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Rundgang Städelschule

Vom Ende der Hundejahre

Jedes Jahr öffnet die Städelschule Frankfurt zum Ende des Wintersemesters ihre Türen für die Öffentlichkeit. Nach der Pandemie findet der traditionelle Rundgang nun wieder unter Normalbedingungen statt und zeigt teils raumübergreifende Installationen.
Die Neoninstallation im Zimmer von Rektorin Yasmil Raymond bringt es auf den Punkt: „Die Hundejahre sind vorbei“ leuchtet es von der Wand. Zwar tragen einige Besucherinnen und Besucher noch Maske, aber das sind auch die einzigen Relikte, die an die Jahre der Pandemie erinnern, in denen auch an der Städelschule alles stillstand. Nun ist endlich wieder Rundgang wie man ihn aus alten Zeiten kennt.

Ein ganzes Wochenende öffnen die Studierenden zu diesem Rundgang ihre Ateliers und laden Interessierte zum Schauen ein, was von jeher ein großes Vergnügen ist, denn man kann in der Dürerstraße von Raum zu Raum wandern, zum Beispiel einen Blick in die Küche werfen, in der ein Film gezeigt wird und mit den Studierenden über ihre Werke sprechen. Ein Shuttlebus fährt außerdem zur Daimlerstraße, dem zweiten Schauplatz des Rundgangs, im DFF – Filminstitut und Filmmuseum wird an allen drei Tagen eine Auswahl von Kurzfilmen und filmischen Skizzen aus allen Klassen der Bildenden Künste präsentiert.

Nina Nadig, Studierende der Filmklasse, zeigt im Atrium der Städelschule in der Dürerstraße ihre Installation „Luck, Love, Lust, Loose“, die sie in das Quadrat im ersten Stock gespannt hat. 24 Dreiecke aus Lkw-Plane beziehen sich auf ein Backgammon-Feld und sollen eine Metapher auf das Leben (das Studium?) sein. Wer gewinnt, hat Glück. Aber wie sieht es bei der nächsten Partie aus? Glück ist vergänglich, wie Erfolg, Liebe, Lust und das Verlieren eben auch. Der Stoff der Dreiecke hat Löcher, Gebrauchsspuren. Ein Spielfeld kann auch ein Schlachtfeld sein, sagt Nadig. Auf dem Boden des Atriums, unter Nadigs Installation, hat Larry Bonchaka seine „Clonette Dolls“ aufgebahrt, die er „Relics in Crisis“ nennt: Braune, grüne, blaue gelbe, pinkfarbene Plastikpuppen, teils unversehrt, teils verbrannt und zerstört.

Es ist viel Malerei zu sehen – in den Ateliers und im Atrium, wie etwa die Arbeit „Ich sehe was, was du nicht siehst“ von Aline Sofie Rainer. Drei Personen bevölkern die Szenerie, eine Frau und zwei Männer. Sie sind elegant gekleidet, Champagner und Kaviar stehen bereit. Doch zwischen den Dreien gibt es keine Interaktion und so läuft das Kopfkino an: Eine Party oder Ménage-à-trois? Was ist es, was wir nicht sehen?

Nicht verpassen: Im ersten Stock wird der großartige Film „La Défense“ von Valentin Noujaïm gezeigt. Er erzählt vom Pacific Club, der sich in den 80er Jahren im Pariser Stadtteil La Defénse – Europas größter Bürostadt -in einem Parkhaus befand. La Defénse ist ein trostloser Ort, ein seelenloses Viertel. Der Pacific Club war Anlaufstelle der arabisch-stämmigen Jugendlichen aus den Banlieues. Hier fanden sie etwas, was die Gesellschaft Ihnen nicht gab: Gemeinschaft und Akzeptanz. Azedine ist die Hauptfigur des Films. Er erzählt von den Kleidungscodes, der Musik, den Drogen, an denen viele junge Menschen starben, die den Pacific Club besuchten. Es war eine Parallelwelt, hier wurde Soul gehört, in den anderen Pariser Clubs Techno. Heute erinnert in La Defénse nichts mehr an diesen Ort, der für viele junge Leute eine Heimat war.

>> Veranstaltungsorte: Städelschule, Dürerstraße 10, Daimlerstraße 32, Portikus Alte Brücke sowie Filmmuseum Schaumainkai 41. www.staedelschule.de
 
Fotogalerie:
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10. Februar 2023, 16.10 Uhr
Jasmin Schülke
 
Jasmin Schülke
Studium der Publizistik und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2021 Chefredakteurin beim Journal Frankfurt. – Mehr von Jasmin Schülke >>
 
 
 
 
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