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Blockupy-Bilanz
Rauch über Frankfurt
Bei den Protesten am 18. März wurden bei Krawallen insgesamt 220 Menschen verletzt und 26 festgenommen. Es kam zu schweren Sachbeschädigungen. Am Nachmittag blieb es friedlich. Eine Bilanz zu Blockupy.
Rauchschwaden ziehen über die Straße, die „Schöne Aussicht“ heißt. Doch schön ist an diesem Mittwochmorgen nicht viel, was sich dort abspielt: Zur Sonnemannstraße hin brennen Barrikaden, schwarzvermummte Menschen sammeln herausgebrochene Pflastersteine in großen schwarzen Eimern, später rückt die Polizei mit einem Wasserwerfer an, eine Hundertschaft stürmt auf die Demonstranten zu. Knüppel und Pfefferspray kommen zum Einsatz. Die Stimmung ist aufgeheizt. Noch später stehen sich auf der Flößerbrücke Demonstranten und Polizisten gegenüber. Doch da ist die größte Aufregung bereits vorbei – mehr als Beschimpfungen wie „Bullenstaat“ gehen nicht von den Demonstranten aus.
Im Hintergrund sieht man den Neubau der Europäischen Zentralbank (EZB) stehen, der an diesem Vormittag offiziell eröffnet wird. Das Blockupy-Bündnis hat zum Protest gegen die europäische Finanzpolitik aufgerufen, zehntausende Aktivisten aus ganz Europa sind dem Aufruf gefolgt. Darunter auch Linksextreme, die die als friedlich geplanten Proteste ausnutzen, um Vandalismus im Zeichen der Kapitalismuskritik zu betreiben.
Thomas Occupy, einer der Blockupy-Sprecher, kritisiert vor allem das Einschreiten der Polizei. Von Anfang an habe sie zur Eskalation beigetragen. Am Morgen habe sie in der Sonnemannstraße auch Unbeteiligte angegriffen. Die Barrikaden hätten die Aktivisten aufgebaut, um sich vor den Polizisten zu schützen. „Steine habe ich keine fliegen sehen“, sagt er und fügt hinzu: „Im Vergleich zu den 80ern in Hamburg ist hier alles ruhig.“
Bereits am frühen Morgen wurden Fensterscheiben von Geschäften und Banken eingeworfen, ebenso die Scheiben von Haltestellen, Mülltonnen wurden umgestürzt oder auf der Straße verbrannt, Autos wurden beschädigt oder ausgebrannt, allein im Kettenhofweg waren 35 geparkte Fahrzeuge betroffen. Am Ernst-Achilles-Platz im Ostend kam es zu schweren Ausschreitungen zwischen Aktivisten und Polizei, dabei brannten zwei Autos aus, darunter ein Polizeiwagen. Andere wurden mit Steinen und Farbe beschädigt. Auch die Feuerwehr soll angegriffen und an ihrer Arbeit gehindert worden sein.
Im weiteren Verlauf des Vormittags kommt es zu weiteren Zusammenstößen: Auf der Zeil wird die Polizeiwache attackiert, dabei werden Fenster an dem Gebäude und Einsatzwagen zerstört. Entlang des Anlagenrings brennen Straßenbarrikaden, Polizisten jagen Aktivisten hinterher. In der Uhlandstraße wird eine Demonstrantengruppe eingekesselt. Aus Protest kommt es am Beginn der Hanauer Landstraße zu einem Versuch, die Polizeikette zur Uhlandstraße zu durchbrechen, auch dabei werden Demonstranten verletzt. Doch zu größeren Eskalationen kommt es nicht.
In der Hanauer Landstraße sieht Martina Feldmayer, Landtagsabgeordnete und Vorstandsprecherin der Frankfurter Grünen, dem Szenario zu. „So habe ich Frankfurt noch nicht gesehen“, sagt sie. „Ich bin geschockt.“ Es sei schade, dass nur die Demo im Vordergrund stehe und nicht die Inhalte.
Der Nachmittag verläuft hingegen friedlich: Der Deutsche Gewerkschaftsbund zieht mit mehreren hundert Demonstranten durch die Innenstadt, auf dem Römerberg verläuft die große Blockupy-Kundgebung ohne Zwischenfälle. Sahra Wagenknecht (Die Linke) bekräftigt die Kritik des Blockupy-Bündnisses an der EZB und der Troika. Einige der Redner auf dem Podium, wie die Globalisierungskritikerin Naomi Klein verurteilen die Gewalt vom Vormittag. Gegen 17 Uhr, bei der offiziellen Blockupy-Demo, ziehen nach Angaben der Veranstalter etwa 20.000 Menschen durch die Innenstadt zum Opernplatz. Es bleibt ruhig. Nur an der Alten Oper brennen später noch vereinzelt kleinere Feuer, es werden Bengalos gezündet. In der Nacht kommt es nach Angaben der Polizei zu vereinzelten Mülltonnenbränden und kaputten Fensterscheiben in Bockenheim, auch der Brand eines Autos in der Mulanskystraße wird vermeldet.
Am Ende des Tages sollen auf beiden Seiten insgesamt 220 Personen zum Teil schwer verletzt sein. 26 Personen wurden festgenommen. „Ich habe mir den Vormittag ganz anders gewünscht“, sagte Blockupy-Anmelder Ulrich Wilken (Die Linke) bei der Pressekonferenz im Gewerkschaftshaus. „Ich bin betrübt und entsetzt.“ Die Ausschreitungen entsprächen nicht dem, was das Blockupy-Bündnis geplant und vereinbart habe. Allerdings sagte Wilken auch, dass er „großes Verständnis“ habe für die Wut und Empörung der Menschen, die von der Verelendungspolitik betroffen seien. „Diese Wut und Empörung ist heute in Frankfurt angekommen“, so der Politiker. Die Gewalt sei eine Auswirkung einer gewalttätigen Politik der EZB.
Auch Blockupy-Sprecher Christoph Kleine relativierte die Gewalt der Aktivisten, indem er zunächst von „massiver Polizeibrutalität“ sprach. Es habe Übergriffe, Tränengas, Schlagstöcke, Drangsalierungen und Einschüchterungen gegeben. Die Frage nach der Deeskalation müsse man immer auch der Polizei stellen. Auch von der Politik gehe Gewalt aus.
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Im Hintergrund sieht man den Neubau der Europäischen Zentralbank (EZB) stehen, der an diesem Vormittag offiziell eröffnet wird. Das Blockupy-Bündnis hat zum Protest gegen die europäische Finanzpolitik aufgerufen, zehntausende Aktivisten aus ganz Europa sind dem Aufruf gefolgt. Darunter auch Linksextreme, die die als friedlich geplanten Proteste ausnutzen, um Vandalismus im Zeichen der Kapitalismuskritik zu betreiben.
Thomas Occupy, einer der Blockupy-Sprecher, kritisiert vor allem das Einschreiten der Polizei. Von Anfang an habe sie zur Eskalation beigetragen. Am Morgen habe sie in der Sonnemannstraße auch Unbeteiligte angegriffen. Die Barrikaden hätten die Aktivisten aufgebaut, um sich vor den Polizisten zu schützen. „Steine habe ich keine fliegen sehen“, sagt er und fügt hinzu: „Im Vergleich zu den 80ern in Hamburg ist hier alles ruhig.“
Bereits am frühen Morgen wurden Fensterscheiben von Geschäften und Banken eingeworfen, ebenso die Scheiben von Haltestellen, Mülltonnen wurden umgestürzt oder auf der Straße verbrannt, Autos wurden beschädigt oder ausgebrannt, allein im Kettenhofweg waren 35 geparkte Fahrzeuge betroffen. Am Ernst-Achilles-Platz im Ostend kam es zu schweren Ausschreitungen zwischen Aktivisten und Polizei, dabei brannten zwei Autos aus, darunter ein Polizeiwagen. Andere wurden mit Steinen und Farbe beschädigt. Auch die Feuerwehr soll angegriffen und an ihrer Arbeit gehindert worden sein.
Im weiteren Verlauf des Vormittags kommt es zu weiteren Zusammenstößen: Auf der Zeil wird die Polizeiwache attackiert, dabei werden Fenster an dem Gebäude und Einsatzwagen zerstört. Entlang des Anlagenrings brennen Straßenbarrikaden, Polizisten jagen Aktivisten hinterher. In der Uhlandstraße wird eine Demonstrantengruppe eingekesselt. Aus Protest kommt es am Beginn der Hanauer Landstraße zu einem Versuch, die Polizeikette zur Uhlandstraße zu durchbrechen, auch dabei werden Demonstranten verletzt. Doch zu größeren Eskalationen kommt es nicht.
In der Hanauer Landstraße sieht Martina Feldmayer, Landtagsabgeordnete und Vorstandsprecherin der Frankfurter Grünen, dem Szenario zu. „So habe ich Frankfurt noch nicht gesehen“, sagt sie. „Ich bin geschockt.“ Es sei schade, dass nur die Demo im Vordergrund stehe und nicht die Inhalte.
Der Nachmittag verläuft hingegen friedlich: Der Deutsche Gewerkschaftsbund zieht mit mehreren hundert Demonstranten durch die Innenstadt, auf dem Römerberg verläuft die große Blockupy-Kundgebung ohne Zwischenfälle. Sahra Wagenknecht (Die Linke) bekräftigt die Kritik des Blockupy-Bündnisses an der EZB und der Troika. Einige der Redner auf dem Podium, wie die Globalisierungskritikerin Naomi Klein verurteilen die Gewalt vom Vormittag. Gegen 17 Uhr, bei der offiziellen Blockupy-Demo, ziehen nach Angaben der Veranstalter etwa 20.000 Menschen durch die Innenstadt zum Opernplatz. Es bleibt ruhig. Nur an der Alten Oper brennen später noch vereinzelt kleinere Feuer, es werden Bengalos gezündet. In der Nacht kommt es nach Angaben der Polizei zu vereinzelten Mülltonnenbränden und kaputten Fensterscheiben in Bockenheim, auch der Brand eines Autos in der Mulanskystraße wird vermeldet.
Am Ende des Tages sollen auf beiden Seiten insgesamt 220 Personen zum Teil schwer verletzt sein. 26 Personen wurden festgenommen. „Ich habe mir den Vormittag ganz anders gewünscht“, sagte Blockupy-Anmelder Ulrich Wilken (Die Linke) bei der Pressekonferenz im Gewerkschaftshaus. „Ich bin betrübt und entsetzt.“ Die Ausschreitungen entsprächen nicht dem, was das Blockupy-Bündnis geplant und vereinbart habe. Allerdings sagte Wilken auch, dass er „großes Verständnis“ habe für die Wut und Empörung der Menschen, die von der Verelendungspolitik betroffen seien. „Diese Wut und Empörung ist heute in Frankfurt angekommen“, so der Politiker. Die Gewalt sei eine Auswirkung einer gewalttätigen Politik der EZB.
Auch Blockupy-Sprecher Christoph Kleine relativierte die Gewalt der Aktivisten, indem er zunächst von „massiver Polizeibrutalität“ sprach. Es habe Übergriffe, Tränengas, Schlagstöcke, Drangsalierungen und Einschüchterungen gegeben. Die Frage nach der Deeskalation müsse man immer auch der Polizei stellen. Auch von der Politik gehe Gewalt aus.
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19. März 2015, 11.29 Uhr
Lukas Gedziorowski
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