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Angeblicher Terrorplan fürs Radrennen

Von der Rohrbombe zum Rohrkrepierer?

Der Fall schien klar: Halil D. soll einen Anschlag auf das Radrennen „Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt“ geplant haben. Doch jetzt gibt es Hinweise darauf, dass alles anders gewesen sein könnte.
Die Vorstellung, dass ein Attentat auf das beliebte Frankfurter Radrennen "Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt" am 1. Mai 2015 verübt werden könnte, war ein Schreckensszenario. Schnell sagte man das Traditionsevent ab. Alle Hinweise, die Ermittler gesammelt hatten, fügten sich letztlich schnell zu einem schlüssigen Bild zusammen. Die Bedrohung schien real. Bei dem Oberurseler Halil D. hatte das hessische Landeskriminalamt eine zündfähige Rohrbombe, die Nägel enthielt, und Waffenteile sichergestellt. Zuvor hatte der Moslem mit seiner Frau drei Liter Wasserstoffperoxid gekauft, dazu an der Kasse einen falschen Namen angegeben und war mit seinem Wagen mehrfach entlang der Radstrecke gesichtet worden. Klingt alles eindeutig – doch jetzt verdichten sich die Hinweise, dass alles ganz anders gewesen ist.

„Es ist wahr, dass Herr D. in größeren Mengen Wasserstoffperoxyd gekauft hat“, sagt dessen Strafverteidiger Ali Aydin. „Dieses Mittel war jedoch zur Beseitigung von Schimmel gedacht.“ So gebe es das Gutachten eines Schimmelexperten, der ebenjenen Pilzbefall in der Wohnung des derzeit in U-Haft Befindlichen bestätigt hat. Herr D. soll zuvor schon einen Liter gekauft, die Flüssigkeit auf betroffene Stellen aufgetragen und dann Nachschub besorgt haben, als der gewünschte Effekt ausgeblieben war. Einen falschen Namen habe er nur deshalb an der Kasse angegeben, „weil er als sichtbarer Muslim Repressalien befürchtete. Das war eine Dummheit“, sagt Aydin.

Rohrbombe oder Böller?

Auch die vermeintliche Rohrbombe lasse sich erklären. Sie ähnele, was wohl auch von Gutachtern bestätigt wurde, eher einem Chinaböller. Der Gegenstand soll mehr als 15 Jahre alt sein und seither im Keller gelegen haben. „Es gibt Zeugen, die sagen, solche Rohrbomben haben wir in der Schulzeit gebaut, um Zigarettenautomaten zu sprengen“, sagt der Frankfurter Rechtsanwalt. Aydin habe bislang erst neun von 23 Aktenordnern einsehen dürfen, den Rest habe die Staatsanwaltschaft mit einem Sperrvermerk belegt. Fest stehe aber, dass sein Mandant mit seinem Auto Probleme gehabt habe. Die Zündaussetzer habe er beheben wollen, in dem er den Wagen warmgefahren habe. Die Radrennstrecke liege nun mal in unmittelbarer Nähe seiner Wohnung und er habe, um durch die TÜV-Prüfung zu kommen, mehrfach die Strecke zur Werkstatt zurücklegen müssen, auch weil ihm Dokumente gefehlt hätten. Für die Zündaussetzer gebe es Zeugen. Und auch für die in seinem Haus gefundenen Waffen gibt es Erklärungen. „70 Prozent der gefundenen Gegenstände fallen nicht mal unter das Waffengesetz, die kann man selbst bei Ebay kaufen“, sagt Aydin. „Ich habe selten einen Fall gehabt, bei dem die Staatsanwaltschaft soviel Fantasie bewiesen hat wie hier. Sie werden sehen, wenn es zu einem Verfahren kommt, werde ich so richtig aufblühen,“ kündigt Aydin an. Er rechnet damit, dass noch im September Anklage erhoben wird.

Ganz ungerührt von diesen Erklärungen zeigt sich die Staatsanwaltschaft. „Wir werfen Halil D. weiterhin die Vorbereitung einer staatsgefährdenden Gewalttat vor, daran hat sich nichts geändert.“ Es werde weiter ermittelt. Ein Antrag auf Haftverschonung hatte jedoch keinen Erfolg. Halil Ds. Anwalt will nun Haftbeschwerde einlegen. Die Ehefrau, Senay D., wurde bereits aus der Untersuchungshaft entlassen.
 
Fotogalerie:
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26. August 2015, 10.50 Uhr
Nicole Brevoord
 
Nicole Brevoord
Jahrgang 1974, Publizistin, seit 2005 beim JOURNAL FRANKFURT als Redakteurin u.a. für Politik, Stadtentwicklung, Flughafen, Kultur, Leute und Shopping zuständig – Mehr von Nicole Brevoord >>
 
 
 
 
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