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Frankfurter Universitäten
„Klimaaktivismus schließt umweltschädliches Reisen nicht aus“
Laut einer Befragung der UAS ist jungen Menschen die Umwelt beim Reisen relativ egal. Gleichzeitig stehen Studierende der Goethe-Uni vor dem Frankfurter Amtsgericht, weil sie sich für mehr Klimaschutz eingesetzt haben. Ein Widerspruch?
Für jüngere Menschen in Deutschland spielt Umweltbewusstsein bei der Planung und Organisation von Reisen eine untergeordnete Rolle – zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Frankfurt University of Applied Sciences (UAS) in Zusammenarbeit mit dem Markt- und Meinungsforschungsinstitut IFAK in Taunusstein, die vergangenen Montag veröffentlicht wurde. Bei einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage zwischen dem 1. und dem 25. August 2023 machten 1001 deutschsprachige Menschen ab 14 Jahren telefonisch Angaben zu ihrem Reiseverhalten.
Durch alle Altersklassen hinweg zeigt sich, dass die Menschen gerne bequem reisen und am liebsten möglichst wenig umsteigen. Außerdem wollen sie sich, am Urlaubsort angekommen, flexibel fortbewegen können, weshalb die Wahl des Verkehrsmittels auch meistes auf das Auto fällt (44 Prozent), gefolgt vom Flugzeug (40 Prozent). Umweltbewusstes Reisen – durch die Nutzung klimaschonender Verkehrsmittel, der Ausübung umweltschonender Aktivitäten am Urlaubsziel und der Buchung von Unterkünften mit Ökosiegel oder ökologischer Zertifizierung – spielt laut UAS eine geringere Rolle. Erst Befragte ab 50 Jahren geben an, hierauf einen größeren Wert zu legen.
UAS-Befragung: Reisende in ihren Zwanzigern lehnen freiwillige CO2-Kompensation am häufigsten ab
Viele Fluggesellschaften und Reiseveranstalter bieten Urlauberinnen und Urlaubern mittlerweile an, den eigenen ökologischen Fußabdruck durch eine freiwillige Zahlung zu kompensieren. Damit stoßen sie in der Altersgruppe von 20 bis 29-Jährigen mit 71 Prozent auf die größte Ablehnung. Allerdings lehnen auch Befragte zwischen 40 und 49 Jahren mit nur einem Prozent weniger eine solche Kompensation deutlich ab, mit 60 Jahren ist die Ablehnung wiederum am geringsten. So gelangt die Studie also zu ihrer Kernaussage, jüngeren Menschen sei das Umweltbewusstsein weniger wichtig.
Gleichzeitig gibt es Stimmen, wie die des 18-jährigen Stadtschulsprechers Laurenz Aller, der im JOURNAL betont, dass unter Jugendlichen in Frankfurt zwar große Unzufriedenheit mit der Politik herrscht, aber ein noch größerer Drang und Wille zur Veränderung, auch hinsichtlich der Bekämpfung des Klimawandels. Bestes Beispiel hierfür sind auch die Studentinnen und Studenten der Frankfurter Goethe-Universität. Im vergangenen Dezember besetzten sie einen Hörsaal, um Forderungen an eine klimagerechtere Uni zu stellen, und stehen deshalb derzeit vor dem Amtsgericht.
Emma Scholz: Klimaaktivismus und umweltschädliches Reisen schließen sich nicht aus
Kein Widerspruch, wie Emma Scholz aus dem AStA-Vorstandskollektiv der Goethe-Universität findet, da sich Klimaaktivismus und umweltschädliches Reisen nicht ausschließen: „Das Reisen ist wie vieles andere oftmals teurer, wenn es auf umweltfreundlichem Wege getan oder hergestellt wird. Viele junge Menschen haben nicht die finanzielle Möglichkeit, in allen Lebensbereichen den umweltfreundlichen Weg zu gehen.“
Zu diesem Schluss kommt auch Christian Holst, Geschäftsführer des Institute for Aviation and Tourism (IAT) an der UAS: „Es scheint somit, dass trotz der vielfältig beschriebenen Wichtigkeit des Klimawandels unter den Jüngeren am Ende das Portemonnaie den Ausschlag gibt, während bei den vergleichsweise wohlhabenderen Älteren das Thema der Nachhaltigkeit eine größere Resonanz erfährt“, fasst er die Ergebnisse der Befragung zusammen.
Christian Holst: am Ende gibt das Portemonnaie den Ausschlag
Eine Kritik daran würde sich in ein Narrativ einreihen, dass die Ursache der Klimakrise auf die Verbraucherinnen und Verbraucher bzw. die Individuen anstatt auf die politischen Amtsträgerinnen und Amtsträger sowie kapitalistischen Strukturen verlagere, findet der AStA-Vorstand. Viel wichtiger sei es doch, dass sich jungen Menschen auch auf anderen Wegen für eine klimagerechte Zukunft einsetzen könnten, wie zum Beispiel durch die Besetzung eines Hörsaals.
Der Terminus der zwei Extreme – also Hörsaal-Besetzung mit der Folge einer Gerichtsverhandlung auf der einen und Gleichgültigkeit auf der anderen Seite – sei ein medial überzogenes Bild, welches oft die vermeintlichen Extreme der Klimaaktivistinnen und Aktivisten überspitze. Es stünden viel mehr Perspektiven im Raum. Ein demokratischer Diskurs könne für die Vermittlung zwischen den Perspektiven produktiv sein, sagt Scholz.
Greenerasmus – umweltbewusstes Reisen für Studierende
Bezüglich Tipps für Studierende, die beim Reisen trotzdem auf Klimaschutz setzen wollen, verweist der AStA auf „Greenerasmus“. Dessen Ziel ist es, die Nachhaltigkeit der jeweiligen Erasmus+-Programme zu verbessern und den Hochschulsektor europaweit generell für Nachhaltigkeit zu sensibilisieren. Dazu sollen künftig umfassende Analysen durchgeführt werden.
Durch alle Altersklassen hinweg zeigt sich, dass die Menschen gerne bequem reisen und am liebsten möglichst wenig umsteigen. Außerdem wollen sie sich, am Urlaubsort angekommen, flexibel fortbewegen können, weshalb die Wahl des Verkehrsmittels auch meistes auf das Auto fällt (44 Prozent), gefolgt vom Flugzeug (40 Prozent). Umweltbewusstes Reisen – durch die Nutzung klimaschonender Verkehrsmittel, der Ausübung umweltschonender Aktivitäten am Urlaubsziel und der Buchung von Unterkünften mit Ökosiegel oder ökologischer Zertifizierung – spielt laut UAS eine geringere Rolle. Erst Befragte ab 50 Jahren geben an, hierauf einen größeren Wert zu legen.
Viele Fluggesellschaften und Reiseveranstalter bieten Urlauberinnen und Urlaubern mittlerweile an, den eigenen ökologischen Fußabdruck durch eine freiwillige Zahlung zu kompensieren. Damit stoßen sie in der Altersgruppe von 20 bis 29-Jährigen mit 71 Prozent auf die größte Ablehnung. Allerdings lehnen auch Befragte zwischen 40 und 49 Jahren mit nur einem Prozent weniger eine solche Kompensation deutlich ab, mit 60 Jahren ist die Ablehnung wiederum am geringsten. So gelangt die Studie also zu ihrer Kernaussage, jüngeren Menschen sei das Umweltbewusstsein weniger wichtig.
Gleichzeitig gibt es Stimmen, wie die des 18-jährigen Stadtschulsprechers Laurenz Aller, der im JOURNAL betont, dass unter Jugendlichen in Frankfurt zwar große Unzufriedenheit mit der Politik herrscht, aber ein noch größerer Drang und Wille zur Veränderung, auch hinsichtlich der Bekämpfung des Klimawandels. Bestes Beispiel hierfür sind auch die Studentinnen und Studenten der Frankfurter Goethe-Universität. Im vergangenen Dezember besetzten sie einen Hörsaal, um Forderungen an eine klimagerechtere Uni zu stellen, und stehen deshalb derzeit vor dem Amtsgericht.
Kein Widerspruch, wie Emma Scholz aus dem AStA-Vorstandskollektiv der Goethe-Universität findet, da sich Klimaaktivismus und umweltschädliches Reisen nicht ausschließen: „Das Reisen ist wie vieles andere oftmals teurer, wenn es auf umweltfreundlichem Wege getan oder hergestellt wird. Viele junge Menschen haben nicht die finanzielle Möglichkeit, in allen Lebensbereichen den umweltfreundlichen Weg zu gehen.“
Zu diesem Schluss kommt auch Christian Holst, Geschäftsführer des Institute for Aviation and Tourism (IAT) an der UAS: „Es scheint somit, dass trotz der vielfältig beschriebenen Wichtigkeit des Klimawandels unter den Jüngeren am Ende das Portemonnaie den Ausschlag gibt, während bei den vergleichsweise wohlhabenderen Älteren das Thema der Nachhaltigkeit eine größere Resonanz erfährt“, fasst er die Ergebnisse der Befragung zusammen.
Eine Kritik daran würde sich in ein Narrativ einreihen, dass die Ursache der Klimakrise auf die Verbraucherinnen und Verbraucher bzw. die Individuen anstatt auf die politischen Amtsträgerinnen und Amtsträger sowie kapitalistischen Strukturen verlagere, findet der AStA-Vorstand. Viel wichtiger sei es doch, dass sich jungen Menschen auch auf anderen Wegen für eine klimagerechte Zukunft einsetzen könnten, wie zum Beispiel durch die Besetzung eines Hörsaals.
Der Terminus der zwei Extreme – also Hörsaal-Besetzung mit der Folge einer Gerichtsverhandlung auf der einen und Gleichgültigkeit auf der anderen Seite – sei ein medial überzogenes Bild, welches oft die vermeintlichen Extreme der Klimaaktivistinnen und Aktivisten überspitze. Es stünden viel mehr Perspektiven im Raum. Ein demokratischer Diskurs könne für die Vermittlung zwischen den Perspektiven produktiv sein, sagt Scholz.
Bezüglich Tipps für Studierende, die beim Reisen trotzdem auf Klimaschutz setzen wollen, verweist der AStA auf „Greenerasmus“. Dessen Ziel ist es, die Nachhaltigkeit der jeweiligen Erasmus+-Programme zu verbessern und den Hochschulsektor europaweit generell für Nachhaltigkeit zu sensibilisieren. Dazu sollen künftig umfassende Analysen durchgeführt werden.
30. Oktober 2023, 16.30 Uhr
Sina Claßen
Sina Claßen
Studium der Publizistik und des Öffentlichen Rechts an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2023 beim Journal Frankfurt. Mehr von Sina
Claßen >>
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