Yok Yok

„Gibt’s nicht“ gibt es hier nicht.

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Die Bahnhofsviertelnacht wirft ihre Schatten voraus. Wir waren vorher schon einmal im Viertel unterwegs und haben uns von Alteineingesessenen ihren Kiez zeigen lassen. Als Erster unserer Reihe liefert heute Kioskbesitzer Nazim Alemdar spannende Einblicke ins Viertel.

Franziska Winterling /

Yok Yok: der Name ist bei diesem City Kiosk Programm. Denn das türkische Wort „Yok“ bedeutet so viel wie „Gibt’s nicht“ und in der doppelten Verneinung dann eben, dass es alles gibt. Das fängt bei Kosmetik und Make-Up an, geht über Instrumente und CDs bis hin zu Lebensmitteln und Süßigkeiten. Und dann sind da natürlich noch die Getränke: Wasser, Softdrinks, Spirituosen – so weit so normal – und 200 bis 300 Sorten Bier. Man ahnt es vielleicht schon, der Geschäftsführer des Yok Yok, Nazim Alemdar, ist ein absoluter Bierfan.

In der Türkei aufgewachsen war Bier für ihn schon als Kind der Inbegriff von Deutschland. Als er dann vor 33 Jahren nach Frankfurt kam, faszinierte ihn die deutsche „Bierkultur“ umso mehr und er begann zu recherchieren. Dabei fand er heraus, warum so viele Biersorten etwas mit Mönchen und Klöstern zu tun haben und wo Bier ursprünglich entdeckt wurde. Das war nämlich in Alemdars Heimat Anatolien. Hier wurde den Kranken in Wasser eingeweichtes Brot gegeben, damit sie besser schlucken konnten. Je länger die Hefe im Brot im Wasser gären konnte, desto fröhlicher wurden auch die Kranken und das erste Bier war geboren. All das und noch viel mehr weiß Nazim Alemdar. Er hat sogar einen Flyer zu den Frankfurter Bierkrawallen erstellt, bei denen 1873 20 Menschen ums Leben kamen. Und natürlich hat Nazim Alemdar bei all den Recherchen zahlreiche Biersorten aus aller Welt entdeckt, die er jetzt mit seinen Kunden teilt.
„Das ist wie eine Sucht geworden. Wenn ich eine neue Biersorte entdecke und sie nicht kaufe, fühle ich mich sofort unwohl“, erklärt Alemdar sein ungewöhnliches Hobby. Gäbe es einen akademischen Titel für Bierkultur, müsste er den seiner Meinung nach bekommen. So hatte er in den sieben Jahren bei Yok Yok schon etwa 600 Sorten im Angebot und es kommen immer neue dazu. Wenn jetzt ausgerechnet die persönliche Lieblingssorte nicht da ist, besorgt der Geschäftsführer sie nach Wunsch so schnell wie möglich. „Wenn ein Kunde bei mir etwas sucht, das ich nicht habe, dann bestelle ich es für ihn. Unser Sortiment hat keine Grenzen. Wenn ich etwas Interessantes entdecke, kaufe ich es für den Laden. Und wenn unsere Kunden Tipps haben, nehmen wir sie auch gerne an.“

Seine „Kunden“ bezeichnet Nazim Alemdar gar nicht so gern als solche: „Wer einmal bei Yok Yok einkauft, der gehört zu unserer Familie.“ Das dreiköpfige Team des Kiosks ist die erste Anlaufstelle für Fragen und Probleme aller Art. Und der Geschäftsführer will sie alle beantworten, ob sie jetzt von einem Stammkunden oder einem Touristen kommen. „Mit unserer Nähe zum Bahnhof sind wir die erste Bastion, was den Eindruck angeht, den Neue von unserer Stadt bekommen. Da müssen wir doch unsere Frankfurter Freundlichkeit zeigen.“ Denn Nazim Alemdar ist Frankfurter mit Leib und Seele und ebenso eng ist seine Verbundenheit zum Bahnhofsviertel.

„Ich lebe seit 33 Jahren hier und habe mich immer wohlgefühlt“, erklärt der selbsternannte Kaufmann. Vor 20 Jahren sei es noch problematischer gewesen, es gab viel Kriminalität und große Ketten flohen aus dem Viertel. „Ich habe schon damals gesagt, dass es hier ein gutes Viertel ist. Ich habe meine Kinder mit hierher genommen und allen gesagt, dass sie herkommen und sich selbst ein Bild machen sollen.“ Mittlerweile kämen die Ketten zurück und das Bahnhofsviertel sei ein familiärer Ort geworden. „Hier wird nicht gesagt, du bist Türke oder Deutscher. Wir sind hier alle Frankfurter.“ Und auch das Motto der Bahnhofsviertelnacht spreche ihm aus der Seele: „Um die ganze Welt zu entdecken, kann man einfach eine Weile in unseren Laden kommen.“


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