Die 15 Rumänen, die auf einer Industriebrache im Gutleutviertel leben, müssen das Gelände verlassen. Der Eigentümer hat die Menschen zum Gehen aufgefordert, das Sozialamt bietet eine Notunterkunft an.
Lukas Gedziorowski /
Eigentlich hatten die 15 Menschen aus Rumänien damit gerechnet, bis August auf der Industriebrache im Gutleutviertel bleiben zu dürfen. Gerald Brandt, der Anwalt der Eigentümerin, der Reichler Fünfzehn GmbH, hatte diese Vereinbarung mit Rudi von der Helm getroffen, einem Mann, der sich seit Monaten für die Rumänen einsetzt. Nun aber, am Donnerstagmorgen um sechs Uhr, ist ein anderer Anwalt, Torsten Schiller, auf das Gelände gekommen und hat die Menschen aufgefordert, das Grundstück bis Montag zu verlassen.
Anwalt Brandt sagt, er sei wegen des Vorfalls „etwas ratlos“. Er behauptet, eine Vollmacht von der Reichler Fünfzehn GmbH zu haben und findet es „merkwürdig“, dass nun ein anderer Anwalt die Räumung verfügt hat. Anwalt Torsten Schiller behauptet, Brandt sei nicht legitimiert, Aussagen für den Grundstückseigentümer zu machen; dieser sei auch nicht die Reichler Fünfzehn GmbH. Das Gelände sei im Herbst 2013 verkauft worden. An wen, will der Anwalt nicht sagen.
„Die Rumänen haben illegal von dem Grundstück Besitz ergriffen“, sagt Schiller. „Sie leben in menschenunwürdigen Zuständen. Das ist nicht akzeptabel.“ Bislang habe der Eigentümer die Menschen dort geduldet, nun habe er aber „andere Vorstellungen“, wie man das Gelände „nutzbar machen“ könne. Indem die Menschen das Gelände verlassen, würde ein „nicht hinnehmbarer, widerrechtlicher Zustand beseitigt“ werden. Nun müsse sich die Stadt für die Menschen „etwas einfallen lassen“.
Die Stadt handelt routinemäßig. Schiller hatte das Sozialamt vor seinem Besuch im Gutleutviertel über das Vorhaben informiert, sodass auch Mitarbeiter des Amtes mit zu der Brache kamen und den Menschen eine Notunterkunft angeboten haben. Das bestätigt auch die Sprecherin des Sozialdezernats, Manuela Skotnik. In der Notunterkunft könnten die Menschen so lange bleiben, bis geklärt sei, welche Ansprüche sie haben.
Die Bewohner der Brache sind nicht erfreut, dass sie die Brache verlassen müssen. Sie kommen sich unerwünscht und diskriminiert vor, wie sie selber sagen. Sie hausen in engen Verschlägen und nutzen eine mobile Toilette, leben vom Pfandflaschen- und Kabelsammeln. Zu der Gruppe sollen auch fünf Kinder gehören.