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Städel Frankfurt
Die Kunst von Käthe Kollwitz „ohne Gepäck“ erleben
Das Städel Museum Frankfurt nimmt das Werk der berühmtesten deutschen Künstlerin Käthe Kollwitz in den Blick.
Am besten nähere man sich Käthe Kollwitz‘ Werk ohne Gepäck, sagte einmal der frühere Städel-Direktor Klaus Gallwitz. Er meinte damit nicht, dass Besucher ihre Taschen an der Garderobe abgeben sollen, sondern dass man möglichst unbefangen an ihre Arbeiten herantreten soll. Nur: Das ist fast unmöglich. Kaum eine Künstlerin hat eine vergleichbare kulturpolitische Instrumentalisierung erfahren, wie Käthe Kollwitz, sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland, und lange vor 1989.
Helmut Kohl war ein großer Verehrer ihrer Kunst und hat quasi im Alleingang entschieden, eine vierfach vergrößerte Pietà in Schinkels Neuer Wache Unter den Linden aufzustellen. „Ihr Schaffen wirkte bis in die USA und nach China – und wurde von vielen gesellschaftlichen wie politischen Ismen instrumentalisiert, gerade auch im Nachkriegsdeutschland“, meint Städel-Direktor Philipp Demandt.
Käthe Kollwitz im Städel Museum Frankfurt: Eine Titanin der Kunst des 20. Jahrhunderts
Käthe Kollwitz, geboren 1867 in Königsberg, gestorben 1945 in Moritzburg war schon zu Lebzeiten als Künstlerin erfolgreich, heute ist sie die Titanin der Kunst des 20. Jahrhunderts, so Demandt. Warum erst jetzt eine Ausstellung im Städel? Das Museum besitzt eine der herausragendsten Sammlungen der Künstlerin weltweit. „Wenn wir es machen, dann machen wir es groß“, so Demandt. Kurioser Randaspekt: Auch das New Yorker Museum of Modern Art eröffnet am 31. März eine Kollwitz-Ausstellung. In der Rezeptionsgeschichte wird stets ihre einprägsame Bildsprache von unmittelbarer Wucht betont. An vielen Beispielen in der Ausstellung tritt diese deutlich zutage.
Über 110 Arbeiten auf Papier – vor allem Druckgrafiken und Zeichnungen –, Plastiken und frühe Gemälde sind im Städel zu sehen. Bemerkenswert sind hier eine Reihe von Plakaten, auf denen Themen verhandelt werden, die eine frappierende Aktualität haben („Nie wieder Krieg“, „Nieder mit dem Abtreibungsparagraphen“). Man sieht trauernde Mütter, die mit ihren Kindern am Boden kauern, leere Gesichter von Bäuerinnen, gezeichnet von der harten Arbeit.
Kuratorin Freyberger über Kollwitz: „Sie stellt die Welt so dar, wie sie war, nicht idealisiert“
Diese Darstellungen haben dazu geführt, dass Kollwitz schon zu Lebzeiten Zuschreibungen, wie „pessimistische Elendsmalerin“ erfuhr. „Sie stellte die Welt so dar, wie sie war, nicht idealisiert“, sagt Kuratorin Regina Freyberger, Leiterin der Graphischen Sammlung ab 1750. In der Ausstellung hat sie einen Themenpunkt dem Werkprozess gewidmet. „Ihre Schaffensweise erinnert an das Medium Fotografie. Anschneiden, verkürzen, fokussieren“, erklärt die Kuratorin.
Kollwitz habe sich nie gescheut, unbequem zu sein und sich gegen das Frauenbild ihrer Zeit gesperrt. Als beliebt und warmherzig wird sie beschrieben, sie hat immer viele Menschen in ihrer Wohnung im Prenzlauer Berg zu Besuch gehabt, die ihren Rat gesucht haben. „Wir müssen alle menschlicher werden“, sagt eine Betrachterin angesichts der Aktualität von Kollwitz Bildern.
Info
Kollwitz, Städel Museum Frankfurt, 20. März bis 9. Juni. Nähere Informationen erfahren Sie hier.
Helmut Kohl war ein großer Verehrer ihrer Kunst und hat quasi im Alleingang entschieden, eine vierfach vergrößerte Pietà in Schinkels Neuer Wache Unter den Linden aufzustellen. „Ihr Schaffen wirkte bis in die USA und nach China – und wurde von vielen gesellschaftlichen wie politischen Ismen instrumentalisiert, gerade auch im Nachkriegsdeutschland“, meint Städel-Direktor Philipp Demandt.
Käthe Kollwitz, geboren 1867 in Königsberg, gestorben 1945 in Moritzburg war schon zu Lebzeiten als Künstlerin erfolgreich, heute ist sie die Titanin der Kunst des 20. Jahrhunderts, so Demandt. Warum erst jetzt eine Ausstellung im Städel? Das Museum besitzt eine der herausragendsten Sammlungen der Künstlerin weltweit. „Wenn wir es machen, dann machen wir es groß“, so Demandt. Kurioser Randaspekt: Auch das New Yorker Museum of Modern Art eröffnet am 31. März eine Kollwitz-Ausstellung. In der Rezeptionsgeschichte wird stets ihre einprägsame Bildsprache von unmittelbarer Wucht betont. An vielen Beispielen in der Ausstellung tritt diese deutlich zutage.
Über 110 Arbeiten auf Papier – vor allem Druckgrafiken und Zeichnungen –, Plastiken und frühe Gemälde sind im Städel zu sehen. Bemerkenswert sind hier eine Reihe von Plakaten, auf denen Themen verhandelt werden, die eine frappierende Aktualität haben („Nie wieder Krieg“, „Nieder mit dem Abtreibungsparagraphen“). Man sieht trauernde Mütter, die mit ihren Kindern am Boden kauern, leere Gesichter von Bäuerinnen, gezeichnet von der harten Arbeit.
Diese Darstellungen haben dazu geführt, dass Kollwitz schon zu Lebzeiten Zuschreibungen, wie „pessimistische Elendsmalerin“ erfuhr. „Sie stellte die Welt so dar, wie sie war, nicht idealisiert“, sagt Kuratorin Regina Freyberger, Leiterin der Graphischen Sammlung ab 1750. In der Ausstellung hat sie einen Themenpunkt dem Werkprozess gewidmet. „Ihre Schaffensweise erinnert an das Medium Fotografie. Anschneiden, verkürzen, fokussieren“, erklärt die Kuratorin.
Kollwitz habe sich nie gescheut, unbequem zu sein und sich gegen das Frauenbild ihrer Zeit gesperrt. Als beliebt und warmherzig wird sie beschrieben, sie hat immer viele Menschen in ihrer Wohnung im Prenzlauer Berg zu Besuch gehabt, die ihren Rat gesucht haben. „Wir müssen alle menschlicher werden“, sagt eine Betrachterin angesichts der Aktualität von Kollwitz Bildern.
Kollwitz, Städel Museum Frankfurt, 20. März bis 9. Juni. Nähere Informationen erfahren Sie hier.
20. März 2024, 11.26 Uhr
Jasmin Schülke
Jasmin Schülke
Studium der Publizistik und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2021 Chefredakteurin beim Journal Frankfurt. Mehr von Jasmin
Schülke >>
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Text: Florian Aupor / Foto: Über den Holbeinsteg zum Museumsufer © Adobe Stock/Branko Srot
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