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Der Römer wird bunter
Feldmann ist Oberbürgermeister
Es sollte der letzte politische Coup von Petra Roth werden, als sie im November 2011 ihren vorzeitigen Rücktritt bekannt gab. Doch der Schuss ging nach hinten los: Peter Feldmann machte das Rennen.
Die schwarz-grüne Koalition im Römer bekommt einen farblichen Tupfer verpasst. Peter Feldmann hat die Wahl zum Oberbürgermeisterwahl gewonnen. Boris Rhein (CDU) und der SPD-Mann standen sich als die letzten beiden verbliebenen Kandidaten am Sonntag in der Stichwahl gegenüber. Und schon bei den ersten Hochrechungen, die im Römer eintrudelten, zeichnete sich der Erfolg des Außenseiters ab.
Um 18.30 Uhr waren gerade 330 der 461 Wahlbezirke ausgezählt. Feldmann lag da schon mit etwas mehr als 10.000 Stimmen vorne. Den Vorsprung des SPD-Kandidaten konnte Rhein nicht mehr einholen.
Als Peter Feldmann seine immer noch erkältungsgeschwächte Stimme vor dem Haus am Dom erheben will, schlägt die Turmuhr gerade zur siebten Stunde. "Ohne meine Unterstützer hätte ich es nicht geschafft", sagt er und nennt auch Flughafenausbaugegner und Piraten, nennt Gewerkschafter und Jungsozialisten. "Ohne meine Partei stünde ich nicht hier - sie hat gesagt, wie probieren es mal mit diesem Kerl." Der Wahlsieger betont: "Es ging nicht um die Person Peter Feldmann, es ging um Inhalte." Dann nennt er sie: Kinderarmut, Internationalität und Weltoffenheit, sozialer Zusammenhalt. Zum Schluss seiner kurzen Rede sagt er: "Lasst uns Spaß haben heute Abend - ich geh jetzt nochmal rüber in den Römer und erschrecke die anderen." Das macht er dann auch, begleitet von seinen Unterstützern und vielen Kamerateams.
Der hessische SPD-Chef Thorsten Schäfer-Gümbel sprach von einem "grandiosen Tag" für die Sozialdemokraten. "Ein fantastisches Ergebnis, das uns auch in Hessen neuen Rückenwind geben wird", so Schäfer-Gümbel. Frankfurt sei für die Partei enorm wichtig. "Das tut uns allen gut", lobte der Vorsitzende der Landtagsfraktion.
Innerhalb der SPD war schon die Nominierung Peter Feldmanns keine ausgemachte Sache gewesen - viele hatten seinen Konkurrenten Michael Paris vorne gesehen, auch dort kam es anders: die Mitglieder entschieden sich für den Underdog. Jetzt sagt Michael Paris: "Die Wahl war zu gewinnen - dass sie so deutlich gewonnen wurde, ist toll." Der frühere FSV-Manager Bernd Reisig hingegen wies darauf hin, dass es Parallelen zu einer Wahl vor 17 Jahren gäbe: "Damals hat niemand geglaubt, dass Petra Roth gewinnen könne, niemand hat geglaubt, dass sie ihre Politik durchsetzen könne, niemand, dass sie sich gegen eine rot-grüne Mehrheit im Magistrat hätte durchsetzen können - und doch ist sie die erfolgreichste Oberbürgermeisterin geworden, die die Stadt hatte."
Lange Gesichter hingegen bei der CDU, die versuchte, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Sie präsentierte sich aber als fairer Verlierer. "Wir wussten, es wird eine schwere Wahl - und jetzt haben wir eben verloren", sagte der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier. Boris Rhein kam durch den Hintereingang in den Römer und war "enttäuscht". Es täte ihm vor allem für die Partei leid, die so hart für ihn gekämpft hatte.
Der Stadtkämmerer Uwe Becker war noch bis zum Abend "fest davon ausgegangen", dass die Politik der Römerkoalition von den Wählern honoriert wird. Warum es dann doch ganz anders kam, müsse genau analysiert werden. Die ersten Eindrücke des Kämmerers: Peter Feldmann hatte sowohl im Frankfurter Süden als auch im Nordend, den Hochburgen der Flughafenausbaugegner und der Grünen, die freigeworden Stimmen einheimsen können.
Bürgermeister Olaf Cunitz (Grüne) meint, alle Parteien müssten nun fair miteinander sein. "Wir sind alle gefordert", sagt der Bürgermeister. Für die schwarz-grüne Römerkoalition bedeute die Wahl Feldmanns, "dass sie noch enger zusammenrücken wird" - ohne jedoch Herrn Feldmann auszuschließen. Cunitz bezweifelt, dass der SPD-Kandidat seine Wahlkampfversprechen erfüllen werden kann. "Er wird weder die Kinderarmut halbieren können, noch Frankfurt in kürzester Zeit zur Solarhauptstadt machen", prohpezeit er. Jetzt aber sei der Wahlkampf vorbei. Es gehe nun darum, "das Beste für die Stadt zu machen". Sein Frankfurter Parteichef, Omid Nouripour ergänzt trocken: "Politik wird nicht einfacher in Frankfurt."
Sein Amt wird Peter Feldmann am 1. Juli 2012 antreten, bis dahin ist noch Petra Roth Oberbürgermeisterin.
Weiterlesen:
- So wählten die Stadtteile
- Der Spagat der Grünen
- Nach Roth folgt Rot
- Wahlbeteiligung bei nur 35,1 Prozent
Beachten Sie auch unser Interview mit Peter Feldmann, das wir im Vorfeld der Wahl geführt haben. Ein aktuelles Gespräch mit dem neugewählten Oberbürgermeister lesen Sie im Journal Frankfurt vom 27. März 2012.
Um 18.30 Uhr waren gerade 330 der 461 Wahlbezirke ausgezählt. Feldmann lag da schon mit etwas mehr als 10.000 Stimmen vorne. Den Vorsprung des SPD-Kandidaten konnte Rhein nicht mehr einholen.
Als Peter Feldmann seine immer noch erkältungsgeschwächte Stimme vor dem Haus am Dom erheben will, schlägt die Turmuhr gerade zur siebten Stunde. "Ohne meine Unterstützer hätte ich es nicht geschafft", sagt er und nennt auch Flughafenausbaugegner und Piraten, nennt Gewerkschafter und Jungsozialisten. "Ohne meine Partei stünde ich nicht hier - sie hat gesagt, wie probieren es mal mit diesem Kerl." Der Wahlsieger betont: "Es ging nicht um die Person Peter Feldmann, es ging um Inhalte." Dann nennt er sie: Kinderarmut, Internationalität und Weltoffenheit, sozialer Zusammenhalt. Zum Schluss seiner kurzen Rede sagt er: "Lasst uns Spaß haben heute Abend - ich geh jetzt nochmal rüber in den Römer und erschrecke die anderen." Das macht er dann auch, begleitet von seinen Unterstützern und vielen Kamerateams.
Der hessische SPD-Chef Thorsten Schäfer-Gümbel sprach von einem "grandiosen Tag" für die Sozialdemokraten. "Ein fantastisches Ergebnis, das uns auch in Hessen neuen Rückenwind geben wird", so Schäfer-Gümbel. Frankfurt sei für die Partei enorm wichtig. "Das tut uns allen gut", lobte der Vorsitzende der Landtagsfraktion.
Innerhalb der SPD war schon die Nominierung Peter Feldmanns keine ausgemachte Sache gewesen - viele hatten seinen Konkurrenten Michael Paris vorne gesehen, auch dort kam es anders: die Mitglieder entschieden sich für den Underdog. Jetzt sagt Michael Paris: "Die Wahl war zu gewinnen - dass sie so deutlich gewonnen wurde, ist toll." Der frühere FSV-Manager Bernd Reisig hingegen wies darauf hin, dass es Parallelen zu einer Wahl vor 17 Jahren gäbe: "Damals hat niemand geglaubt, dass Petra Roth gewinnen könne, niemand hat geglaubt, dass sie ihre Politik durchsetzen könne, niemand, dass sie sich gegen eine rot-grüne Mehrheit im Magistrat hätte durchsetzen können - und doch ist sie die erfolgreichste Oberbürgermeisterin geworden, die die Stadt hatte."
Lange Gesichter hingegen bei der CDU, die versuchte, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Sie präsentierte sich aber als fairer Verlierer. "Wir wussten, es wird eine schwere Wahl - und jetzt haben wir eben verloren", sagte der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier. Boris Rhein kam durch den Hintereingang in den Römer und war "enttäuscht". Es täte ihm vor allem für die Partei leid, die so hart für ihn gekämpft hatte.
Der Stadtkämmerer Uwe Becker war noch bis zum Abend "fest davon ausgegangen", dass die Politik der Römerkoalition von den Wählern honoriert wird. Warum es dann doch ganz anders kam, müsse genau analysiert werden. Die ersten Eindrücke des Kämmerers: Peter Feldmann hatte sowohl im Frankfurter Süden als auch im Nordend, den Hochburgen der Flughafenausbaugegner und der Grünen, die freigeworden Stimmen einheimsen können.
Bürgermeister Olaf Cunitz (Grüne) meint, alle Parteien müssten nun fair miteinander sein. "Wir sind alle gefordert", sagt der Bürgermeister. Für die schwarz-grüne Römerkoalition bedeute die Wahl Feldmanns, "dass sie noch enger zusammenrücken wird" - ohne jedoch Herrn Feldmann auszuschließen. Cunitz bezweifelt, dass der SPD-Kandidat seine Wahlkampfversprechen erfüllen werden kann. "Er wird weder die Kinderarmut halbieren können, noch Frankfurt in kürzester Zeit zur Solarhauptstadt machen", prohpezeit er. Jetzt aber sei der Wahlkampf vorbei. Es gehe nun darum, "das Beste für die Stadt zu machen". Sein Frankfurter Parteichef, Omid Nouripour ergänzt trocken: "Politik wird nicht einfacher in Frankfurt."
Sein Amt wird Peter Feldmann am 1. Juli 2012 antreten, bis dahin ist noch Petra Roth Oberbürgermeisterin.
Weiterlesen:
- So wählten die Stadtteile
- Der Spagat der Grünen
- Nach Roth folgt Rot
- Wahlbeteiligung bei nur 35,1 Prozent
Beachten Sie auch unser Interview mit Peter Feldmann, das wir im Vorfeld der Wahl geführt haben. Ein aktuelles Gespräch mit dem neugewählten Oberbürgermeister lesen Sie im Journal Frankfurt vom 27. März 2012.
Fotogalerie: Stichwahl 2012
25. März 2012, 18.09 Uhr
Nils Bremer/Gerald Schäfer
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23. Dezember 2024
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