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Alle Jahre wieder
Betest du noch oder tanzt du schon?
Die einen fühlen sich vom Tanzverbot an Karfreitag in ihrer persönlichen Freiheit eingeschränkt. Die anderen möchten die fundamentalen christlichen Werte schützen. So streiten sich beide Lager jedes Jahr erneut...
Das Tanzverbot an Karfreitag polarisiert. Viele nicht-religiöse Frankfurter wünschen sich, die Regelung endlich über Bord zu werfen. Sie sei nicht mehr zeitgemäß, lautet das häufigste Argument. Tanzdemos hat es in Frankfurt die vergangenen zwei Jahre nicht gegeben. Der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) lädt am kommenden Freitag jedoch zu einem säkularen Osterspaziergang ein. Die Route wird durch die Innenstadt führen. Dabei soll an Frankfurter Persönlichkeiten erinnert werden, die sich ganz ohne religiöse Motive für eine säkulare, solidarische Gesellschaft eingesetzt haben. Darunter der als Ketzer verbrannte Giordano Bruno, der Philosoph Arthur Schopenhauer oder die Künstler der Neuen Frankfurter Schule.
„Nicht religiösen Menschen wird immer wieder vorgeworfen, sie hätten keine ethischen Werte und würden nur an sich selbst denken“, sagt Martin Wagner, Vorsitzender des IBKA Hessen, „das ist eine ungeheure Beleidigung für die fast 30 Millionen Menschen in Deutschland, die keiner Glaubensgemeinschaft angehören.“ Wagner kritisiert, dass sich die Bürger dennoch den Vorstellungen religiöser Vereinigungen unterordnen müssen. Es sei an der Zeit, die religiösen Privilegien wie stille Feiertage kritisch zu hinterfragen. Mündige Bürger hätten das Recht, auch am Karfreitag tanzen zu gehen sowie Theater- oder Sportveranstaltungen zu besuchen, so Wagner. „Leider sind wir von einer echten Trennung von Staat und Kirche auch 2015 noch weit entfernt.“
Ganz anders sieht das Kirchendezernent Uwe Becker (CDU). „Ich halte es für unangebracht, an dem Tag, an dem wir dem Leiden und der Kreuzigung Jesu Christi gedenken, fröhliche Feste und Tanz in den Vordergrund zu stellen." Darüber hinaus betont er, dass man nicht die Ankerpunkte unserer christlich geprägten Gesellschaft in Frage stellen kann und sich gleichzeitig über einen Werteverfall beklagen.
Bisher sei keine andere Veranstaltung als die des IBKA angemeldet, „aber man weiß ja nie, ob es irgendwo einen Flashmob gibt.“ Den Tanzverbot-Gegnern möchte der Kirchendezernent Folgendes mit auf den Weg geben: „Das Tanzverbot zu ignorieren, verletzt Gefühle. Spätestens da sollte man auch als Nicht-Christ darüber nachdenken, ob das wirklich notwendig ist.“
Genau dieser Gedanke bewirkte auch bei der Piratenpartei in Hessen einen Meinungswechsel. Die vergangenen Jahre hatte sie sich noch gegen das Verbot ausgesprochen, „aber das wurde immer falsch verstanden“, erklärt Alexander Schnapper, politischer Geschäftsführer der Piratenpartei Hessen. Es sei nie die Absicht gewesen, jemanden zu verletzen. Das sei jedoch das Resultat von Tanzdemos gewesen. Daher plane die Partei in diesem Jahr keine Aktionen am Karfreitag. Schnapper ließ durchblicken, dass diese Entscheidung für viel Diskussion in den eigenen Reihen gesorgt hatte. Letztendlich habe man sich aber für den diplomatischen Weg entschieden.
Die Grüne Jugend Frankfurt stehe dem Gesetz kritisch gegenüber. "Die gesetzliche Definition von Tanzveranstaltungen aus dem Jahre 1952 wird mit jedem Jahr älter und der Reformbedarf dringender", sagt Tim Geiger,
Vorstandsmitglied der Grünen Jugend. Ob beten oder tanzen, diese Entscheidung sollte Jeder frei treffen können. Dennoch habe die Partei keine Veranstaltungen geplant.
Einige Clubs der Stadt haben jedoch wie an jedem anderen Freitag geöffnet. Das Ordnungsamt wolle dennoch keine extra Streifen losschicken, um das Tanzen zu verhindern. Veranstaltungen werden nur aufgelöst, wenn konkrete Beschwerden vorliegen, teilte das Ordnungsamt mit.
„Nicht religiösen Menschen wird immer wieder vorgeworfen, sie hätten keine ethischen Werte und würden nur an sich selbst denken“, sagt Martin Wagner, Vorsitzender des IBKA Hessen, „das ist eine ungeheure Beleidigung für die fast 30 Millionen Menschen in Deutschland, die keiner Glaubensgemeinschaft angehören.“ Wagner kritisiert, dass sich die Bürger dennoch den Vorstellungen religiöser Vereinigungen unterordnen müssen. Es sei an der Zeit, die religiösen Privilegien wie stille Feiertage kritisch zu hinterfragen. Mündige Bürger hätten das Recht, auch am Karfreitag tanzen zu gehen sowie Theater- oder Sportveranstaltungen zu besuchen, so Wagner. „Leider sind wir von einer echten Trennung von Staat und Kirche auch 2015 noch weit entfernt.“
Ganz anders sieht das Kirchendezernent Uwe Becker (CDU). „Ich halte es für unangebracht, an dem Tag, an dem wir dem Leiden und der Kreuzigung Jesu Christi gedenken, fröhliche Feste und Tanz in den Vordergrund zu stellen." Darüber hinaus betont er, dass man nicht die Ankerpunkte unserer christlich geprägten Gesellschaft in Frage stellen kann und sich gleichzeitig über einen Werteverfall beklagen.
Bisher sei keine andere Veranstaltung als die des IBKA angemeldet, „aber man weiß ja nie, ob es irgendwo einen Flashmob gibt.“ Den Tanzverbot-Gegnern möchte der Kirchendezernent Folgendes mit auf den Weg geben: „Das Tanzverbot zu ignorieren, verletzt Gefühle. Spätestens da sollte man auch als Nicht-Christ darüber nachdenken, ob das wirklich notwendig ist.“
Genau dieser Gedanke bewirkte auch bei der Piratenpartei in Hessen einen Meinungswechsel. Die vergangenen Jahre hatte sie sich noch gegen das Verbot ausgesprochen, „aber das wurde immer falsch verstanden“, erklärt Alexander Schnapper, politischer Geschäftsführer der Piratenpartei Hessen. Es sei nie die Absicht gewesen, jemanden zu verletzen. Das sei jedoch das Resultat von Tanzdemos gewesen. Daher plane die Partei in diesem Jahr keine Aktionen am Karfreitag. Schnapper ließ durchblicken, dass diese Entscheidung für viel Diskussion in den eigenen Reihen gesorgt hatte. Letztendlich habe man sich aber für den diplomatischen Weg entschieden.
Die Grüne Jugend Frankfurt stehe dem Gesetz kritisch gegenüber. "Die gesetzliche Definition von Tanzveranstaltungen aus dem Jahre 1952 wird mit jedem Jahr älter und der Reformbedarf dringender", sagt Tim Geiger,
Vorstandsmitglied der Grünen Jugend. Ob beten oder tanzen, diese Entscheidung sollte Jeder frei treffen können. Dennoch habe die Partei keine Veranstaltungen geplant.
Einige Clubs der Stadt haben jedoch wie an jedem anderen Freitag geöffnet. Das Ordnungsamt wolle dennoch keine extra Streifen losschicken, um das Tanzen zu verhindern. Veranstaltungen werden nur aufgelöst, wenn konkrete Beschwerden vorliegen, teilte das Ordnungsamt mit.
2. April 2015, 11.00 Uhr
Christina Weber
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