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Galopprennbahn oder DFB-Akademie?

Was man zum Bürgerentscheid wissen sollte

Am Sonntag findet der erste Bürgerentscheid in Frankfurt statt. Die Frage lautet: Galopprennbahn oder DFB-Akademie? Alles, was man wissen sollte, bevor man sein Kreuz macht, haben wir zusammengestellt.
Worum geht es bei dem Bürgerentscheid?
Entschieden wird die Frage, ob auf dem Gelände der Galopprennbahn die geplante Akademie des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und ein Bürgerpark entstehen sollen. Die Stadtverordnetenversammlung hat im Oktober die Aufstellung eines Bebauungsplans beschlossen. Bei der Abstimmung wird gefragt, ob der Beschluss aufgehoben werden soll - und damit die Rennbahn erhalten bleibt.

Was genau ist geplant?
Auf dem 38 Hektar großen Gelände sind 15 Hektar für den Bau der DFB-Akademie vorgesehen. Außerdem soll die Zentrale des DFB von der Otto-Fleck-Schneise dorthin ziehen. Auf die ursprünglich vorgesehenen fünf Hektar Erweiterungsfläche will der DFB verzichten. Die bestehenden nicht-denkmalgeschützten Gebäude sollen abgerissen werden. Denkmalgeschützt ist etwa das Kassenhäuschen in der Schwarzwaldstraße. Aus dem Rest des Geländes will die Stadt eine öffentliche Grünfläche machen. Der DFB finanziert das 89-Millionen-Euro-Projekt selbst – ohne Zuschüsse der Stadt.

Warum die Galopprennbahn?
Dem Magistrat zufolge ist kein anderes der insgesamt 23 geprüften Gelände in Frankfurt für das Projekt geeignet. Außerdem sieht die Stadt keine Zukunft mehr im Galopprennsport. In 20 Jahren hat sie rund 9,4 Millionen Euro in den Pferderennsport investiert – und will vermeiden, dass es noch mehr wird. Der Renn-Klub allerdings behauptet, eigenständig Rennen veranstalten zu können, auch wenn es nur noch fünf im Jahr sind.

Wird eine Grünfläche zerstört?
Nein. Das Landschaftsschutzgebiet soll geschont und alle Eingriffe sollen ausgeglichen werden. Der Bannwald soll erhalten bleiben. Darüber hinaus entstehen weitere Grünflächen: der DFB wird fünf Rasenplätze auf der Fläche haben und weitere Bäume pflanzen und mit dem Bürgerpark wird es ein neues Naherholungsgebiet geben. Die Bebauung durch den DFB soll rund zwei Hektar betragen, derzeit sollen 1,2 Hektar des Geländes bebaut sein.

Ist die Entscheidung für die DFB-Akademie undemokratisch gefallen?
Nein. Die Stadtverordnetenversammlung hat im Oktober den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan beschlossen. Damit ist die Entscheidung demokratisch legitimiert. Am 21. Juni entscheiden die Bürger, ob sie diesem Beschluss zustimmen.

Was hat Sepp Blatter damit zu tun?
Nichts.

Was hat es mit dem "84-Millionen-Euro-Geschenk" an den DFB auf sich
Nichts. Die vom Renn-Klub und der Bürgerinitiative Pro Rennbahn propagierte Zahl entbehrt jeder Grundlage. Der DFB bekommt kein Geld von der Stadt, sondern andersrum. Eine 48 Millionen-Euro-Erbpacht-Subvention für den DFB gibt es nicht. Der Renn-Klub kritisiert, dass die Pacht für das Gelände zu gering ausgefallen ist, aber der Zins richtet sich nach einer Sportnutzung, nicht an einer gewerblichen. Eine Wertvernichtung der Rennbahn in Höhe 25 Millionen Euro steht außer Frage, denn so viel würde einer Schätzung zufolge der Neubau einer Rennbahn kosten. Die Höhe der Pächterabfindung steht noch nicht fest, aber zehn Millionen Euro, wie der Renn-Klub behauptet, sieht die Stadt nicht vor. Der mit einer Million Euro bezifferte Abriss der Tribüne ist ebenfalls unbestätigt.

Was hat die Stadt davon?
Der DFB zahlt der Stadt eine Pacht in Höhe von 6,8 Millionen Euro. Außerdem zahlen die Gesellschaften des DFB Gewerbesteuer: in den vergangenen zehn Jahren rund 33 Millionen Euro.

Was haben die Bürger davon?
Der DFB sieht einen öffentlichen Bereich in seinem Komplex vor: Es soll ein Bistro, einen Fanshop und einen Ausblick auf einen Sportplatz geben. Außerdem sollen sie vom Bürgerpark profitieren. An dem Projekt sollen sich die Frankfurter mit Ideen beteiligen können.

Wie viele Stimmen sind für den Erhalt der Rennbahn nötig?
Von 497.700 Stimmberechtigten müssen mindestens 25 Prozent für die Rennbahn stimmen, damit das Bürgerbegehren im Sinne der Initiatoren Erfolg hat: das sind rund 124.000 Stimmen. Bei Stimmengleichheit gilt die Frage als mit Nein beantwortet.

Was passiert, wenn der Bürgerentscheid zugunsten der Rennbahn ausfällt?
Der Magistrat hat angekündigt, sich der Entscheidung fügen zu wollen. Einen Plan B für den DFB soll es nicht geben. Die Stadt müsste sich im schlimmsten Fall mit 900.000 Euro an den bisherigen Kosten beteiligen, die dem DFB für die Planung der Akademie entstanden sind. Der politische Schaden dürfte jedoch schwerer wiegen. Dass dadurch der Rennbetrieb weitergeht, ist nicht gesagt: Die Stadt hat den Nutzungsvertrag mit dem Renn-Klub gekündigt. Doch der hält die Kündigung nicht für rechtens. Auch wenn der ehemalige Renn-Klub-Präsident Manfred Hellwig seine Anteile an der Hippodrom GmbH, der bisherigen Veranstalterin, nicht an die Stadt verkauft (so hat er es jedenfalls angedroht), will die Stadt den Rennbetrieb endgültig einstellen.

Was passiert, wenn der Bürgerentscheid zugunsten des DFB ausfällt?
Dannn soll das Gelände zum 1. Januar 2016 dem DFB übergeben werden, der bis 2018 seinen Neubau fertigstellen will. Den Abriss der Gebäude übernimmt der Fußballbund, die Tribüne die Stadt. Doch der Renn-Klub hat bereits angekündigt, den Bürgerentscheid nicht hinzunehmen und sich juristisch gegen das Ende der Rennbahn zu wehren.

Würde mit einem Ende der Rennbahn der Galopprennsport in Hessen sterben?
Nein. Anders als der Renn-Klub behauptet, ist die Frankfurter Galopprennbahn nicht die einzige in Hessen. In Erbach (Odenwald) gibt es eine weitere. Am 27. Juli, zum Erbacher Wiesenmarkt, findet dort der nächste Renntag statt.
 
Fotogalerie:
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19. Juni 2015, 10.00 Uhr
Lukas Gedziorowski
 
 
 
 
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