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Aussagen der Silvester-Story waren haltlos
Bild-Zeitung entschuldigt sich für Berichterstattung über "Sex-Mob in der Freßgass’"
Gut sechs Wochen nach Silvester erhob Gastronom Jan Mai via Bild-Zeitung den Vorwurf, in seinem Lokal habe es Übergriffe gegeben. Nun hat sich das Blatt für die Story entschuldigt. Und die Hauptzeugin gesteht eine Lüge.
Die Geschichte klang von Beginn an seltsam. In der Bild-Zeitung vom 6. Februar hatte der Gastronom Jan Mai behauptet, gut 50 Araber hätten sich in seinem Laden First In auf der Freßgass' danebenbenommen, hätten Getränke geschnorrt, Frauen begrapscht, Messer gezückt. In dem Artikel ist von "Massen an Flüchtlingen" die Rede, die das First In und eine benachbarte Bar unsicher machen. In der Tat gab es in letztgenannten Etablissement zwei Festnahmen – Nordafrikaner, wie von Mai behauptet, waren es aber nicht direkt: Die Polizei konnte einen Deutschen und einen Georgier schnappen. Und auch die Hauptbelastungszeugin Irina A. hat nicht die Wahrheit gesagt. Die Dame äußerte sich drastisch zu jener Silvesternacht in Frankfurt: "Sie fassten mir unter den Rock, zwischen die Beine, an meine Brüste, überall hin. Ich kann froh sein, dass ich eine Strumpfhose anhatte." Nach den Vorwürfen in der Zeitung, nahm die Polizei die Ermittlungen auf. In der Wohnung von Frau A. fand sie Flugtickets – und das vermeintliche Opfer gab zu, an Silvester gar nicht in Frankfurt, sondern in Belgrad gewesen zu sein.
Videoaufnahmen von der Nacht gibt es nicht. In der Frankfurter Rundschau hatte Jan Mai gesagt, die Aufnahmen gelöscht zu haben. Dem Journal Frankfurt sagte er, die Überwachungsanlage sei seit einem Einbruch im vergangenen Sommer defekt.
Auf der Facebook-Seite von Jan Mai versuchte der stellvertrende Redaktionsleiter der Bild Frankfurt vor wenigen Tagen noch, Jan Mai auf die in seiner Zeitung gemachten Zitate festzunageln. Doch das gelang nicht. Herr Mai behauptete, die Zeitung habe übertrieben, er habe lediglich von einer Schlägerei in seinem Laden berichtet – die Zeile vom "Sex-Mob in der Freßgass'" hätten die Journalisten erfunden. Mittlerweile hat Jan Mai sein Facebook-Profil gelöscht.
Die Zeitung hat sich nun – das dürfte für das Boulevardblatt eine Premiere sein – von sich aus für die Berichterstattung entschuldigt. Online schrieb die Zeitung: "Mit Bedauern muss die Redaktion feststellen, dass die wiedergegebenen Aussagen und Anschuldigungen der vermeintlichen Opfer in keiner Weise von der Polizei bestätigt werden und gänzlich haltlos sind."
Auch Bild-Chefredakteur Julian Reichelt twitterte, er werde zeitnah mitteilen, welche Konsequenzen die Zeitung aus dem Artikel ziehe. Die Story hatte weltweit Kreise gezogen und war insbesondere in rechten Foren massenhaft weiterverbreitet worden. Über die Volte, das die Story fabriziert sein könnte, hatte unter anderem auch die Washington Post berichtet.
Unter der Mitteilung in eigener Sache hat die Bild keinen eigenen Artikel zum aktuellen Stand angehängt, sondern verlässt sich auf die Berichterstattung der Deutschen Presse-Agentur. Die Agentur hatte jedoch auch die erste Bild-Story über den Sex-Mob über ihren Landesdienst weiterverbreitet. Der Artikel begann wie folgt: "Die Frankfurter Polizei prüft Berichte über bislang nicht bekannte Randale und Übergriffe in der Silvesternacht in der Innenstadt. Einem Bericht der «Bild»-Zeitung (Montag) zufolge sollen in der mit vielen Lokalen gesäumten «Freßgass'» zahlreiche arabisch oder nordafrikanisch aussehende Männer in Gaststätten randaliert und Frauen belästigt haben." Auch überregionale Medien griffen diesen Text auf, Focus Online etwa versah ihn mit der Überschrift "„Bild“: Randale und Übergriffe in der Silvesternacht". So ist der Artikel auch heute noch dort und an vielen anderen Stellen im Netz nachzulesen. Die dpa legt Wert darauf, den Artikel von Anfang an eingeordnet zu haben. "Gleich bei der ersten Meldung war die Überschrift "Polizei weiß nichts von angeblichem Sexmob". Diese Distanz zog sich durch die ganze Berichterstattung, bis heute", so ein Sprecher der Nachrichtenagentur.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun gegen Jan Mai wegen der Behauptung falscher Tatsachen. Das von der Frankfurter Neuen Presse gestreute Gerücht, der Gastronom müsse nun auch "um seine Konzession bangen" trifft wohl nicht zu. Im Ordnungsamt heißt es dazu jedenfalls, die Hürden dafür seien hoch – und die Vorwürfe, so sie denn zuträfen, hätten erst einmal nichts damit zu tun, wie er seine Gastwirtschaften führe.
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Videoaufnahmen von der Nacht gibt es nicht. In der Frankfurter Rundschau hatte Jan Mai gesagt, die Aufnahmen gelöscht zu haben. Dem Journal Frankfurt sagte er, die Überwachungsanlage sei seit einem Einbruch im vergangenen Sommer defekt.
Auf der Facebook-Seite von Jan Mai versuchte der stellvertrende Redaktionsleiter der Bild Frankfurt vor wenigen Tagen noch, Jan Mai auf die in seiner Zeitung gemachten Zitate festzunageln. Doch das gelang nicht. Herr Mai behauptete, die Zeitung habe übertrieben, er habe lediglich von einer Schlägerei in seinem Laden berichtet – die Zeile vom "Sex-Mob in der Freßgass'" hätten die Journalisten erfunden. Mittlerweile hat Jan Mai sein Facebook-Profil gelöscht.
Die Zeitung hat sich nun – das dürfte für das Boulevardblatt eine Premiere sein – von sich aus für die Berichterstattung entschuldigt. Online schrieb die Zeitung: "Mit Bedauern muss die Redaktion feststellen, dass die wiedergegebenen Aussagen und Anschuldigungen der vermeintlichen Opfer in keiner Weise von der Polizei bestätigt werden und gänzlich haltlos sind."
Auch Bild-Chefredakteur Julian Reichelt twitterte, er werde zeitnah mitteilen, welche Konsequenzen die Zeitung aus dem Artikel ziehe. Die Story hatte weltweit Kreise gezogen und war insbesondere in rechten Foren massenhaft weiterverbreitet worden. Über die Volte, das die Story fabriziert sein könnte, hatte unter anderem auch die Washington Post berichtet.
Unter der Mitteilung in eigener Sache hat die Bild keinen eigenen Artikel zum aktuellen Stand angehängt, sondern verlässt sich auf die Berichterstattung der Deutschen Presse-Agentur. Die Agentur hatte jedoch auch die erste Bild-Story über den Sex-Mob über ihren Landesdienst weiterverbreitet. Der Artikel begann wie folgt: "Die Frankfurter Polizei prüft Berichte über bislang nicht bekannte Randale und Übergriffe in der Silvesternacht in der Innenstadt. Einem Bericht der «Bild»-Zeitung (Montag) zufolge sollen in der mit vielen Lokalen gesäumten «Freßgass'» zahlreiche arabisch oder nordafrikanisch aussehende Männer in Gaststätten randaliert und Frauen belästigt haben." Auch überregionale Medien griffen diesen Text auf, Focus Online etwa versah ihn mit der Überschrift "„Bild“: Randale und Übergriffe in der Silvesternacht". So ist der Artikel auch heute noch dort und an vielen anderen Stellen im Netz nachzulesen. Die dpa legt Wert darauf, den Artikel von Anfang an eingeordnet zu haben. "Gleich bei der ersten Meldung war die Überschrift "Polizei weiß nichts von angeblichem Sexmob". Diese Distanz zog sich durch die ganze Berichterstattung, bis heute", so ein Sprecher der Nachrichtenagentur.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun gegen Jan Mai wegen der Behauptung falscher Tatsachen. Das von der Frankfurter Neuen Presse gestreute Gerücht, der Gastronom müsse nun auch "um seine Konzession bangen" trifft wohl nicht zu. Im Ordnungsamt heißt es dazu jedenfalls, die Hürden dafür seien hoch – und die Vorwürfe, so sie denn zuträfen, hätten erst einmal nichts damit zu tun, wie er seine Gastwirtschaften führe.
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16. Februar 2017, 10.57 Uhr
Nils Bremer
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