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Ne­glec­ted Grass­land vorm Aus

Der Flügelschlag einer Clublebensdauer

Ein neuer Club von Forster und Romanov? Klar, dass unser nachteuliger Kolumnist dahin musste. Er legte sogar auf und es wurde eine rauschende Nacht. Schade nur, dass bald wieder Schluss ist.
Unter der Woche woll­te es mich ein­fach nicht vor die Tür zie­hen, was sicher­lich auch einer hart­nä­cki­gen Er­käl­tung ge­schul­det war. So lang­sam nervt mich der ganze Mist ja. In mei­nem nächs­ten Leben habe ich eine Apothe­ke, un­ter­ge­bracht in einem 24-Stunden-Ärz­te­haus-Mu­lit­plex-Cen­ter. Par­ken nach 5 Stun­den ab 30 Euro. Oder ich baue Ho­tels auf Naturschutzmain­in­seln. Da­nach lasse ich alle Main­brü­cken ab 20 Uhr sper­ren, wegen des Lärms.

Damit ich mich nicht so­viel ärgen muss, habe ich am Don­ners­tag bei Ni­co­le Fors­ter und Hans Ro­ma­nov im „ne­glec­ted grass­land“ vor­bei­ge­schaut, der ehe­ma­li­gen Le Bar Hom­mes in der Sand­hof­pas­sa­ge. Zur Bau­stel­len­par­ty konn­te ich nicht kom­men, und so war ich recht neu­gie­rig auf den neuen Laden, zumal ich ja auch am nächs­ten Tag dort hin­ter den Plat­ten­spie­ler ste­hen sollte.

Ein schö­ner Laden, rot­plü­schig ohne Pa­ti­na, es fie­len Be­grif­fe wie „Six­ties KGB“, was ich sehr pas­send fand. Die Bar ist zen­tral ge­le­gen, aber doch noch ver­steckt genug, um nicht un­be­dingt merk­wür­di­ges Lauf­pu­bli­kum an­zu­zie­hen und be­her­be­g­te im In­nen­hof des Ge­bäu­de­kom­ple­xes noch einen fei­nen Gar­ten.

Also wur­den dann mal am Frei­tag hur­tig die Plat­ten ge­packt, denn um 22 Uhr wur­den die Plat­ten­spie­ler ein­ge­schal­tet. Tja, un­schön war trotz­dem folgen­de Be­ge­ben­heit: Es dau­er­te wohl nur einen Flü­ge­schlag lang, bis eine schlech­te Kunde durch alle Ohren ging und die Be­su­cher be­trof­fen mach­te, zumal hier nun jeden klar war, was vor­her als vage Ver­mu­tung durch den Frank­fur­ter Blät­ter­wald ra­schel­te, näm­lich, dass das „ne­glec­ted grass­land“ wohl bald wie­der seine Pfor­ten schlie­ßen muß, nun Ge­wiss­heit wurde. Es gäbe wohl Be­schwer­den sei­tens der An­woh­ner, hieß es.

Aber nie­mand woll­te sich die Pe­ter­si­lie ver­ha­geln las­sen und so wurde an die­sem Abend jede Seven Inch fre­ne­tisch ab­ge­fei­ert. Ich finde es nur schade und trau­rig zu­gleich, vor allem für Ni­co­le und Hans, dass In­no­va­tionen im Nacht­le­ben zu­nich­te ge­macht wer­den, denn ei­ner­seits nennt sich Frank­furt gerne Welt­stadt, agiert aber wie ein lus­ti­ges Dorf im schlech­tes­ten Sinne, und selbst das bitte nur bis 22 Uhr. Wenn de­bi­le Groß­ver­an­stal­tun­gen ganze Stadt­tei­le für kom­plet­te Wo­chen­en­den ver­stop­fen, dann juckt das die Ver­wal­tun­gen auch nicht.

Damit hier kein fal­scher Ein­druck ent­steht: Beim „ne­glec­ted grass­land“ schrit­ten keine Be­hör­den ein. Das wird auch nicht er­for­der­lich sein, denn jeder Hinz & Kunz hat mitt­ler­wei­le ge­lernt, dass man selbst in Stadt­tei­len mit einem regen Nacht­le­ben kom­plet­te Eta­blis­se­ments ein­fach tot­tre­ten kann, indem man aus dem Um­land dort hin­zieht und dann auf seine guten Bür­ger­rech­te pocht. (Na­tür­lich über­zie­he ich hier ein wenig, zwecks Po­la­ri­sie­rung!)

Lei­der wird hier­bei die Ver­hält­nis­mäßg­keit außer Acht ge­las­sen. An­der­seits ist es auch ver­ständ­lich, wenn man nachts ein­fach nur pen­nen will. Schwie­rig, hier einen Kom­pro­miss zu fin­den, aber ein­fach alles zu ver­bie­ten, finde ich un­pas­send. Ein Laut­stär­k­e­in­dex wäre si­cher­lich hilf­reich, eine Be­ma­ßung, wie laut ein Stadt­teil ist und in wel­cher Höhe diese Dezibel-Zahl über­schrit­ten wer­den darf. Bei der Be­bau­ungs­hö­he oder beim Miet­spie­gel klappt das ja auch. So mal rein in die Luft ge­spon­nen. Will sagen: In Sach­sen­hau­sen, Born­heim oder in der In­nen­stadt is es eben lau­ter als in Fe­chen­heim oder Kal­bach. Dar­über muss man sich vor­her Ge­dan­ken ma­chen.

Ich gebe es zu: Ich habe die­sen Text ge­än­dert. In der vor­ge­hen­den Ver­si­on un­ter­stell­te ich, dass es zu sol­chen Ru­he­stö­rungs­be­schwer­den im Bahn­hofs­vier­tel nicht kommt, al­ler­dings wurde ich über das Ge­gen­teil auf­ge­klärt.
Aber bevor ich mich hier an die­sem Thema fest­fres­se: Am Frei­tag hat­ten wir alle eine feine Party im „ng“, daran wird die Bar si­cher­lich noch lange zu­rück­den­ken, wenn sie den­mächst leer steht.

Am Sams­tag woll­te erst ein­mal aus­ge­schla­fen wer­den, um dann spä­ter auf dem Kon­sti­markt in reich­hal­ti­ges Brat­kar­tof­fel­f­rüh­stück ein­zu­neh­men. Hin­ter­her haben wir uns ver­lau­fen im Gän­ge­wirr­warr der Aus­sichts­platt­for­men / Außen­ca­fes, dort oben auf der Zeil­ga­le­rie. Kann ja mal pas­sie­ren, wa!

Spä­ter ging es in die Ste­re­o­bar, denn im Rah­men der Reihe „Funky Snea­kers Inc“ hatte ich mir die smar­te Ver­usch­ka ein­ge­la­den (Foto), schließ­lich ist die Dame doch als DJ auf den maß­geb­li­chen Soul­weeken­dern in Deutsch­land und in der Schweiz zu­hau­se, und so haben wir den Laden fein mit 60s Funk und Mo­dern Soul be­spielt. Rich­tig über­füllt war es nicht in dem klei­nen Kel­ler­ge­wöl­be­klub, aber es hatte auch zwi­schen­durch ge­schüt­tet wie aus Con­tai­nern und allen An­schein nach war Sach­sen­hau­sen auch noch schön zu­ge­parkt, keine guten Vor­aus­set­zun­gen also.

Aber den An­we­sen­den, also auch uns na­tür­lich, hat der Abend Spaß ge­macht, denn schließ­lich wurde hier Qua­li­tät­mu­sik von Schall­plat­te auf­ge­legt, und keine Mupf­mu­sik aus bil­li­gen Kon­so­len. Das ma­chen wir mal wie­der, ver­spro­chen! Dann ging es nach­hau­se zum Ma­tra­zen­hor­chen, denn am nächs­ten­Tag woll­te ich wie­der fit sein, um „x wie raus“ – auf Radio X zu mo­de­rie­ren!
 
Fotogalerie:
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27. Oktober 2013, 20.35 Uhr
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