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Bilanz des Verkehrsdezernenten Stefan Majer

„Manchmal reicht ein bisschen Farbe“

Fünf Jahre grüne Verkehrspolitik – wie hat sich die Stadt dadurch verändert? Wurden Radfahrer und Fußgänger bevorzugt behandelt? Ein Gespräch mit Noch-Verkehrsdezernenten Stefan Majer (Grüne).
„Frankfurt wurde ursprünglich als autogerechte Stadt entwickelt“, sagt Verkehrsdezernent Stefan Majer (Grüne). Fünf Jahre versuchte er daher für Gleichberechtigung und für mehr Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer zu sorgen. Das sei auch an vielen Stellen gelungen, so Majer. In der öffentlichen Wahrnehmung mag es so erscheinen, als hätten vor allem Radfahrer und Fußgänger im Fokus der Politik gestanden. Das bestreitet Majer jedoch. „Das hat keine ideologischen Gründe. Aber um sich mit dem Rad sicher bewegen zu können, braucht es eben eine sichere Verkehrsführung, mehr noch als beim Auto“, sagt er und weist daraufhin, dass Radfahrer eben keine Tonnen Blech als Schutz um sich herum haben. Ebenso müsse man beachten, dass viele Menschen, die mit Rad oder zu Fuß unterwegs sind, zur älteren Generationen gehören – oder im Gegenteil noch sehr jung und unerfahren sind. „Nach einer bundesweiten Studie sind 50 Prozent der Menschen, die im Straßenverkehr umkommen, über 65 Jahre alt“, berichtet der Verkehrsdezernent. Die Studie wurde vom Verband der Automobilindustrie (VDA) durchgeführt.

Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer
Was aber hat sich nun in der Amtszeit von Majer konkret getan? Es seien oft keine Großprojekte, sondern kleine Veränderungen. Ein wichtiger Punkt seien etwa „Gehwegnasen“, sprich vorgezogene Seitenräume an den Gehwegen, so Majer. Dadurch haben Fußgänger einen besseren Überblick beim Überqueren von Kreuzungen – denn sie stehen auf der Erweiterung des Gehwegs und nicht zwischen parkenden Autos. Auf diesen Nasen können zudem Bänke und Fahrradständer angebracht oder Bäume gepflanzt werden. „So konnten wir viele illegale Parkplätze umwandeln“, sagt der Verkehrsdezernent. Denn auch wenn es nicht erlaubt ist, werde häufig direkt an Kreuzungen geparkt. „Manchmal reicht auch ein bisschen Farbe“, sagt der 56-Jährige. Damit meint er Radspuren, die an vielen größeren Straßen angebracht wurden. Damit haben Radler nicht nur mehr Sicherheit – sie nutzen auch nicht den Gehweg und kommen Fußgängern in die Quere. Denn Majer weiß: „Der Radfahrer-Fußgänger-Konflikt ist ein echtes Thema“.

Sicherheit sei ein großer Schwerpunkt seiner Arbeit gewesen. So wurden – weniger zur Freude der Autofahrer – auch viele Blitzer aufgestellt. „Aber nur an Stellen, an denen sie der Sicherheit dienen“, betont Majer. Man habe immer bewusst auf „Abzock-Blitzer“ verzichtet. „Aber oft haben sich die Anschaffungskosten trotzdem sehr schnell amortisiert“, sagt Majer schmunzelnd.

Öffentlicher Nahverkehr
Zufrieden kann Majer auf seine Arbeit für den Öffentlichen Nahverkehr zurückblicken. "In keinem anderem Verkehrsverbund hat sich in der Vergangenheit so viel getan", sagt er. Darunter etwa der Umbau vieler Stationen, die nun barrierefrei sind; aber auch Großprojekte, wie die der Neubau der U-Bahn-Linien 8 und 9, der vor rund sechs Jahren realisiert wurde sowie der Neubau der Straßenbahnlinie 17 im Jahr 2014. Zudem brachte Majer die Verlängerung der U5 ins Europaviertel auf den Weg.

Näher dran
Allgemein ist Majer überzeugt, dass die Verkehrspolitik vor Ort, sprich am besten in den Ortsbeiräten, entschieden werden sollte. „Hier gibt es meistens einen Konsens“. Denn Anwohner wüssten, wo auf Autoparkplätze verzichtet werden könne und vielleicht Abstellplätze für Räder notwendig seien. Auch streitbare Themen, wie Tempo 30 für die Nachtstunden auf ausgewählten Hauptverkehrsstraßen einzuführen, könnten vor Ort besser besprochen werden. Im Stadtparlament seien Lösungsfindungen weitaus schwieriger. „Ich hoffe, dass solche Elemente fortgeführt werden“, sagt Majer. Sein Dezernat wird künftig Klaus Oesterling (SPD) leiten. Er sei ein erfahrener Kommunalpolitiker und werde die Aufgabe bestimmt gut meistern, sagt Majer diplomatisch. Außerdem werde die Bevölkerung schon aufschreien, wenn beim Thema Verkehr etwas schief laufe, meint er.

Wie geht es weiter?
Projekte wird es für Oesterling genug geben, nicht nur weil das Verkehrsaufkommen in Frankfurt stetig steigt. Ein Thema wird etwa der ewige Streit um das Innenstadtkonzept sein, insbesondere um eine mögliche Verkehrsberuhigung der Berliner Straße. Auf der To-Do-Liste stehen außerdem Radschnellwege. Die Machbarkeitsstudie für die Strecke Darmstadt-Frankfurt ist bereits abgeschlossen. Gerade werden die Schritte zur Realisierung geplant. Für die Route Hanau-Frankfurt sei gerade eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben worden, so Majer. „Aber für solche Vorhaben braucht man jemanden, der persönlich dahinter steht“, sagt der überzeugte Radfahrer. Fährt Klaus Oesterling eigentlich Fahrrad?

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Fotogalerie:
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17. Mai 2016, 11.24 Uhr
Christina Weber
 
 
 
 
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