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Foto: Symbobild © Adobe Stock/Chidori_B
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Europawahl 2024

Memes, Lipsync oder Cottagecore – die AfD auf TikTok

Die Frankfurter Bildungsstätte Anne Frank hat die Strategien der AfD auf TikTok analysiert. Verschiedene Studien kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen bezüglich ihrer Beliebtheit bei Jugendlichen.
22 Prozent der jungen Menschen in Deutschland würden die AfD wählen – diese Aussage kursierte in den vergangenen Monaten durch die deutschen Medien, nachdem am 23. April die jährliche Trendstudie „Jugend in Deutschland 2024“ veröffentlicht wurde, und sorgte für Unbehagen. Mit einiger Verzögerung wurde dann Kritik an der Studie beziehungsweise der Berichterstattung über sie laut: Die Aussage sei irreführend, schreibt beispielsweise der ARD-Faktenfinder Pascal Siggelkow am 16. Mai. „Denn in der Studie … tauchen die 22 Prozent zwar auf – beziehen sich jedoch nur auf diejenigen Befragten, die zum einen wissen, wen sie wählen würden, und zum anderen, die auch wählen gehen würden.“

Tatsächlich habe rund ein Drittel der Befragten keine Präferenz angegeben und mit Blick auf alle Befragten liege der Anteil derjenigen, die die AfD wählen würden, nur noch bei etwa 14,3 Prozent. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt im Mai auch eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa, in der die AfD mit 14 Prozent der Stimmen bei den unter 30-Jährigen auf Platz drei landet; hinter den Grünen und der CDU/CSU mit jeweils 21 Prozent. Bei der U18-Europawahl, deren Ergebnisse am 3. Juni veröffentlicht wurden, schafft es die AfD mit 13,6 Prozent lediglich auf den vierten Platz.

Info
Die U18-Europawahl ist eine Maßnahme der politischen Bildung und soll dazu dienen, die Politik mit Kinder- und Jugendthemen zu konfrontieren. Das vollständige Ergebnis finden Sie hier.

Unabhängig davon darf bei der diesjährigen Europawahl am 9. Juni in Deutschland erstmals ab dem 16. Lebensjahr gewählt werden. Alle wichtigen Informationen rund um das Wahlverfahren in Frankfurt lesen Sie hier.


Bildungsstätte Anne Frank veröffentlicht neuen TikTok-Report

Ob nun 22 Prozent oder doch nur 14, klar ist: „Wir können von einem deutlichen Rechtsruck in der jungen Bevölkerung sprechen. Das schlägt sich in den politischen Präferenzen der 14- bis 29-Jährigen nieder. Während die Parteien der Ampel-Regierung in der Gunst immer weiter absinken, hat die AfD besonders großen Zulauf“, resümiert Klaus Hurrelmann die von ihm fachlich begleitete Trendstudie „Jugend in Deutschland 2024“. Auch die Bildungsstätte Anne Frank bezieht sich in ihrem neuen Report „Das TikTok-Universum der (extremen) Rechten“ auf besagte Studie und nimmt sie – ebenso wie das kürzlich viral gegangenen Sylt-Video – zum Anlass, um aktuelle Trends, Strategien und Ästhetiken auf der Videoplattform zu analysieren.

„Wir sehen Minderjährige, die zu einer Rede von Josef Göbbels lipsyncen, Accounts, die Eva Braun verherrlichen und AfD-Nachwuchspolitikerinnen, die rechtsextreme Begriffe in Memes verbreiten“, sagt die Direktorin der Bildungsstätte, Deborah Schnabel. „Das Spiel mit Grenzen und dem Verbotenem wird auf TikTok auf die Spitze getrieben. Im rechten TikTok-Universum wird nationalsozialistisches Gedankengut als ‚cool‘, ‚anders‘ und ‚neu‘ verpackt.“ Doch wie gelingt das?

Memes, Lipsync oder Cottagecore – so gelangen rechte Ästhetiken in den Mainstream

Ein Grund sei die starke Präsenz der AfD sowie zahlreicher Fan-Accounts auf TikTok – auch im Vergleich zu den anderen etablierten Parteien. Die Bildungsstätte Anne Frank spricht in diesem Zusammenhang sogar von einem ganzen „Spam-Netzwerk der AfD“, das kontinuierlich neuen Content beisteuert. Inhaltlich drehe es sich dabei viel um die Probleme und Sorgen der Jugend (Inflation, Kriege, hohe Mieten, Klimawandel), denen sich die AfD als „Kümmerer und Versteher“ annehme, und denen die Partei in den allermeisten Fällen sehr einfache Antworten (Abschottung und Abschiebung) entgegensetze.

Nicht nur Menschen mit Migrationshintergrund würden zum „Erzfeind Nummer 1“ erkoren, auch „links-grüne Lehrer*innen, Professor*innen und die Etablierten“ würden als Feindbilder konstatiert. So entstehe ein „Wir-Gegen-Die-Gefühl“ und eine „virtuelle Hegemonie“, die den Eindruck einer rechten Massenbewegung vermittle. Unterdessen inszeniere sich unter anderem der EU-Abgeordnete und Spitzenkandidat zur Europawahl, Maximilian Krah, als neue rechte Vater-Figur, die jungen Männern erklärt, dass „echte Männer rechts sind“, und sogenannte „Tradwives“ (traditionelle Ehefrauen) zeigten sich im Stil der 50er-Jahre gekleidet beim Erledigen der Hausarbeit – Feminismus ade.

Direktorin Schnabel: „TikTok ist kein Neuland“

„Die Lösung für die politische Bildung kann nicht nur darin bestehen, TikTok mit Erklärvideos oder frontalen Bildungsinhalten zu befüllen. Jugendliche wollen auch in ihren ästhetischen Haltungen respektiert und auf emotionaler Ebene angesprochen werden“, mahnt Schnabel. „Demokratische Akteur*innen sind gefordert, sich ernsthaft mit den Themen, Interessen, Sorgen und Ängsten der nachwachsenden Generation zu beschäftigen.“ Und: „TikTok ist kein Neuland, sondern eine virtuelle Agora, auf der sich schon jetzt die unterschiedlichsten Communitys tummeln.“

Info
Das TikTok-Universum der (extremen) Rechten
Trends, Strategien und Ästhetik in der Social Media-Kommunikation
Analyse und Empfehlungen der Bildungsstätte Anne Frank

Zum vollständigen Report geht es hier.


Goethe-Universität Frankfurt: Studie zur Europawahl geplant

Auch an der Frankfurter Goethe-Universität ist man sich über die Aussagekraft der eingangs beschriebenen Trendstudie „Jugend in Deutschland 2024“ wohl uneins. Aus Wissenschaftskreisen ist zu hören, dass bezüglich der Europawahl am 9. Juni eine eigene Untersuchung geplant ist, die sich mit dem Wahlerfolg der AfD auseinandersetzen will. Auch in Hinblick auf die Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen am 1. sowie Brandenburg am 22. September 2024 könnten die Ergebnisse von hohem Interesse sein.
 
Fotogalerie:
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4. Juni 2024, 16.33 Uhr
Sina Claßen
 
Sina Claßen
Studium der Publizistik und des Öffentlichen Rechts an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2023 beim Journal Frankfurt. – Mehr von Sina Claßen >>
 
 
 
 
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