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Gebäudereinigung
„Sie sind dabei, ihr wichtigstes Kapital zu verpokern“
Die Gebäudereiniger-Gewerkschaft IG BAU Rhein-Main übt heftige Kritik an den Arbeitgebern, denn die finanzielle Situation der meisten Reinigungskräfte sei dramatisch. Der Bundesinnungsverband ist über die Vorwürfe irritiert.
Leise und unauffällig gehen sie in den Randzeiten ihrer Arbeit nach: Reinigungskräfte, die in Frankfurt täglich die Gebäude sauber halten. Folgt man den Zahlen der Gebäudereiniger-Gewerkschaft IG BAU Rhein-Main, gibt es in der Mainmetropole 446 Betriebe der Gebäudereiniger-Branche mit rund 17 820 Beschäftigten. Und denen geht es angesichts sowieso schon geringer Verdienste und der hinzukommenden Inflation finanziell immer schlechter.
„Wer da arbeitet, hat ein massives Problem – und zwar im Portemonnaie“, sagt Bruno Walle, Bezirksvorsitzender der IG BAU. „Wenn es darum geht, die Härte der Inflation abzufedern, zeigt die Reinigungsbranche den eigenen Leuten die kalte Schulter. Von Lebensmitteln bis zur Miete – die Preise schießen nach oben. Trotzdem gibt es für die, die Frankfurt sauber halten, in den meisten Betrieben keinen Euro und keinen Cent extra. Inflationsausgleichsprämie für Reinigungskräfte – Fehlanzeige!“
Reinigungskräfte in Frankfurt leiden unter Inflation
Vielmehr, sagt Walle in einer Pressemitteilung, weigerten sich die Arbeitgeber seit Monaten, „ihren Beschäftigten in der Inflation finanziell unter die Arme zu greifen“. Der Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks sei nicht einmal zu Gesprächen bereit, obwohl Reinigungskräfte immer noch für einen Niedriglohn arbeiten. Entsprechend trifft sie die Inflation mit voller Wucht. „Sie halten Schulen, Büros und Arztpraxen sauber, wischen Flure, saugen Teppichböden und putzen Fenster. Die Frage ist nur: Wie lange noch?“, ergänzt Walle. Denn immer mehr Beschäftigte würden die Branche wechseln.
Vollzeitkräfte und vor allem Mini-Jobber könnten leicht woanders unterkommen, beispielsweise in der Gastronomie oder im Einzelhandel. Dort werden die Leute händeringend gesucht. Der Gewerkschafter Bruno Walle warnt die Arbeitgeber der Gebäudereinigung, sie spielten „ein gefährliches Spiel“: „Sie sind dabei, ihr wichtigstes Kapital zu verpokern: Die Menschen, die für sie eine saubere Arbeit machen.“
Gebäudereinigung in Frankfurt: Fachkräfte wandern in andere Branchen ab
Er verweist auf die monatlich steigende Inflationsrate (für Oktober 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat), weshalb bei Lebensmitteln die Preise „geradezu explodiert“ seien. „Ein Preisschub von über 27 Prozent bei Nahrungsmitteln innerhalb von nur zwei Jahren – das schlägt eins zu eins durch. Denn wer in der Gebäudereinigung arbeitet, der hat kein Polster im Portemonnaie.“
Die IG BAU Rhein-Main appelliert an die Politiker, den „Warn-Notruf der Gebäudereinigung“ mit nach Berlin zu nehmen. „Denn dass es in einer ganzen Branche vor Inflationsausgleichsprämien-Verweigerern nur so wimmelt, ist zum Beispiel auch bei der Strompreisbremse ein wichtiger Punkt. Dann nämlich, wenn es darum geht, dass der Staat auch für das kommende Jahr den Fuß auf der Preisbremse behält. Denn sollte der gedeckelte Preis für Strom – wie geplant – Ende dieses Jahres auslaufen, dann würde dies gerade die Beschäftigten der Gebäudereinigung unvertretbar hart treffen. Solange sich Arbeitgeber in der Krise so verantwortungslos wie Unternehmer der Gebäudereinigung aus der Affäre ziehen, bleibt nur der Ruf nach staatlicher Hilfe“, sagt Bruno Walle.
Unternehmen verweisen IG BAU auf reguläre Tarifgespräche 2024
Auf Nachfrage des JOURNAL hat sich die Arbeitgebervertretung zu den Vorwürfen der Gewerkschaft geäußert. So bezeichnet der Vorsitzende der Tarifkommission des Bundesinnungsverbands des Gebäudereiniger-Handwerks (BIV), Christian Kloevekorn, die Forderungen nach einem Inflationsausgleich „mehr als irritierend“. So hätten BIV und IG BAU „in den vergangenen Jahren gemeinsam bemerkenswerte Meilensteine“ erzielt: „Unsere Tarifabschlüsse liegen in den vergangenen zehn Jahren im Schnitt mit riesigem Abstand über der Inflation, gerade in Ostdeutschland.“ Und weiter sei der IG BAU bereits zugesagt worden, „im Laufe des kommenden Jahres reguläre Tarifgespräche zu führen“.
Auch für die IG BAU gelte es, Verträge einzuhalten: „Insofern ist es mehr als irritierend, dass die Gewerkschaft mehr als ein Jahr vor Auslaufen des geltenden Lohntarifvertrags neue finanzielle Forderungen stellt.“
„Wer da arbeitet, hat ein massives Problem – und zwar im Portemonnaie“, sagt Bruno Walle, Bezirksvorsitzender der IG BAU. „Wenn es darum geht, die Härte der Inflation abzufedern, zeigt die Reinigungsbranche den eigenen Leuten die kalte Schulter. Von Lebensmitteln bis zur Miete – die Preise schießen nach oben. Trotzdem gibt es für die, die Frankfurt sauber halten, in den meisten Betrieben keinen Euro und keinen Cent extra. Inflationsausgleichsprämie für Reinigungskräfte – Fehlanzeige!“
Vielmehr, sagt Walle in einer Pressemitteilung, weigerten sich die Arbeitgeber seit Monaten, „ihren Beschäftigten in der Inflation finanziell unter die Arme zu greifen“. Der Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks sei nicht einmal zu Gesprächen bereit, obwohl Reinigungskräfte immer noch für einen Niedriglohn arbeiten. Entsprechend trifft sie die Inflation mit voller Wucht. „Sie halten Schulen, Büros und Arztpraxen sauber, wischen Flure, saugen Teppichböden und putzen Fenster. Die Frage ist nur: Wie lange noch?“, ergänzt Walle. Denn immer mehr Beschäftigte würden die Branche wechseln.
Vollzeitkräfte und vor allem Mini-Jobber könnten leicht woanders unterkommen, beispielsweise in der Gastronomie oder im Einzelhandel. Dort werden die Leute händeringend gesucht. Der Gewerkschafter Bruno Walle warnt die Arbeitgeber der Gebäudereinigung, sie spielten „ein gefährliches Spiel“: „Sie sind dabei, ihr wichtigstes Kapital zu verpokern: Die Menschen, die für sie eine saubere Arbeit machen.“
Er verweist auf die monatlich steigende Inflationsrate (für Oktober 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat), weshalb bei Lebensmitteln die Preise „geradezu explodiert“ seien. „Ein Preisschub von über 27 Prozent bei Nahrungsmitteln innerhalb von nur zwei Jahren – das schlägt eins zu eins durch. Denn wer in der Gebäudereinigung arbeitet, der hat kein Polster im Portemonnaie.“
Die IG BAU Rhein-Main appelliert an die Politiker, den „Warn-Notruf der Gebäudereinigung“ mit nach Berlin zu nehmen. „Denn dass es in einer ganzen Branche vor Inflationsausgleichsprämien-Verweigerern nur so wimmelt, ist zum Beispiel auch bei der Strompreisbremse ein wichtiger Punkt. Dann nämlich, wenn es darum geht, dass der Staat auch für das kommende Jahr den Fuß auf der Preisbremse behält. Denn sollte der gedeckelte Preis für Strom – wie geplant – Ende dieses Jahres auslaufen, dann würde dies gerade die Beschäftigten der Gebäudereinigung unvertretbar hart treffen. Solange sich Arbeitgeber in der Krise so verantwortungslos wie Unternehmer der Gebäudereinigung aus der Affäre ziehen, bleibt nur der Ruf nach staatlicher Hilfe“, sagt Bruno Walle.
Auf Nachfrage des JOURNAL hat sich die Arbeitgebervertretung zu den Vorwürfen der Gewerkschaft geäußert. So bezeichnet der Vorsitzende der Tarifkommission des Bundesinnungsverbands des Gebäudereiniger-Handwerks (BIV), Christian Kloevekorn, die Forderungen nach einem Inflationsausgleich „mehr als irritierend“. So hätten BIV und IG BAU „in den vergangenen Jahren gemeinsam bemerkenswerte Meilensteine“ erzielt: „Unsere Tarifabschlüsse liegen in den vergangenen zehn Jahren im Schnitt mit riesigem Abstand über der Inflation, gerade in Ostdeutschland.“ Und weiter sei der IG BAU bereits zugesagt worden, „im Laufe des kommenden Jahres reguläre Tarifgespräche zu führen“.
Auch für die IG BAU gelte es, Verträge einzuhalten: „Insofern ist es mehr als irritierend, dass die Gewerkschaft mehr als ein Jahr vor Auslaufen des geltenden Lohntarifvertrags neue finanzielle Forderungen stellt.“
15. November 2023, 10.45 Uhr
Katja Thorwarth
Katja Thorwarth
Die gebürtige Frankfurterin studierte an der Goethe-Uni Soziologie, Politik und Sozialpsychologie. Ihre journalistischen Schwerpunkte sind Politik, politisches Feuilleton und Meinung. Seit März 2023 Leitung online beim JOURNAL FRANKFURT. Mehr von Katja
Thorwarth >>
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