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Ménage-a-trois: AfD, Hessenfilm, PR-Mann
Ein Flirt mit der AfD
Am 24. Juli teilte der AfD-Politiker Jörg Meuthen bei Instagram ein Foto, das Fragen aufwirft. Zu sehen ist Meuthen mit Moritz Hunzinger und dem Geschäftsführer der HessenFilm und Medien GmbH Hans Joachim Mendig. Auch das Kulturministerium zeigt sich verwundert über das Treffen.
Es ist eine ungewöhnliche Ménage-a-trois, die Ende Juli zusammenkam: Bei einem Frankfurt-Besuch traf sich AfD-Bundessprecher Jörg Meuthen mit PR-Mann Moritz Hunzinger und dem Geschäftsführer der HessenFilm und Medien GmbH Hans Joachim Mendig. „Sehr angeregter und konstruktiver politischer Gedankenaustausch heute in Frankfurt mit Prof. Dr. Moritz Hunzinger und Prof. Dr. Hans Joachim Mendig. #AfD #FFM #Politik #Politics #Frankfurt“ schrieb Meuthen unter ein bei Instagram geteiltes Foto, auf dem die drei Herren gemeinsam in die Kamera lächeln.
Foto: Jörg Meuthen/Instagram
Doch was bedeutet dieses Aufeinandertreffen mit „politischem Gedankenaustausch“? Jörg Meuthen, der seit 2015 Bundessprecher der AfD und seit 2017 Mitglied im Europaparlament ist, bemüht sich in der Öffentlichkeit betont um das Image eines moderaten, dem wirtschaftlichen Flügel seiner Partei angehörenden AfD-Vertreters. Gleichzeitig verteidigte er in der Vergangenheit aber mehrfach grenzwertige bis offen rechte Äußerungen Björn Höckes. FAZ-Redakteur Justus Bender kommentierte erst kürzlich, kaum jemand könne „offensichtliche Verletzungen der politischen Kultur so herunterwedeln wie Meuthen. Es ist – ganz unironisch gesagt – sein größtes Talent.“ Von Meuthen stammen Sätze wie „Was wir hier haben ist eine kulturfremde Einwanderung, die selbst da, wo es den Anschein hat, als würde Integration gelingen, erkennbar nicht gelingt“ und „Wir drohen unser Land zu verlieren“. Außerdem soll er für seinen Landtagswahlkampf in Baden-Württemberg 2016 illegale Spenden aus der Schweiz erhalten haben.
Auch Moritz Hunzinger ist kein unbeschriebenes Blatt. Erst kürzlich sorgte der für mehrere Spendenaffairen bekannte ehemalige PR-Berater für Schlagzeilen, als er sich bei Facebook rassistisch äußerte und Geflüchtete als „Wilde“ bezeichnete. Den Rassismus-Vorwurf nannte Hunzinger „absurd und peinlich“, er „stehe wie eine Eins zu diesem Land“, sei aber „ein entschiedener Gegner unkontrollierter Einwanderung“. Außerdem sei er „geliebter Schwager“ einer Seychellin. In der CDU, in der Hunzinger Mitglied ist, sieht man diese Entgleisungen gar nicht gern. Jan Schneider, Vorsitzender der CDU Frankfurt, distanzierte sich deutlich von Hunzingers Äußerungen: „Die CDU ist eine streitbare Partei, die Diskussionen in der Sache nicht scheut. Aber mit politischem Diskurs hat das, was Herr Hunzinger hier von sich gibt, nichts mehr zu tun. Das ist Stimmungsmache auf unterstem Niveau! Wer so über Menschen spricht - egal aus welchem Grund sie in unser Land kommen mögen – der ist von den Grundwerten unserer Partei meilenweit entfernt.“ Auf die Frage, ob bei dem Treffen mit Jörg Meuthen und Hans Joachim Mendig auch die Flüchtlingsfrage diskutiert wurde, antwortet Moritz Hunzinger: „Die drei Professoren tauschten sich über die allgemeinen gesellschaftspolitischen Fragen aus, natürlich.“
Dass Jörg Meuthen und Moritz Hunzinger sich bei einem politischen Gedankenaustausch einiges zu sagen haben, dürfte nur wenige überraschen. Doch wie passt der dritte Professor, Hans Joachim Mendig, in diese Runde? Mendig, Jahrgang 1953, ist vor allem als Produzent der Krimiserie „Ein Fall für Zwei“ bekannt. Für ARD und ZDF sowie einige private TV-Sender produzierte er mehrere ähnliche Serien, er wurde mehrfach mit diversen Fernsehpreisen ausgezeichnet. Gearbeitet hat er mit den ganz Großen der deutschen Filmszene: Til Schweiger, Matthias Schweighöfer, Hannelore Elsner.
Außerdem ist er seit 2016 Geschäftsführer der neuen HessenFilm und Medien GmbH; in dieser Funktion verantwortet er die Filmförderung des Landes Hessen. Seit 2005 liegt die Zuständigkeit dafür beim Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK). Das stellt jährlich etwa fünf Millionen Euro als Etat zur Verfügung. Hinzu kommen rund vier Millionen Euro in Form von Garantiemitteln aus dem Finanzministerium sowie 750 000 Euro vom Hessischen Rundfunk und weitere 250 000 Euro vom ZDF. Hans Joachim Mendig verwaltet also eine nicht gerade belanglose Summe öffentlicher Gelder, die, entsprechend des Selbstverständnisses von Hessenfilm, „die kulturelle Vielfalt in Hessen“ fördern soll.
Dass sich diese Leitlinie nach Ansicht Mendigs offenbar vereinbaren lässt mit einem „sehr angeregten und konstruktiven politischen Gedankenaustausch“, geführt mit einem die Integration ablehnenden AfD-Politiker und ausländische Menschen als „Wilde“ bezeichnenden PR-Mann, wirft Fragen auf. Auch bei dem für Hessenfilm zuständigen Ministerium. „Nachdem die Ministerin auf das von Jörg Meuthen auf Instagram gepostete Bild aufmerksam gemacht wurde, das Professor Hans Joachim Mendig mit dem AfD-Europaabgeordneten und Professor Dr. Moritz Hunzinger zeigt, haben wir Herrn Mendig umgehend gefragt, bei welcher Gelegenheit das Bild entstanden ist“, teilt ein Sprecher von Angela Dorn (Bündnis 90/Die Grüne), Ministerin für Wissenschaft und Kunst, mit. „Nach Angaben von Herrn Mendig handelte es sich um eine private Gelegenheit, die nicht in Bezug zur Hessenfilm und Medien GmbH stand. Wir nehmen dies ebenso zur Kenntnis wie die Verwunderung über dieses Treffen in der hessischen Filmszene, die für Vielfalt, Akzeptanz und Weltoffenheit steht. Die Ministerin teilt diese Verwunderung.“
Ob das Ministerium und die übrigen Geldgeber vorhaben, diese Angelegenheit weiterzuverfolgen, ist unklar. Die Vereinbarkeit dieses Gedankenaustauschs mit dem Auftrag der Hessenfilm und der Verwaltung der öffentlichen Gelder im Sinne der kulturellen Vielfalt, ist zumindest kritisch zu hinterfragen.
Foto: Jörg Meuthen/Instagram
Doch was bedeutet dieses Aufeinandertreffen mit „politischem Gedankenaustausch“? Jörg Meuthen, der seit 2015 Bundessprecher der AfD und seit 2017 Mitglied im Europaparlament ist, bemüht sich in der Öffentlichkeit betont um das Image eines moderaten, dem wirtschaftlichen Flügel seiner Partei angehörenden AfD-Vertreters. Gleichzeitig verteidigte er in der Vergangenheit aber mehrfach grenzwertige bis offen rechte Äußerungen Björn Höckes. FAZ-Redakteur Justus Bender kommentierte erst kürzlich, kaum jemand könne „offensichtliche Verletzungen der politischen Kultur so herunterwedeln wie Meuthen. Es ist – ganz unironisch gesagt – sein größtes Talent.“ Von Meuthen stammen Sätze wie „Was wir hier haben ist eine kulturfremde Einwanderung, die selbst da, wo es den Anschein hat, als würde Integration gelingen, erkennbar nicht gelingt“ und „Wir drohen unser Land zu verlieren“. Außerdem soll er für seinen Landtagswahlkampf in Baden-Württemberg 2016 illegale Spenden aus der Schweiz erhalten haben.
Auch Moritz Hunzinger ist kein unbeschriebenes Blatt. Erst kürzlich sorgte der für mehrere Spendenaffairen bekannte ehemalige PR-Berater für Schlagzeilen, als er sich bei Facebook rassistisch äußerte und Geflüchtete als „Wilde“ bezeichnete. Den Rassismus-Vorwurf nannte Hunzinger „absurd und peinlich“, er „stehe wie eine Eins zu diesem Land“, sei aber „ein entschiedener Gegner unkontrollierter Einwanderung“. Außerdem sei er „geliebter Schwager“ einer Seychellin. In der CDU, in der Hunzinger Mitglied ist, sieht man diese Entgleisungen gar nicht gern. Jan Schneider, Vorsitzender der CDU Frankfurt, distanzierte sich deutlich von Hunzingers Äußerungen: „Die CDU ist eine streitbare Partei, die Diskussionen in der Sache nicht scheut. Aber mit politischem Diskurs hat das, was Herr Hunzinger hier von sich gibt, nichts mehr zu tun. Das ist Stimmungsmache auf unterstem Niveau! Wer so über Menschen spricht - egal aus welchem Grund sie in unser Land kommen mögen – der ist von den Grundwerten unserer Partei meilenweit entfernt.“ Auf die Frage, ob bei dem Treffen mit Jörg Meuthen und Hans Joachim Mendig auch die Flüchtlingsfrage diskutiert wurde, antwortet Moritz Hunzinger: „Die drei Professoren tauschten sich über die allgemeinen gesellschaftspolitischen Fragen aus, natürlich.“
Dass Jörg Meuthen und Moritz Hunzinger sich bei einem politischen Gedankenaustausch einiges zu sagen haben, dürfte nur wenige überraschen. Doch wie passt der dritte Professor, Hans Joachim Mendig, in diese Runde? Mendig, Jahrgang 1953, ist vor allem als Produzent der Krimiserie „Ein Fall für Zwei“ bekannt. Für ARD und ZDF sowie einige private TV-Sender produzierte er mehrere ähnliche Serien, er wurde mehrfach mit diversen Fernsehpreisen ausgezeichnet. Gearbeitet hat er mit den ganz Großen der deutschen Filmszene: Til Schweiger, Matthias Schweighöfer, Hannelore Elsner.
Außerdem ist er seit 2016 Geschäftsführer der neuen HessenFilm und Medien GmbH; in dieser Funktion verantwortet er die Filmförderung des Landes Hessen. Seit 2005 liegt die Zuständigkeit dafür beim Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK). Das stellt jährlich etwa fünf Millionen Euro als Etat zur Verfügung. Hinzu kommen rund vier Millionen Euro in Form von Garantiemitteln aus dem Finanzministerium sowie 750 000 Euro vom Hessischen Rundfunk und weitere 250 000 Euro vom ZDF. Hans Joachim Mendig verwaltet also eine nicht gerade belanglose Summe öffentlicher Gelder, die, entsprechend des Selbstverständnisses von Hessenfilm, „die kulturelle Vielfalt in Hessen“ fördern soll.
Dass sich diese Leitlinie nach Ansicht Mendigs offenbar vereinbaren lässt mit einem „sehr angeregten und konstruktiven politischen Gedankenaustausch“, geführt mit einem die Integration ablehnenden AfD-Politiker und ausländische Menschen als „Wilde“ bezeichnenden PR-Mann, wirft Fragen auf. Auch bei dem für Hessenfilm zuständigen Ministerium. „Nachdem die Ministerin auf das von Jörg Meuthen auf Instagram gepostete Bild aufmerksam gemacht wurde, das Professor Hans Joachim Mendig mit dem AfD-Europaabgeordneten und Professor Dr. Moritz Hunzinger zeigt, haben wir Herrn Mendig umgehend gefragt, bei welcher Gelegenheit das Bild entstanden ist“, teilt ein Sprecher von Angela Dorn (Bündnis 90/Die Grüne), Ministerin für Wissenschaft und Kunst, mit. „Nach Angaben von Herrn Mendig handelte es sich um eine private Gelegenheit, die nicht in Bezug zur Hessenfilm und Medien GmbH stand. Wir nehmen dies ebenso zur Kenntnis wie die Verwunderung über dieses Treffen in der hessischen Filmszene, die für Vielfalt, Akzeptanz und Weltoffenheit steht. Die Ministerin teilt diese Verwunderung.“
Ob das Ministerium und die übrigen Geldgeber vorhaben, diese Angelegenheit weiterzuverfolgen, ist unklar. Die Vereinbarkeit dieses Gedankenaustauschs mit dem Auftrag der Hessenfilm und der Verwaltung der öffentlichen Gelder im Sinne der kulturellen Vielfalt, ist zumindest kritisch zu hinterfragen.
5. September 2019, 17.17 Uhr
Ronja Merkel
Ronja Merkel
Jahrgang 1989, Kunsthistorikerin, von Mai 2014 bis Oktober 2015 leitende Kunstredakteurin des JOURNAL FRANKFURT, von September 2018 bis Juni 2021 Chefredakteurin. Mehr von Ronja
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