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Vorwürfe gegen MMK-Direktorin
„Man fühlt sich nichts wert als Mensch“
Angst, Demütigungen, Machtmissbrauch: Mitarbeitende des Museums für Moderne Kunst Frankfurt haben in einem Brief schwere Vorwürfe gegen Direktorin Susanne Pfeffer erhoben. Im Gespräch mit dem JOURNAL FRANKFURT haben nun zwei Mitarbeitende ihre Eindrücke geschildert.
In einem Brief an Museumsdirektorin Susanne Pfeffer haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Museums für Moderne Kunst Frankfurt (MMK) Anfang April die Zustände im Museum kritisiert und erhebliche Vorwürfe gegen die Direktorin erhoben. Von Grenzüberschreitungen, Angst, Machtmissbrauch, psychischer und physischer Überlastung und Demütigung soll in dem Brief unter anderem die Rede sein, wie die FAZ vergangene Woche berichtete. Bereits vor drei Jahren soll es einen Brief mit ähnlichen Vorwürfen gegeben haben. Im Gespräch mit dem JOURNAL FRANKFURT haben nun zwei Mitarbeitende von ihren Erlebnissen und Eindrücken im MMK erzählt.
Von einer „kalten Atmosphäre“ sprechen eine ehemalige Mitarbeiterin und ihr Kollege, der aktuell im MMK arbeitet. Beide wollen anonym bleiben. Schon seit er im Museum angefangen habe, herrsche dort eine Atmosphäre, in der man tierische Angst vor der Direktorin bekomme, so der Mitarbeiter. „Wenn die Direktorin kommt, stehen alle still und warten, bis sie vorbei ist“, erzählt er. Dann fühle er sich wie beim Militär. Auch die ehemalige Mitarbeiterin spricht von Angstgefühlen: Sie habe Angst gehabt, zur Arbeit zu gehen; Angst, Pause zu machen. „Ich war immer überpünktlich und bin jedes Mal mit Kopf- und Magenschmerzen dorthin gegangen“, sagt sie.
Museumsdirektorin sei „Angstobjekt“
Persönlich hatten die beiden nicht mit Susanne Pfeffer zu tun. Gegrüßt habe Pfeffer aber nie, nur abwertende Blicke und Gesten zugeworfen, erzählt die ehemalige Mitarbeiterin. Trotzdem habe sie sich ständig beobachtet gefühlt. „Man wurde nur angemacht, beobachtet und hat das Misstrauen gespürt“, sagt sie. „Man fühlt sich nichts wert als Mensch.“ Neben der Kontrolle ist im Brief der Mitarbeitenden laut FAZ auch von Demütigungen und regelmäßigen Grenzüberschreitungen die Rede. Einmal habe Pfeffer mitten im Museum ihre Schuhe ausgezogen, ein Teamleiter habe sie ihr dann hinterher getragen, erzählt die ehemalige Mitarbeiterin im Gespräch mit dem JOURNAL FRANKFURT. Bestimmte Mitarbeiter-Gruppen dürften zudem nicht mit Besucherinnen und Besuchern sprechen. Beide erzählen, dass sie auch schon in anderen Museen gearbeitet hätten, dort hätten sie das nicht erlebt.
Im MMK haben beide über mehrere Monate ihre Erfahrungen gesammelt. Susanne Pfeffer sei das „Angstobjekt“ im Haus, erzählt der Mitarbeiter. Die Stimmung der Museumsleitung übertrage sich auch auf die Belegschaft. „Ich gehe sehr ungern an die Arbeit, weil ich das Gefühl habe, dass dort alle gegeneinander sind“, sagt er. Gegenseitige Beleidigungen scheinen keine Seltenheit zu sein. Auch seine ehemalige Kollegin erzählt von aggressivem Personal. Wertschätzung, sowohl untereinander als auch vonseiten der Museumsleitung, fehle völlig.
Hartwig hat „vollstes Vertrauen“
Die Vorwürfe der Mitarbeitenden gegen Susanne Pfeffer wiegen schwer. Sie nehme sie auch sehr ernst, erklärte die Museumsdirektorin nun auf Anfrage. Man habe inzwischen einen gemeinsamen Prozess gestartet, um die Situation positiv zu verändern, so Pfeffer. Weiter auf die Vorwürfe eingehen will sie derzeit nicht. „Es wäre falsch, wie respektlos gegenüber allen meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, wenn ich während dieses laufenden Prozesses öffentliche Erklärungen abgeben würde.“
Auch Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD), die Pfeffer 2018 mit großer Freude nach Frankfurt geholt hatte, soll in diesen Prozess eingebunden werden. Schwindenden Rückhalt für die Museumsdirektorin signalisiert Hartwig derzeit nicht, im Gegenteil: „Ich habe vollstes Vertrauen, dass Susanne Pfeffer zusammen mit ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen einen Weg findet, um die Situation am Haus nachhaltig zu verbessern“, erklärt die Dezernentin auf Nachfrage. Am vergangenen Wochenende, den Tagen nachdem der Brief an die Museumsleitung öffentlich geworden war, schien die Stimmung lockerer, aber auch nachdenklich, erzählt der Mitarbeiter. Er freue sich darüber, sagt er; was in Zukunft sei, könne er nicht sagen.
Von einer „kalten Atmosphäre“ sprechen eine ehemalige Mitarbeiterin und ihr Kollege, der aktuell im MMK arbeitet. Beide wollen anonym bleiben. Schon seit er im Museum angefangen habe, herrsche dort eine Atmosphäre, in der man tierische Angst vor der Direktorin bekomme, so der Mitarbeiter. „Wenn die Direktorin kommt, stehen alle still und warten, bis sie vorbei ist“, erzählt er. Dann fühle er sich wie beim Militär. Auch die ehemalige Mitarbeiterin spricht von Angstgefühlen: Sie habe Angst gehabt, zur Arbeit zu gehen; Angst, Pause zu machen. „Ich war immer überpünktlich und bin jedes Mal mit Kopf- und Magenschmerzen dorthin gegangen“, sagt sie.
Museumsdirektorin sei „Angstobjekt“
Persönlich hatten die beiden nicht mit Susanne Pfeffer zu tun. Gegrüßt habe Pfeffer aber nie, nur abwertende Blicke und Gesten zugeworfen, erzählt die ehemalige Mitarbeiterin. Trotzdem habe sie sich ständig beobachtet gefühlt. „Man wurde nur angemacht, beobachtet und hat das Misstrauen gespürt“, sagt sie. „Man fühlt sich nichts wert als Mensch.“ Neben der Kontrolle ist im Brief der Mitarbeitenden laut FAZ auch von Demütigungen und regelmäßigen Grenzüberschreitungen die Rede. Einmal habe Pfeffer mitten im Museum ihre Schuhe ausgezogen, ein Teamleiter habe sie ihr dann hinterher getragen, erzählt die ehemalige Mitarbeiterin im Gespräch mit dem JOURNAL FRANKFURT. Bestimmte Mitarbeiter-Gruppen dürften zudem nicht mit Besucherinnen und Besuchern sprechen. Beide erzählen, dass sie auch schon in anderen Museen gearbeitet hätten, dort hätten sie das nicht erlebt.
Im MMK haben beide über mehrere Monate ihre Erfahrungen gesammelt. Susanne Pfeffer sei das „Angstobjekt“ im Haus, erzählt der Mitarbeiter. Die Stimmung der Museumsleitung übertrage sich auch auf die Belegschaft. „Ich gehe sehr ungern an die Arbeit, weil ich das Gefühl habe, dass dort alle gegeneinander sind“, sagt er. Gegenseitige Beleidigungen scheinen keine Seltenheit zu sein. Auch seine ehemalige Kollegin erzählt von aggressivem Personal. Wertschätzung, sowohl untereinander als auch vonseiten der Museumsleitung, fehle völlig.
Hartwig hat „vollstes Vertrauen“
Die Vorwürfe der Mitarbeitenden gegen Susanne Pfeffer wiegen schwer. Sie nehme sie auch sehr ernst, erklärte die Museumsdirektorin nun auf Anfrage. Man habe inzwischen einen gemeinsamen Prozess gestartet, um die Situation positiv zu verändern, so Pfeffer. Weiter auf die Vorwürfe eingehen will sie derzeit nicht. „Es wäre falsch, wie respektlos gegenüber allen meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, wenn ich während dieses laufenden Prozesses öffentliche Erklärungen abgeben würde.“
Auch Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD), die Pfeffer 2018 mit großer Freude nach Frankfurt geholt hatte, soll in diesen Prozess eingebunden werden. Schwindenden Rückhalt für die Museumsdirektorin signalisiert Hartwig derzeit nicht, im Gegenteil: „Ich habe vollstes Vertrauen, dass Susanne Pfeffer zusammen mit ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen einen Weg findet, um die Situation am Haus nachhaltig zu verbessern“, erklärt die Dezernentin auf Nachfrage. Am vergangenen Wochenende, den Tagen nachdem der Brief an die Museumsleitung öffentlich geworden war, schien die Stimmung lockerer, aber auch nachdenklich, erzählt der Mitarbeiter. Er freue sich darüber, sagt er; was in Zukunft sei, könne er nicht sagen.
20. Mai 2022, 10.45 Uhr
Laura Oehl
Laura Oehl
Jahrgang 1994, Studium der Musikwissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt, Journalismus-Master an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, seit Dezember 2020 beim JOURNAL FRANKFURT. Mehr von Laura
Oehl >>
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