Wer Frankfurt liebt, kann nun selbst dazu beitragen, das süße kleine historische Stadtviertel Alt-Sachsenhausen von seinem Schmodder zu befreien und neu aufzubauen – privatbürgerlich initiierte Quartiersentwicklung sozusagen.
mim /
Zeitgemäße Wohnungen und Gewerbeflächen sind in Alt-Sachsenhausen Mangelware. Stattdessen reiht sich Kneipe an Kneipe, abends und insbesondere am Wochenende bringen betrunkene Feier-Touristen die Anwohner um den Schlaf und während auf der andren Mainseite die „neue Altstadt“ entsteht, gammeln viele der einst so wunderschönen Fachwerkhäuser im ältesten Stadtteil Frankfurts - trotz eines stadtteileigenen Förderprojektes - seelenruhig vor sich hin. Seit achteinhalb Jahren ist Alexander Frost nun mit seiner Bembelagentur in der Klappergasse in Sachsenhausen und hat sich, neben vielen anderen Bewohnern, auch selbst für den Stadtteil stark gemacht. "Erst habe ich gedacht, es dauert vielleicht fünf Jahre. Jetzt glaube ich, es dauert eher zehn. Es ist ein schwieriges Viertel, es ist schwer, hier einen Konsens zu finden und bislang hat einfach das Konzeptionelle gefehlt", sagt er.
Doch das soll sich nun ändern. Und mit dem „Kleinen Ritter“ geht es los. Frei nach dem Motto "Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt". Denn das alte Fachwerkhaus wird mit neuer Technologie im alten Stile des ursprünglichen neu aufgebaut. Die Planung greift das historische Erbe auf und soll mit einzigartigen Elementen eine Brücke zwischen dem traditionellen Stadtbild und modernsten Anforderungen schlagen - und das ganz im Sinne des Denkmalschutzes. Zwei Künstler, Fotografen um genauer zu sein, werden in dem neuen alten Häuschen Quartier beziehen und es nutzen, wie es einst üblich war: Im Erd- und im Untergeschoss werden sie in ihren Ateliers arbeiten und ihre Werke in Ausstellungsräumen zur Schau stellen, im Untergeschoss wird es eine Apfelweinpresse und ein Café geben. Im ersten Stock werden Büro- und Postproduction-Räume zu finden sein und im zweiten Stock werden die Künstler selbst wohnen – Wohnen und Arbeiten werden innerhalb des Hauses wieder zusammengeführt, so wie es früher nicht nur in Sachsenhausen üblich war. Und in der Fassade wird - dank neuster Technologie - das alte Fachwerk als "Geisterbild" erscheinen. Am 3. Dezember wurde die Baugenehmigung erteilt.
Durch den Neubau und die traditionelle Nutzung des "Kleinen Ritter" soll ein Impuls geschaffen werden, eine neue Klientel ins Viertel zu locken. Das Bürgertum soll hineingenommen werden, nach Alt-Sachsenhausen, um wieder mehr Interesse und Identifikation für und mit dem eigenen Stadtteil zu schaffen. Noch, so sind sich die Initiatoren des Projektes einig, steht Sachenhausen auf der Kippe. "Das kann natürlich auch komplett nach hinten losgehen", so Bernhard Franken, Architekt des "Kleinen Ritters". Andererseits jedoch sind sie zuversichtlich, hoffen auf die Bereitschaft und Initiative der Bürger und aus genau diesem Grunde wird das Projekt auf bislag in Deutschland für Immobilien einzigartige Weise finanziert. Und zwar durch sogenanntes Crowdfunding. Was bereits beispielsweise im Filmgeschäft und in vielen anderen Ländern auch in der Immobilienbranche vielfach gang und gäbe ist, wird nun auch in Frankfurt erstmalig genutzt, um die Quartiersentwicklung in Alt-Sachsenhausen anzustoßen: Durch die erste Immobilien-Crowdfunding Plattform www.kapitalfreunde.de kann man sich nun ab einem Wert von EUR 250 an der Projektentwicklung "Kleiner Ritter" beteiligen und somit den Aufbau einer Immobilie unterstützen, die ab 2014 das Fotografenkollektiv von Oliver Tamagnini beherbergen wird.