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Cannabis-Legalisierung
Frankfurter Cannabis Club steht in den Startlöchern
Mit „Bembel Buds“ entsteht bald legales Cannabis in Frankfurt. Mit zwei geplanten Abgabestellen in der Stadt sollen die Mitglieder ab Juli mit dem grünen Stöffsche versorgt werden. Das JOURNAL hat mit dem Vereinsgründer Arne Löffel gesprochen.
JOURNAL FRANKFURT: Herr Löffel, was reizt Sie daran, einen Cannabis Social-Club zu gründen?
Arne Löffel: Ich habe mich als Journalist und Kongressveranstalter in den vergangenen zwei Jahren intensiv mit der Legalisierung von Cannabis in Deutschland beschäftigt und bin überzeugt davon, dass Cannabis unter hochregulierten Bedingungen erzeugt werden muss, um den Konsumierenden sicherere und hochqualitative Produkte zu bieten. Die Erzeugung und Weitergabe in Clubs ist eine Möglichkeit, das zu gewährleisten.
…in Ihrem Club „Bembel Buds“…
Mit unserem Club Bembel Buds werden wir den Beweis erbringen, dass es möglich ist, einen solchen Club unter Einhaltung aller Regeln, Gesetze und Vorgaben zu betreiben. Hierfür habe ich mit Moritz Dapprich einen großartigen Grower gefunden, der unseren Mitgliedern mit den jahrzehntelang erprobten Genetiken von Falcanna aus den USA das allerbeste Cannabis zur Verfügung stellen wird. Wir haben 60 Sorten im Programm und werden gemeinsam mit den Mitgliedern erarbeiten, welche dieser Sorten im Club angebaut und in unseren Abgabestellen in Rüsselsheim und Frankfurt ausgegeben werden sollen. Diese seriöse Herangehensweise beim Anbau und der Abgabe im Verein soll nicht nur dazu beitragen, den Mitgliedern Zugang zu hochqualitativem Cannabis zu ermöglichen, sondern zugleich auch den Schwarzmarkt bekämpfen und so zu mehr Jugendschutz und Suchtprävention führen.
Wo genau in Frankfurt?
In Frankfurt planen wir zwei Abgabestellen, eine in der Innenstadt und eine in Sachsenhausen, die genauen Standorte werden noch mitgeteilt.
Was wird sich in Deutschland wirtschaftlich und gesellschaftlich verändern mit Cannabis-Clubs?
Sie werden, wenn sie regelkonform arbeiten, vor allem zu einer Entstigmatisierung von Cannabis-Konsumierenden beitragen. Da ein Zehntel der Deutschen im Alter von 18 bis 64 Jahren im vergangenen Monat mindestens einmal Cannabis konsumiert hat, betrifft das eine ganze Menge Menschen. Das sind nicht nur randständige Personen, sondern ganz normale Leute wie Sie und ich, die in den vergangenen Jahrzehnten völlig zu Unrecht kriminalisiert wurden. Diese Verdrängung der Konsumierenden in den Schwarzmarkt und die daraus resultierenden kriminellen Strukturen sind – oder waren – das Hauptproblem beim Cannabiskonsum in Deutschland.
Und das heißt?
Wirtschaftlich haben wir es hier also mit einem bereits bestehenden Markt zu tun, der ein Volumen von mindestens vier Milliarden Euro pro Jahr hat. Ziel der Legalisierung muss sein, dieses Geld aus den Taschen mafiöser Strukturen herauszuholen und mittelfristig einer gesicherten Wertschöpfungskette mit völlig legalen Shop- und Anbaustrukturen zuzuführen. Mit Steuern, Gehältern, Qualitätssicherung und allem Drum und Dran. Die Clubs sind nun ein erster Schritt in diese Richtung, sicherlich aber nicht der letzte.
Gibt es für Sie Kritikpunkte an der jetzigen Gesetzeslage?
Der kritischste Punkt ist die Begrenzung der Clubs auf 500 Mitglieder. Hintergrund ist der Preis der Erzeugung von Cannabis in den Clubs. Effizienter ist es, große Mengen innerhalb einer Struktur zu produzieren. Da die Clubs nur an ihre Mitglieder abgeben dürfen, ist es also im finanziellen Interesse der Clubmitglieder, dass möglichst viel Cannabis abgegeben wird, weil es dadurch günstiger wird. Die Begrenzung wird oft dazu führen, dass Menschen mit moderatem bis niedrigem Konsum in vielen Clubs nicht gern gesehen sind oder gar keinen Platz bekommen werden.
Und das wird bei Bembel Buds anders sein?
Bei den Bembel Buds wird das ausdrücklich nicht so sein, weil wir niemanden dazu nötigen möchten, 10, 20 oder gar 50 Gramm pro Monat zu nehmen. Das würde nur zu gesteigertem Konsum bei den Vereinsmitgliedern oder zur illegalen Weitergabe des Produkts an Nicht-Mitglieder führen. Ich kann andererseits natürlich nachvollziehen, dass der Gesetzgeber nicht will, dass unter dem Deckmantel der Vereinsstrukturen in Wahrheit Cannabis-Fabriken entstehen. Eine Begrenzung der maximalen Produktionsmenge pro Verein auf 25 Kilo pro Monat, bei völliger Entkopplung der Mitgliederzahl, wäre gerade im Hinblick auf Suchtprävention bei Gelegenheitskonsumierenden viel besser gewesen. So könnte ein Verein 2500 Mitglieder haben, die alle nur ein Gramm pro Monat haben möchten und trotzdem effizient sein.
Wie wird der Jugendschutz im Verein umgesetzt?
Das ist auf regulatorischer Ebene noch recht unklar. Zwischen der Entkriminalisierung zum 1. April und dem 1. Juli, an dem Cannabis-Clubs ihren Betrieb aufnehmen dürfen, hat sich der Gesetzgeber drei Monate Zeit gegeben, um hier die nötigen Vorgaben auf Landesebene auszuarbeiten. Bekannt ist, dass es einen Präventionsbeauftragten pro Club geben muss, den wir bereits benannt haben.
Und weiter?
Bekannt ist zudem, dass Jugendliche zwischen 18 und 21 Jahren kein besonders starkes Cannabis beziehen dürfen. Da wir aber planen, in unserem Club aus Gründen des Jugendschutzes ohnehin nur Personen von 21 Jahren an aufzunehmen, ist das für uns erstmal kein Thema. Dennoch werden wir auch Sorten mit sehr geringem THC-Gehalt anbieten. Wir haben bereits mit dem Caritasverband Kontakt aufgenommen, um bei der Suchtprävention und vor allem der Intervention die passenden Ansprechpartner zu kennen.
Gibt es Kriterien für eine Mitgliedschaft?
Hier ist der Gesetzgeber schon recht klar. Man muss mindestens 18 Jahre alt und seit sechs Monaten in Deutschland gemeldet sein oder seit sechs Monaten seinen gewöhnlichen Aufenthalt in Deutschland haben. Abgesehen davon ist erstmal jede Frau und jeder Mann willkommen. Wichtig ist, dass die Mitglieder unsere umsichtige Vereinspolitik unterstützen möchten. Bei Verstößen, wie der nachweislichen Abgabe der Ernte an Dritte oder Ähnliches gibt es auch klare Ausschlusskriterien.
Wichtig ist zudem, dass Mitglieder im Verein mitwirken möchten. Immerhin geht es um den gemeinschaftlichen Anbau, wenn auch nicht alle anfallenden Tätigkeiten kontinuierlich zu verrichten sind. Nicht alle Tätigkeiten sind direkt mit der Arbeit auf den Anbau-Flächen verbunden. Wir brauchen auch Menschen in den Abgabestellen und bei der Nachbearbeitung der Ernte, bis sie überhaupt abgabefähig ist.
Info
Arne Löffel ist Agrarjournalist und schreibt als Musikredakteur für die Frankfurter Rundschau. Zudem ist er aber eben auch Vereinsgründer von „Bembel Buds“, einem der ersten Cannabis Clubs in Hessen und bereitet sich mit seinem Verein auf den offiziellen Start des gemeinschaftlichen Anbaus im Juli vor.
Bembel Buds Vereinsgründer Arne Löffel © Benjamin Becker
Arne Löffel: Ich habe mich als Journalist und Kongressveranstalter in den vergangenen zwei Jahren intensiv mit der Legalisierung von Cannabis in Deutschland beschäftigt und bin überzeugt davon, dass Cannabis unter hochregulierten Bedingungen erzeugt werden muss, um den Konsumierenden sicherere und hochqualitative Produkte zu bieten. Die Erzeugung und Weitergabe in Clubs ist eine Möglichkeit, das zu gewährleisten.
…in Ihrem Club „Bembel Buds“…
Mit unserem Club Bembel Buds werden wir den Beweis erbringen, dass es möglich ist, einen solchen Club unter Einhaltung aller Regeln, Gesetze und Vorgaben zu betreiben. Hierfür habe ich mit Moritz Dapprich einen großartigen Grower gefunden, der unseren Mitgliedern mit den jahrzehntelang erprobten Genetiken von Falcanna aus den USA das allerbeste Cannabis zur Verfügung stellen wird. Wir haben 60 Sorten im Programm und werden gemeinsam mit den Mitgliedern erarbeiten, welche dieser Sorten im Club angebaut und in unseren Abgabestellen in Rüsselsheim und Frankfurt ausgegeben werden sollen. Diese seriöse Herangehensweise beim Anbau und der Abgabe im Verein soll nicht nur dazu beitragen, den Mitgliedern Zugang zu hochqualitativem Cannabis zu ermöglichen, sondern zugleich auch den Schwarzmarkt bekämpfen und so zu mehr Jugendschutz und Suchtprävention führen.
Wo genau in Frankfurt?
In Frankfurt planen wir zwei Abgabestellen, eine in der Innenstadt und eine in Sachsenhausen, die genauen Standorte werden noch mitgeteilt.
Was wird sich in Deutschland wirtschaftlich und gesellschaftlich verändern mit Cannabis-Clubs?
Sie werden, wenn sie regelkonform arbeiten, vor allem zu einer Entstigmatisierung von Cannabis-Konsumierenden beitragen. Da ein Zehntel der Deutschen im Alter von 18 bis 64 Jahren im vergangenen Monat mindestens einmal Cannabis konsumiert hat, betrifft das eine ganze Menge Menschen. Das sind nicht nur randständige Personen, sondern ganz normale Leute wie Sie und ich, die in den vergangenen Jahrzehnten völlig zu Unrecht kriminalisiert wurden. Diese Verdrängung der Konsumierenden in den Schwarzmarkt und die daraus resultierenden kriminellen Strukturen sind – oder waren – das Hauptproblem beim Cannabiskonsum in Deutschland.
Und das heißt?
Wirtschaftlich haben wir es hier also mit einem bereits bestehenden Markt zu tun, der ein Volumen von mindestens vier Milliarden Euro pro Jahr hat. Ziel der Legalisierung muss sein, dieses Geld aus den Taschen mafiöser Strukturen herauszuholen und mittelfristig einer gesicherten Wertschöpfungskette mit völlig legalen Shop- und Anbaustrukturen zuzuführen. Mit Steuern, Gehältern, Qualitätssicherung und allem Drum und Dran. Die Clubs sind nun ein erster Schritt in diese Richtung, sicherlich aber nicht der letzte.
Gibt es für Sie Kritikpunkte an der jetzigen Gesetzeslage?
Der kritischste Punkt ist die Begrenzung der Clubs auf 500 Mitglieder. Hintergrund ist der Preis der Erzeugung von Cannabis in den Clubs. Effizienter ist es, große Mengen innerhalb einer Struktur zu produzieren. Da die Clubs nur an ihre Mitglieder abgeben dürfen, ist es also im finanziellen Interesse der Clubmitglieder, dass möglichst viel Cannabis abgegeben wird, weil es dadurch günstiger wird. Die Begrenzung wird oft dazu führen, dass Menschen mit moderatem bis niedrigem Konsum in vielen Clubs nicht gern gesehen sind oder gar keinen Platz bekommen werden.
Und das wird bei Bembel Buds anders sein?
Bei den Bembel Buds wird das ausdrücklich nicht so sein, weil wir niemanden dazu nötigen möchten, 10, 20 oder gar 50 Gramm pro Monat zu nehmen. Das würde nur zu gesteigertem Konsum bei den Vereinsmitgliedern oder zur illegalen Weitergabe des Produkts an Nicht-Mitglieder führen. Ich kann andererseits natürlich nachvollziehen, dass der Gesetzgeber nicht will, dass unter dem Deckmantel der Vereinsstrukturen in Wahrheit Cannabis-Fabriken entstehen. Eine Begrenzung der maximalen Produktionsmenge pro Verein auf 25 Kilo pro Monat, bei völliger Entkopplung der Mitgliederzahl, wäre gerade im Hinblick auf Suchtprävention bei Gelegenheitskonsumierenden viel besser gewesen. So könnte ein Verein 2500 Mitglieder haben, die alle nur ein Gramm pro Monat haben möchten und trotzdem effizient sein.
Wie wird der Jugendschutz im Verein umgesetzt?
Das ist auf regulatorischer Ebene noch recht unklar. Zwischen der Entkriminalisierung zum 1. April und dem 1. Juli, an dem Cannabis-Clubs ihren Betrieb aufnehmen dürfen, hat sich der Gesetzgeber drei Monate Zeit gegeben, um hier die nötigen Vorgaben auf Landesebene auszuarbeiten. Bekannt ist, dass es einen Präventionsbeauftragten pro Club geben muss, den wir bereits benannt haben.
Und weiter?
Bekannt ist zudem, dass Jugendliche zwischen 18 und 21 Jahren kein besonders starkes Cannabis beziehen dürfen. Da wir aber planen, in unserem Club aus Gründen des Jugendschutzes ohnehin nur Personen von 21 Jahren an aufzunehmen, ist das für uns erstmal kein Thema. Dennoch werden wir auch Sorten mit sehr geringem THC-Gehalt anbieten. Wir haben bereits mit dem Caritasverband Kontakt aufgenommen, um bei der Suchtprävention und vor allem der Intervention die passenden Ansprechpartner zu kennen.
Gibt es Kriterien für eine Mitgliedschaft?
Hier ist der Gesetzgeber schon recht klar. Man muss mindestens 18 Jahre alt und seit sechs Monaten in Deutschland gemeldet sein oder seit sechs Monaten seinen gewöhnlichen Aufenthalt in Deutschland haben. Abgesehen davon ist erstmal jede Frau und jeder Mann willkommen. Wichtig ist, dass die Mitglieder unsere umsichtige Vereinspolitik unterstützen möchten. Bei Verstößen, wie der nachweislichen Abgabe der Ernte an Dritte oder Ähnliches gibt es auch klare Ausschlusskriterien.
Wichtig ist zudem, dass Mitglieder im Verein mitwirken möchten. Immerhin geht es um den gemeinschaftlichen Anbau, wenn auch nicht alle anfallenden Tätigkeiten kontinuierlich zu verrichten sind. Nicht alle Tätigkeiten sind direkt mit der Arbeit auf den Anbau-Flächen verbunden. Wir brauchen auch Menschen in den Abgabestellen und bei der Nachbearbeitung der Ernte, bis sie überhaupt abgabefähig ist.
Arne Löffel ist Agrarjournalist und schreibt als Musikredakteur für die Frankfurter Rundschau. Zudem ist er aber eben auch Vereinsgründer von „Bembel Buds“, einem der ersten Cannabis Clubs in Hessen und bereitet sich mit seinem Verein auf den offiziellen Start des gemeinschaftlichen Anbaus im Juli vor.
Bembel Buds Vereinsgründer Arne Löffel © Benjamin Becker
24. April 2024, 15.00 Uhr
Till Taubmann
Till Christian Taubmann
Jahrgang 1997, Studium in Kommunikationsdesign an der Hochschule Mainz, Arbeit als freier Illustrator, seit Januar 2023 beim JOURNAL FRANKFURT. Mehr von Till Christian
Taubmann >>
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