der Straße oder in der Wohnung zu warm wird. An schon jetzt 22 Trinkbrunnen in der ganzen Stadt gibt es kostenlos Trinkwasser. Nicht zuletzt sichert der „Klimawandelaktionsplan“ konkrete Sofortmaßnahmen bei außergewöhnlichen Wetterereignissen.
Funktioniert es, die Strukturen der Zwillingsstädte und die Ökosysteme nachzubauen?
Wir können hier nicht eins zu eins nachbauen, was andere Städte etwa aus der Mittelmeerregion uns vormachen. Dazu gibt es doch zu viele Faktoren, die das Stadtklima beeinflussen und die überall anders sind: Temperaturen, Niederschlag, Verdunstung, Strahlungsparameter, Windkorridore. Aber wir lernen natürlich von den Erfahrungen anderer Städte. In Bologna beispielsweise schützen Arkaden vor Hitze. Das ist etwas, was Frankfurt ebenfalls machen kann bzw. schon bei Planungen und Neubauten auch mitdenkt.
Info
Tina Zapf-Rodriguez (Grüne) ist seit dem 13. Juli Stadträtin sowie Dezernentin für Klima, Umwelt und Frauen.
Tina Zapf-Rodriguez: Es ist extrem heiß, dann gießt es buchstäblich aus heiterem Himmel wie aus Kübeln. Also Hitze und dann Starkregen mit Überflutungen, weil das Wasser nicht schnell genug abfließen kann. Wir haben seit 2018 viele Extremsommer erlebt, aber dieser scheint besonders krass die Folgen der Klimakrise zu zeigen.
Frankfurt gehört zu den heißesten Städten Deutschlands – im Jahresmittel und auch mit einem Spitzenwert von über 40 Grad Celsius. Die Auswirkungen zeigen sich in der Natur: Der Stadtwald ist zu 98 Prozent krank, die Stadtbäume halten Hitzestress nicht aus und sterben ab. Und natürlich machen die Hitze und auch der ständige Wetterwechsel etwas mit der Gesundheit der Menschen.
Mit fortschreitendem Klimawandel können sich Ende des Jahrhunderts die Klimate der meisten deutschen Städte beispielsweise den Klimaten der Adriaküste annähern. Frankfurt hätte dann ein Klima wie in Kroatien, nur ohne Meer. Was bedeutet das für uns?
Extremwetterereignisse wie Starkregen, aber auch wochenlange Trockenheit und Hitze werden weiter zunehmen. Wir haben weder Meer noch Hochgebirge in der Nähe, um uns abzukühlen. Umso wichtiger ist, dass wir umsetzen, was wir uns vorgenommen haben: Wir müssen unseren Stadtwald unter allen Umständen retten und klimafest machen – denn der bringt Abkühlung.
Wir müssen begrünen, begrünen und nochmals begrünen. Damit meine ich die Entsiegelung von Plätzen, aber auch die Begrünung von Gebäuden und Dächern. Und da, wo es nicht geht, müssen wir Alternativen für Beschattung finden.
Wie ist Frankfurt darauf vorbereitet?
Glücklicherweise hat Frankfurt schon früh mögliche Folgen des Klimawandels erkannt und angefangen, Klimaschutz und Klimaanpassung voranzutreiben. Seit 2012 gibt es den Masterplan Klimaschutz, inzwischen gibt es auch die Grundsatzbeschlüsse zur Klimaneutralität 2035 und zur Klimastadt Frankfurt mit verbindlichen Vorgaben.
Es gibt die Frankfurter Anpassungsstrategie an den Klimawandel und die Gestaltungssatzung Freiraum und Klima. Sie macht bei Neu- und Umbauten eine klimaangepasste Gestaltung zur Pflicht. Schottergärten sind in Frankfurt tabu – die heizen sich nur auf, und Insekten fressen nun mal auch keine Steine.
Aufhalten lässt sich der Klimawandel leider nicht mehr. Was tut Frankfurt, um die Auswirkungen abzufedern?
Es ist richtig, der Klimawandel hat enorm an Fahrt aufgenommen. Umso wichtiger ist, dass wir alles tun, sein Tempo zu verringern und gleichzeitig die schon jetzt sicht- und spürbaren Folgen für Mensch und Natur abzufedern. Oberste Priorität hat da sicher der Erhalt des Stadtwaldes als „grüne Lunge“ der Stadt. Wir entsiegeln und begrünen Plätze wie den Paul-Arnsberg-Platz, damit die Menschen aus den aufgeheizten Wohnungen raus können und Schatten finden und auch, um kleine Biotope für Insekten, Vögel und andere Tiere zu schaffen.
Es gibt eine Liste kühler Orte, wo sich Menschen aufhalten können, wenn es auf der Straße oder in der Wohnung zu warm wird. An schon jetzt 22 Trinkbrunnen in der ganzen Stadt gibt es kostenlos Trinkwasser. Nicht zuletzt sichert der „Klimawandelaktionsplan“ konkrete Sofortmaßnahmen bei außergewöhnlichen Wetterereignissen.
Funktioniert es, die Strukturen der Zwillingsstädte und die Ökosysteme nachzubauen?
Wir können hier nicht eins zu eins nachbauen, was andere Städte etwa aus der Mittelmeerregion uns vormachen. Dazu gibt es doch zu viele Faktoren, die das Stadtklima beeinflussen und die überall anders sind: Temperaturen, Niederschlag, Verdunstung, Strahlungsparameter, Windkorridore. Aber wir lernen natürlich von den Erfahrungen anderer Städte. In Bologna beispielsweise schützen Arkaden vor Hitze. Das ist etwas, was Frankfurt ebenfalls machen kann bzw. schon bei Planungen und Neubauten auch mitdenkt.
Tina Zapf-Rodriguez (Grüne) ist seit dem 13. Juli Stadträtin sowie Dezernentin für Klima, Umwelt und Frauen.
8. August 2024, 12.19 Uhr
Jasmin Schülke
Jasmin Schülke
Studium der Publizistik und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2021 Chefredakteurin beim Journal Frankfurt. Mehr von Jasmin
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