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Nach Nutzen-Kosten-Untersuchung

U-Bahn-Station auf Campus Westend immer wahrscheinlicher

Die Lücke zwischen den U-Bahn-Stationen Ginnheim und Bockenheimer Warte soll geschlossen werden. Die Frage nach dem Wie beschäftigt die Stadt allerdings schon lange. Eine neue Untersuchung konnte jetzt Fortschritte bringen.
Mit dem Lückenschluss zwischen der Bockenheimer Warte und Ginnheim könnte die U-Bahn-Linie 4 bald zu einer der wichtigsten Linien in Frankfurt werden. Offen war bisher jedoch die Frage, wo genau die Linie entlangführen soll. Eine Nutzen-Kosten-Untersuchung zeigte nun: Alle Varianten hätten von Bund und Land mit bis zu 90 Prozent gefördert werden können. Den entscheidenden Unterschied machte letztlich die Erschließung des Campus Westend der Goethe Universität – der soll künftig für Studierende und Beschäftigte zentral erreichbar sein. Entschieden ist das aber noch nicht.

Zentrale Erschließung des Campus „höchst sinnvoll“

Als Schildbürgerstreich bezeichnete Verkehrsdezernent Klaus Oesterling (SPD) die Idee, „für etwa 160 Millionen Euro eine U-Bahn zu bauen, die in 700 Meter Entfernung an der Uni vorbeiführt“. Eine zentrale Erschließung des Campus Westend durch die U4 erachten sowohl Oesterling als auch die vom Dezernat mit der Nutzen-Kosten-Untersuchung beauftragte Intraplan Consult GmbH als „höchst sinnvoll“. Denn aktuell nutzen die meisten Studierenden und Mitarbeitenden der Universität den Weg über die Holzhausenstraße, der nicht nur für die Nutzer:innen des ÖPNV (Öffentlicher Personennahverkehr), sondern auch für die Verkehrsteilnehmer:innen zwischen U-Bahn-Station und Campus ungünstig ist.

Mehr als 17 000 Menschen zusätzlich könnten in Frankfurt künftig den ÖPNV nutzen, wenn mit dem Lückenschluss zwischen Bockenheimer Warte und Ginnheim auch der Campus Westend über eine eigene Haltestelle erschlossen wird. Hinzu kämen außerdem viele Fahrgäste, die aktuell die U-Bahn entlang der Eschersheimer Landstraße nutzen, um vom Norden in die Stadt zu kommen. Ohne einen Lückenschluss könne man auf dieser Linie im Jahr 2030 mit etwa 130 000 Fahrgästen pro Tag rechnen – und das, obwohl die Strecke schon heute überlastet sei, so Oesterling. Andere Strecken, die aktuell unterbelastet seien, wie der Abschnitt zwischen Bockenheimer Warte und Messe, bekämen durch die Verlängerung der U4 wieder mehr Fahrgäste.

Mehr als 71 000 Fahrgäste pro Tag

Die Streckenvariante, die der Verkehrsdezernent nun den Gremien vorlegen wird, soll von Ginnheim über den Europaturm und die neue Haltstelle Campus Westend Adornoplatz zur Bockenheimer Warte führen. Sechs Minuten werde der Weg vom Hauptbahnhof zum Campus dann dauern. Zwischen 238 Millionen und 243 Millionen Euro werde der Bau der Strecke kosten, die laut Oesterling 2030 in Betrieb genommen werden soll. Allein auf dem Streckenabschnitt zwischen Bockenheimer Warte und Campus Westend werden dann insgesamt mehr als 71 000 Fahrgäste pro Tag erwartet. „Strukturell bringt diese Variante der Stadt am meisten und hat die besten Zukunftsaussichten“, so Oesterling.

Auch andere Streckenvarianten wären nach der Nutzen-Kosten-Untersuchung möglich und förderwürdig gewesen, schieden aber wegen anderer Kriterien letztlich aus. So stand beispielsweise auch eine Strecke über die Ginnheimer Kurve mit Erschließung der Platensiedlung und des Bundesbank-Areals zur Auswahl. Weil damit aber die Sportanlagen im Norden unbenutzbar gemacht worden und die Erweiterung der Astrid-Lindgren-Schule unmöglich wäre, komme diese Variante laut Oesterling nicht mehr infrage. Zudem hätte man somit den Ausbauplänen der Bundesbank im Weg gestanden. Auch eine Umfahrung des Grüneburgparks nach der Station am Adornoplatz, wie sie von den Grünen gefordert worden war, schloss Oesterling aus. Die Streckenführung um den Park herum sei erheblich teurer und bringe keine zusätzlichen Fahrgäste, weil dort keine Haltestelle angeordnet werden könnte, so der Verkehrsdezernent.

Frage um Grundwasserabsenkung noch ungeklärt

Offen bleibt weiterhin die Frage, welche Auswirkungen ein Tunnelbau auf den Grundwasserspiegel unter Grüneburgpark, Palmengarten und Botanischem Garten hat. Bürgerinitiativen sowie Linke und Grüne im Römer fordern Aufklärung vonseiten des Verkehrsdezernats und der Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF). Sollte sich der Grundwasserspiegel durch den Tunnelbau absenken, könnte das Nachteile für die Pflanzen und Grünflächen sowie gegebenenfalls für die Bebauung oberhalb des Tunnels haben. Laut Oesterling seien die Gutachten dazu noch in Arbeit, er rechne aber nicht damit, dass es zu einer solchen Grundwasserabsenkung komme.

Bis zur endgültigen Entscheidung über die Streckenführung der U4 muss der Vorschlag noch durch den Magistrat und die Ortsbeiräte gehen. Denn auch wenn Oesterling sich für die zentrale Erschließung des Campus Westend ausspricht, stehen die anderen Varianten weiterhin zur Wahl. Mit einer Entscheidung rechnet Oesterling erst nach der Kommunalwahl. Die U4 werde Thema der Koalitionsverhandlungen nach der Wahl, ist sich der Verkehrsdezernent sicher. Mit Bau und Planung soll dann die Stadtbahn Europaviertel Projektbaugesellschaft (SBEV) beauftragt werden, die aktuell für den Bau der U-Bahn im Europaviertel zuständig ist.
 
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10. Februar 2021, 12.55 Uhr
Laura Oehl
 
 
 
 
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