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Nachruf

Wir trauern um Felix Helbig

Journalisten sind wie Ärzte. Der Tod gehört für uns zum Geschäft, wir begegnen ihm täglich. Aber was, wenn er ein vertrautes Gesicht bekommt? Ein persönlicher Abschied von Felix Helbig.
Es war eine Nachricht. Ein 32-Jähriger verunglückt in seinem Dienstwagen. Die Polizei meldet, der Fahrer habe wahrscheinlich schon vor dem Unfall gesundheitliche Probleme gehabt. Der Zusammenstoß mit der Leitplanke war nur ein Zwischenspiel. Im Krankenhaus starb der junge Mann. Eine Nachricht, die so oder so ähnlich tagtäglich in unserem Redaktionsordner landet. Ich bin da abgestumpft. Ich lese die Nachricht, erkenne den Wert und schreibe sie runter. Einen Tag später treffe ich einen Fotografen der Frankfurter Rundschau. „Felix Helbig ist tot“, sagt er. Und dann erzählt er dieselbe Geschichte, die ich tags zuvor so gefühllos verarbeitet habe. Es ändert sich nur ein Buchstabe, aber der ändert alles. Er war eine Nachricht.

Ich komme zurück in die Redaktion. Mein Gesicht ist so fahl, dass mich die Praktikantin sofort fragt, was denn los sei. Ich kann nicht sofort darüber sprechen. Nach dem Mittagessen brauche ich einen Wodka, am Abend spüle ich mit einigen Gläsern Gin nach.

Noch am Samstag steigen mir immer wieder Tränen in die Augen, wenn ich an ihn denke. Ich hätte nicht gedacht, dass mir sein Tod so nahe gehen würde, aber er tut es. Es wäre vermessen zu behaupten, wir wären Freunde gewesen. Ich möchte gar nicht daran denken, wie es denen geht. Seinen Kollegen, seiner Familie. Aber doch bilde ich mir ein, dass wir einander geschätzt und gemocht haben.

Ich traf Felix Helbig oft auf Terminen: im Römer, beim Rundgang durchs Bahnhofsviertel, bei den Blockupy-Pressekonferenzen … Unsere Zuständigkeits- und Interessensbereiche überschnitten sich. Wann sahen wir uns das letzte Mal? Bei einem gemeinsamen Drink, bei der US Election Night im English Theatre? Das war Anfang November. Ist es wirklich so lange her? Ich wünschte, es wäre gestern gewesen. Besser noch: morgen.

Es klingt pathetisch, wenn ich jetzt gestehe, dass ich insgeheim Felix Helbig, einen jungen Kollegen von der FAZ und mich gerne als „die nächste Generation“ bezeichnete. Drei junge Lokaljournalisten, die sich langsam in die Stadtpolitik einarbeiteten. Die miteinander diskutieren und lachen konnten. Jetzt lese ich seine Artikel und weiß, dass er so viel weiter war als ich. Habe ich ihm je gesagt, wie gerne ich seinen Stil mochte? Er sollte keine Nachricht sein. Er sollte weiterhin Nachrichten schreiben.

Im Namen der Journal Frankfurt-Redaktion: Wir vermissen Dich, Felix!

Die Redaktion der Frankfurter Rundschau sagt Felix Helbig in einem umfassenden Online-Special Lebewohl. Eine Übersicht der persönlichen Texte finden Sie hier.
 
Fotogalerie:
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18. Februar 2013, 12.05 Uhr
Gerald Schäfer
 
 
 
 
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