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Auftakttreffen Refugees Welcome Frankfurt

Aufbruch der Freiwilligen

Am Donnerstagabend haben sich 150 Menschen im Historischen Museum versammelt, weil sie Flüchtlingen helfen wollen. Es war das Auftakttreffen der Facebook-Gruppe „Refugees Welcome Frankfurt“. Ihr Ziel: Integration.
Bis Ende der Woche müssen die 100 Asylbewerber die Sporthalle Süd verlassen. Sie werden in eine andere gebracht. Freiwillige Helfer der Gruppe "No Fragida" hat die Menschen dort besucht, hat für sie einen Umsonstflohmarkt veranstaltet und Spenden gesammelt. Das Beispiel zeigt, dass Heidenau nicht überall ist, dass es in der Bevölkerung viel Rückhalt für Menschen gibt, die in Not nach Deutschland kommen, und dass es eine Willkommenskultur gibt.

Doch das ist nur der Anfang der Hilfsbereitschaft. Viele andere wollen ihren Beitrag leisten, um die Flüchtlinge so zu unterstützen, wie es Behörden nicht leisten können. Am Donnerstagabend haben sich deshalb rund 150 Menschen im Sonnemannsaal des Historischen Museums versammelt. Die Gründer der vor einer Woche gegründeten Facebook-Gruppe „Refugees Welcome - Frankfurt a.M. zeigt ein Herz für Flüchtlinge“ haben zu dem Treffen aufgerufen.

„Wir wollen Zeit schenken“, sagte Alison, eine der Sprecherinnen am Donnerstag. Die Gruppe wolle Flüchtlinge aus der Isolation herausholen und in die Gesellschaft integrieren, indem sie Deutschkurse anbiete und gemeinsame Freizeitaktivitäten organisiere. Ziel sei eine Begegnung auf Augenhöhe. Sachspenden nehmen die Freiwilligen allerdings nicht an. Es handelt sich nach eigenen Angaben um keine politische, religiöse oder profitorientierte Organisation.

Unterstützt wurden die Freiwilligen nicht nur vom Historischen Museum, das ihnen den Sonnemannsaal für die Versammlung überließ, sondern auch von zwei Expertinnen, die als Referentinnen auftraten: Manuela Skotnik, Sprecherin des Sozialdezernats, und Bettina Twrsnick von der Flüchtlingshilfe Mittelhessen aus Wetzlar. Skotnik schilderte die Belastung der städtischen Behörden durch die Flüchtlinge: „Wir sind von Zeit zu Zeit am Rande des Wahnsinns“, sagte sie. „Aber wir versuchen, den Mut nicht zu verlieren.“ Um der hohen Nachfrage gerecht zu werden, seien temporär sogar schon Büroräume im Jugendamt zu Matratzenlagern für Flüchtlinge umfunktioniert worden. Außerdem habe man ehemalige Mitarbeiter aus dem Ruhestand zurückgeholt, um die minderjährigen Flüchtlinge zu betreuen.

Skotnik sagte, dass es nicht Ziel der Ehrenamtlichen sein könne, die Arbeit des Staates zu ersetzen. Sie appellierte an die Versammelten, dass sie sich der größten Gruppe der Asylbewerber, nämlich die der 18- bis 35-jährigen Männer annehmen sollten, weil sich bisher kaum jemand aus der Bevölkerung für sie interessiere. Zur Integration trügen am besten Deutschkurse bei, aber auch konkrete gemeinsame Unternehmungen, bei denen man mit den Menschen ins Gespräch kommen könne. „Man sollte die Leute aus den Unterkünften herausholen ins Leben“, sagte sie. Die Unterkünfte selbst seien als die Privatsphäre der Menschen zu respektieren – auch wenn sie dort nicht besonders groß sei.

Die Dezernatssprecherin bestätigte auch die Anschuldigungen, die die No-Fragida-Aktivistin Annette Ludwig (Linke) am Abend gegen den Sicherheitsdienst in der Sporthalle Süd hervorbrachte. Dieser soll Sachspenden selektiv überprüft und zum Teil einbehalten haben, um sie selbst zu verkaufen. Dabei berief sich Ludwig auf Schilderungen von Helfern des Deutschen Roten Kreuzes, die die Vorgänge beobachtet haben wollen. Skotnik sagte, das Problem werde aufgeklärt und es werde darauf hingewirkt, dass so etwas nicht wieder vorkomme. Man erwarte ein Führungszeugnis der Sicherheitskräfte sowie dass sie in interkulturell sensibilisiert würden. „Überall wo Not ist, gibt es Leute, die die Not ausnutzen“, sagte sie.

Bettina Twrsnick nannte die Situation der Flüchtlinge in Wetzlar "gruselig", in den Zelten herrsche die „blanke Not“. Sie zeigte sich überwältigt von der Hilfsbereitschaft. „Die schwierigste Arbeit besteht darin, Ehrenamtliche zu organisieren“, sagt sie. Szenen wie in Wetzlar, wo Menschen Pakete mit Sachspenden über Zäune warfen, sollten künftig vermieden werden. „Das ist eine Zoo-Situation, die ekliger nicht sein kann.“ Man brauche Helfer, die kontinuierlich dabei seien, man müsse auf Verbindlichkeiten drängen, sagte Twrsnick. Rechtsberatung sollte man allerdings den Profis überlassen, denn eine falsche Auskunft könne für die Flüchtlinge fatal enden.

Die Referenten unter den Organisatoren machten den Eindruck, als wollten sie vieles besser machen: Verbindliche, einsprachige Deutschkurse sind geplant, die fünf Mal die Woche 90 Minuten lang stattfinden, aber auch Patenschaften, bei denen man nicht nur gemeinsam etwas unternimmt, sondern auch praktische Unterstützung im Alltag bietet, wie etwa bei Behördengängen.

Nach dem fast zweistündigen Auftakt konnten sich die Zuhörer in Listen für Arbeitsgruppen eintragen. Es blieben noch viele Fragen aus dem Plenum offen, für die die bemessene Zeit nicht reichte. Zurück blieb der Eindruck, als käme das nächste Treffen ganz bestimmt. Die Organisatoren schienen selbst überrascht von so viel Interesse.
 
Fotogalerie:
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4. September 2015, 11.45 Uhr
Lukas Gedziorowski
 
 
 
 
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