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Eine Parallelwelt in Birmingham
Der etwas andere Frankfurter Weihnachtsmarkt
Während wir Frankfurter noch auf die Eröffnung des Weihnachtsmarktes warten, wird auf Birmingham’s Frankfurt Christmas Market schon Glühwein ausgeschenkt. Peter Feldmann hat das Event in der Partnerstadt eröffnet.
Seit fünfzig Jahren verbindet Frankfurt mit der englischen Stadt Birmingham eine intensive städtepartnerschaftliche Liaison. Und weil kleine Geschenke die Freundschaft erhalten, kam man im Jahr 1997 auf den Gedanken, den Engländern mal das festliche und gemütliche Gefühl des Frankfurter Weihnachtsmarktes zu vermitteln. Darum baute man zehn stimmungsvolle Stände auf und die Resonanz bei den Bürgern war sehr positiv, etwas Ähnliches konnte man bis dato im Königreich nicht vorweisen. Die Frankfurter Tourismus + Congress GmbH hatte gewissermaßen ein wenig kulturelle Entwicklungshilfe geleistet und konnte etwas später, mit genügend organisatorischem Vorlauf ab 2001 tatsächlich einen richtig großen Weihnachtsmarkt in der zweitgrößten britischen Stadt etablieren, der mit seinen rund einhundert Ständen seither ein dauerhafter Bestandteil des Birminghamer Festtagskalenders ist. Der Frankfurter Weihnachtsmarkt als Exportschlager. Am Donnerstag ging der Budenzauber vom Victoria Square vor dem Rathaus bis zum Einkaufszentrum Bullring wieder los. Da duftet es jetzt herrlich nach gebrannten Mandeln, nach Bratwurst und nach Glühwein. Zum 50. Jubiläum der Städtepartnerschaft war Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) eigens mit einer Delegation angereist und hatte die Ehre, gemeinsam mit dem Birminghamer Amtskollegen, Lord Mayor Carl Rice, den Weihnachtsmarkt zu eröffnen. Und spätestens hier offenbarten sich die Unterschiede zum Frankfurter Original.
Partystimmung statt Besinnlichkeit
Während es am Römerberg, natürlich erst nach den ganzen Trauertagen, besinnlich und getragen zugeht, süße Weihnachtslieder erklingen und der Oberbürgermeister ein paar wärmende Worte spricht, gestaltet sich das in Birmingham doch etwas anders. Da ist mehr Oktoberfeststimmung angesagt – vorm Totensonntag. Aus den Lautsprechern des lokalen Radiosenders erschallt Justin Timberlake, während das am meisten am Markt konsumierte Getränk Bier ist, serviert in Glashumpen mit dem Römeremblem darauf. „Are you ready? Are you in a festive mood?“ ruft ein Moderator auf der Bühne, die in einen gigantischen Glühweinstand eingelassen ist. Und die Besucher brüllen bestätigend „Yeah!“ zurück, nehmen noch einen kräftigen Schluck aus dem Glas, bevor die Birminghamer und Frankfurter Stadtoberhäupter ans Mikro treten und von begeisterten Jubelrufen empfangen werden. Auch Peter Feldmann weiß die Massen zum Jubeln zu bringen. Mittlerweile hat der Himmel seine Schleusen geöffnet, es schüttet. Was die Feierwütigen nicht abschreckt. Es gibt neben auffällig großen, ausgefallen und kreativ gestalteten Verkaufsbuden – wie man sie sich auch in Frankfurt wünschen würde - auch eine Vielzahl an Unterständen. Man hat sich an die britischen Verhältnisse angepasst. Es ist eben alles etwas anders am Birminghamer Weihnachtsmarkt. Das beginnt bei den Hinweisschildern auf der Straße, dass man ab sofort eine Zone betritt, in der Alkohol erlaubt ist. Ja für die Briten ist es allein schon besonders, dass sie auf der Straße (wenn auch nur in den markierten Bereichen) Bier und Glühwein trinken dürfen. Das ist vermutlich die größte Attraktion.
„Frankfurter Flair“
Auch wenn auf den Ständen immer wieder das Frankfurter Wappen und der Städtenamen zu finden sind, die Beschicker stammen aus ganz Deutschland und haben oft osteuropäisches Verkaufspersonal angeheuert. Würste, Glühwein und Bier, Stollen und Schaumküsse, alles wurde mit mehreren LKW- und Fährenfahrten auf die britische Insel geschafft. Das Personal muss in Birmingham bis zum 29. Dezember – so lange läuft der Markt in diesem Jubiläumsjahr – untergebracht werden. Es ist viel unternehmerischer Geist gefragt und die Bereitschaft, ordentlich in Vorlage zu gehen. Kein Wunder, dass eine Bratwurst nun 3 bis 4 Pfund und ein Glühwein 4,50 Pfund kostet, viel für britische Verhältnisse, zum Unmut mancher Bürger.
Der Birminghamer Weihnachtsmarkt hat vielleicht weniger Stände als das Frankfurter Pendant, aber dafür dauert er länger und es wird sehr viel mehr konsumiert als am Main. Nicht nur Alkohol und Kulinarisches, auch Kunsthandwerk wird gern gekauft, weil es das so – anders als in den Kaufhäusern auf der Zeil - nicht in den englischen Läden gibt. Da machen die Beschicker also auch Gewinn, wenn sie in Birmingham deutlich höhere Standgebühren zahlen müssen. Mehr als 5 Millionen Besucher strömen auf den exportierten Markt, rund drei Millionen sind es in Frankfurt. Der Birminghamer Parlamentsmentschef John Clancy sagt, der Birminghamer Frankfurter Weihnachtsmarkt sei 400 Millionen Pfund wert. Allein, weil Touristen aus dem ganzen Umland in Bussen in die Stadt kommen, shoppen, schlemmen und übernachten und also ordentlich Geld in Birmingham lassen.
Nicht zu unterschätzen ist der logistische Kraftakt, den die Tourismus + Congress GmbH jährlich meistert, die auch mit den britischen Behörden Sicherheitskonzepte und die Infrastruktur abspricht und sich an die lokalen Bestimmungen halten muss. Andere Länder, andere Sitten. Der Vorteil für Frankfurt: Eine bessere Imagekampagne könnte es kaum geben. Denn: wem der Frankfurter Weihnachtsmarkt in Birmingham gefällt, der will vielleicht auch mal das Original sehen…
Partystimmung statt Besinnlichkeit
Während es am Römerberg, natürlich erst nach den ganzen Trauertagen, besinnlich und getragen zugeht, süße Weihnachtslieder erklingen und der Oberbürgermeister ein paar wärmende Worte spricht, gestaltet sich das in Birmingham doch etwas anders. Da ist mehr Oktoberfeststimmung angesagt – vorm Totensonntag. Aus den Lautsprechern des lokalen Radiosenders erschallt Justin Timberlake, während das am meisten am Markt konsumierte Getränk Bier ist, serviert in Glashumpen mit dem Römeremblem darauf. „Are you ready? Are you in a festive mood?“ ruft ein Moderator auf der Bühne, die in einen gigantischen Glühweinstand eingelassen ist. Und die Besucher brüllen bestätigend „Yeah!“ zurück, nehmen noch einen kräftigen Schluck aus dem Glas, bevor die Birminghamer und Frankfurter Stadtoberhäupter ans Mikro treten und von begeisterten Jubelrufen empfangen werden. Auch Peter Feldmann weiß die Massen zum Jubeln zu bringen. Mittlerweile hat der Himmel seine Schleusen geöffnet, es schüttet. Was die Feierwütigen nicht abschreckt. Es gibt neben auffällig großen, ausgefallen und kreativ gestalteten Verkaufsbuden – wie man sie sich auch in Frankfurt wünschen würde - auch eine Vielzahl an Unterständen. Man hat sich an die britischen Verhältnisse angepasst. Es ist eben alles etwas anders am Birminghamer Weihnachtsmarkt. Das beginnt bei den Hinweisschildern auf der Straße, dass man ab sofort eine Zone betritt, in der Alkohol erlaubt ist. Ja für die Briten ist es allein schon besonders, dass sie auf der Straße (wenn auch nur in den markierten Bereichen) Bier und Glühwein trinken dürfen. Das ist vermutlich die größte Attraktion.
„Frankfurter Flair“
Auch wenn auf den Ständen immer wieder das Frankfurter Wappen und der Städtenamen zu finden sind, die Beschicker stammen aus ganz Deutschland und haben oft osteuropäisches Verkaufspersonal angeheuert. Würste, Glühwein und Bier, Stollen und Schaumküsse, alles wurde mit mehreren LKW- und Fährenfahrten auf die britische Insel geschafft. Das Personal muss in Birmingham bis zum 29. Dezember – so lange läuft der Markt in diesem Jubiläumsjahr – untergebracht werden. Es ist viel unternehmerischer Geist gefragt und die Bereitschaft, ordentlich in Vorlage zu gehen. Kein Wunder, dass eine Bratwurst nun 3 bis 4 Pfund und ein Glühwein 4,50 Pfund kostet, viel für britische Verhältnisse, zum Unmut mancher Bürger.
Der Birminghamer Weihnachtsmarkt hat vielleicht weniger Stände als das Frankfurter Pendant, aber dafür dauert er länger und es wird sehr viel mehr konsumiert als am Main. Nicht nur Alkohol und Kulinarisches, auch Kunsthandwerk wird gern gekauft, weil es das so – anders als in den Kaufhäusern auf der Zeil - nicht in den englischen Läden gibt. Da machen die Beschicker also auch Gewinn, wenn sie in Birmingham deutlich höhere Standgebühren zahlen müssen. Mehr als 5 Millionen Besucher strömen auf den exportierten Markt, rund drei Millionen sind es in Frankfurt. Der Birminghamer Parlamentsmentschef John Clancy sagt, der Birminghamer Frankfurter Weihnachtsmarkt sei 400 Millionen Pfund wert. Allein, weil Touristen aus dem ganzen Umland in Bussen in die Stadt kommen, shoppen, schlemmen und übernachten und also ordentlich Geld in Birmingham lassen.
Nicht zu unterschätzen ist der logistische Kraftakt, den die Tourismus + Congress GmbH jährlich meistert, die auch mit den britischen Behörden Sicherheitskonzepte und die Infrastruktur abspricht und sich an die lokalen Bestimmungen halten muss. Andere Länder, andere Sitten. Der Vorteil für Frankfurt: Eine bessere Imagekampagne könnte es kaum geben. Denn: wem der Frankfurter Weihnachtsmarkt in Birmingham gefällt, der will vielleicht auch mal das Original sehen…
Fotogalerie: Birmingham
19. November 2016, 10.47 Uhr
Nicole Brevoord
Nicole Brevoord
Jahrgang 1974, Publizistin, seit 2005 beim JOURNAL FRANKFURT als Redakteurin u.a. für Politik, Stadtentwicklung, Flughafen, Kultur, Leute und Shopping zuständig Mehr von Nicole
Brevoord >>
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Text: Florian Aupor / Foto: Foto: Die U6 an der Hauptwache © Adobe Stock/travelview
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