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Helmut-Schmidt-Journalistenpreis 2016

Journalisten der Süddeutschen obenauf

Zum ersten Mal wurde der Helmut-Schmidt-Journalistenpreis in Frankfurt verliehen. Ein Anlass, dem letztes Jahr verstorbenen Namensgeber zu gedenken. Und, um die besten Journalisten zu küren. Das Siegerthema dieses Jahr: die Panama Papers.
„Wir machen weiter!“, lauteten die Worte vom ING-DiBa-Vorstandsvorsitzendem Roland Boekhout zu Beginn der Zeremonie. Er sei sich sicher, „dass er das so gewollt hätte.“ Gemeint ist Schirmherr und Namensgeber dieses Journalistenpreises Helmut Schmidt. Er verstarb am 10. November 2015. Kein Zufall also, dass man sich genau ein Jahr später im Kap Europa in Frankfurt versammelte, um die 21. Verleihung des Helmut-Schmidt-Journalistenpreises zu Ehren des Altkanzlers abzuhalten. Es ist die erste überhaupt in Frankfurt. Und eine der wenigen, wo Helmut Schmidt nicht zugegen war. Erst zwei Mal zuvor, beim Tod seiner Ehefrau und letztes Jahr, Schmidt war bereits schwer erkrankt, war er nicht anwesend. Das zeigt, wie bedeutend ihm die Preisverleihung für guten und investigativen Journalismus immer war.

Gedenkfeier zu Ehren von Helmut Schmidt
Daher gedachte man dieses Jahr einem Menschen, „den man vor allem in der jetzigen Zeit gerne mal anrufen würde, um sich Ratschläge zu holen“, findet Theo Sommer, langjähriger Chefredakteur der Zeit. Bevor Sommer und Schmidt zusammen bei der Zeit arbeiteten, lernten sie sich auf einer Zugfahrt kennen. Genauer: sie teilten sich einen Schlafwagen. Bei Fürstenberg-Pils und einer Unmenge an Kippen, habe man sich die halbe Nacht über Politik und nukleare Strategien ausgetauscht, erinnert sich Sommer.

Das passt ins Bild, das viele Deutsche vom Altkanzler haben. Doch sei er vor allem auch ein Weltkanzler gewesen, erklärt Kristina Spohr, Herausgeberin des Buches „Helmut Schmidt. Der Weltkanzler“. Was ist damit gemeint? „Er konnte die Interessen Deutschlands vor allem im Ausland gut vertreten“, erklärt die Autorin. Das habe vor allem daran gelegen, dass er sich mit den Repräsentanten der großen Nationen wie USA, China und der Sowjetunion meist persönlich und in ungezwungener Atmosphäre getroffen hätte. So „konnte er nicht nur die Politik verstehen, sondern lernte vor allem auch die Menschen und Kulturen kennen. Er ging mit den Volksvertretern auch joggen oder schnorcheln“, schildert Spohr. Das hätte man unserem Altkanzler, der einst sagte: „In dieser Republik gibt es an so vielen Plätzen Rauchverbote. Ihr glaubt doch wohl nicht, dass ich mich darum schere“, nun wirklich nicht zugetraut.

Auch nach seinem Rücktritt aus der aktiven Politik war Schmidt vor allem in den Zweitausendern ein gefragter Mann. Wenn er sich zum politischen Geschehen äußern wollte, „rief er einfach seinen Mann bei der Bild an. Der kam dann zwei Stunden später zu ihm ins Büro und nahm das auf, was Schmidt zu sagen hatte. Dass wir uns nicht falsch verstehen: Er diktierte alles, bis hin zur Überschrift“, erzählt Thomas Karlauf, Autor unter anderem des Buches „Helmut Schmidt: Die späten Jahre“. Damit „wollte er denen da oben auch mal eins auswischen“, ist sich Karlauf sicher. Schmidt habe das einfach Spaß gemacht: sich einzumischen, seine Meinung zu vertreten, sich zu reiben und auch mal zu provozieren.

Im Verlauf des Abends ergab sich dem Publikum so ein vielschichtiger und spannender Einblick in das Leben und Wirken des Helmut Schmidt. Schmidts Wegbegleiter sind sich einig, dass solch eine Persönlichkeit heute fehle. Er habe Politik gut vermitteln können und habe stets unumstößlich gewirkt, „man vertraute ihm.“

And the winner is…
Der Helmut-Schmidt-Journalistenpreis wird seit 1996 von der ING-DiBa verliehen. Er zeichnet verbraucherorientierte Berichterstattung über Wirtschafts- und Finanzthemen aus und ist mit 30.000 Euro dotiert. Dieses Jahr hat die Jury, unter Leitung des Journalisten Ulrich Wickert, wieder aus zahlreichen Einsendungen drei Gewinner erkoren.

Den dritten Platz belegte Miriam Oprensik für ihre Serie „Tausche Bankjob gegen eigenen Laden“ im Hamburger Abendblatt. Ein Jahr lang hatte Oprensik eine Frau begleitet, die sich gegen ihren sicheren Job und für ihren Traum, ein eigenes Café, entschied.

Der zweite Preis ging an Kayhan Özgenc und Jan C. Wehmeyer für ihre Recherchen im VW-Abgasskandal für die Bild am Sonntag. Ihre Informanten, die sie teilweise an Autobahnraststätten getroffen haben, seien interessanter und spannender, als die der restlichen Presse, begründete Hans Leyendecker, Journalist und Jurymitglied, die Wahl.

Jury-Vorsitzender Ulrich Wickert verkündete schließlich den ersten Platz. Den erhielten Frederik Obermaier, Bastian Obermayer und Vanessa Wormer von der Süddeutschen Zeitung für ihre Publikation über die Panama Papers. Aus den Papieren ging hervor, wie Staatschefs, Diktatoren und Sportstars mithilfe des auf Panama ansässigen Offshore-Dienstleisters Mossack Fonseca ihr Vermögen vor den Finanzbehörden verschleiern. Ein Jahr lang werteten die drei Journalisten Unmengen an Daten aus. „Wir benötigten neue Computer, die mit diesen riesigen Datenbanken zurechtkamen und die noch nie mit dem Internet verbunden waren“, erklärte Wormer. Schließlich musste alles ein Jahr lang geheim bleiben; selbst vor den Kollegen und den Ehefrauen oder Ehemännern. Die Hartnäckigkeit wurde belohnt.
 
Fotogalerie:
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11. November 2016, 12.15 Uhr
Max Gerten
 
 
 
 
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