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Rundgang Städelschule
Essen mit Fremden, Betten aus Müsli und Klamotten im Kühlschrank
Von Freitag bis Sonntag findet der alljährliche Rundgang in der Frankfurter Städelschule statt. Sowohl am Schaumainkai als auch im Ostend gibt es einige Kunstwerke zu bestaunen.
„Ich hatte Lust, fremde Leute zu treffen und bei ihnen essen zu gehen“, erzählt Laila Zaidi Touis in ihrem Atelier in der Daimlerstraße 32. Von der weißen Wand ragen versetzt fünf kleine Tische wie schwebende Regalbretter hervor, überzogen mit einer roten Tischdecke und jeweils gedeckt mit zwei Tellern und Besteck. Zu essen gibt es wahlweise Nudeln oder auch Rouladen, zu jedem Gang ziert ein Erinnerungsfoto des ursprünglichen Tellers die Wand. Unweit der Installation befindet sich eine zweite: Semi-transparente Fotos der Hobby-Köchinnen und -Köche samt ihrer Kreationen hängen von der Decke; semi-transparent deshalb, weil die Künstlerin die Privatsphäre ihrer Gastgeberinnen und Gastgeber wahren und die Intimität des Moments zum Ausdruck bringen will.
Zum Essen eingeladen hat sich Zaidi Touis selbst per Aushang in öffentlichen Bücherregalen oder Supermärkten, auf den sich Interessierte unter der E-Mail-Adresse „Dinner_with_the_stranger@yahoo.com“ melden konnten. Die einzige Voraussetzung: Aufgetischt werden musste das Lieblingsgericht der jeweiligen Person. Im Zuge eines anderen Projekts hat die gebürtige Spanierin eine Telefonnummer samt Anrufbeantworter eingerichtet, auf dem Menschen anonym Geschichten aus Frankfurt und Offenbach hinterlassen konnten. Die Künstlerin ist Teil der Klasse von Hassan Khan an der Städelschule und ihre Werke Teil des diesjährigen Rundgangs.
Laila Zaidi Touis © Adriane Augustine Paredes
Rundgang in der Frankfurter Städelschule vom 9. bis zum 11. Februar
Jedes Jahr öffnet die Frankfurter Städelschule zum Ende des Wintersemesters ihre Türen für die Öffentlichkeit. Neugierige Besucherinnen und Besucher können vom 9. bis zum 11. Februar täglich von 10 bis 20 Uhr Führungen und Workshops mitmachen oder sich einfach nur in den Ateliers und Kunstwerken der Studierenden verlieren. Zwischen den Standorten in der Dürerstraße am Schaumainkai und der Daimlerstraße im Ostend fährt alle ein bis zwei Stunden ein kostenloser Shuttlebus. Zusätzlich findet im DFF-Kino ein begleitendes Film- und Performance-Programm statt. Am Freitag, den 9. Februar, wird der Rundgang abends offiziell mit der Preisverleihungszeremonie eröffnet, an der auch die Rektorin Yasmil Raymond teilnehmen wird.
Das Studio eines Künstlers oder einer Künstlerin zu betreten, sei wie sich in eine „Zone“ zu begeben, sagt Raymond. Insgesamt 140 Studierende aus 40 Ländern hat die Städelschule momentan und frei gewordene Plätze sind hart umkämpft. Aus rund 800 Bewerbungen werden jährlich etwa 30 Kunstschaffende handverlesen, basierend darauf, wie sie sich in die bestehenden Klassen einfügen. Im Gegensatz zu anderen Kunstschulen geht es an der Städelschule nicht darum, bestimmte Techniken – wie beispielsweise das Bauen eines Stuhls oder das Töpfern einer Vase – zu erlernen; das Wissen bringen die Bewerberinnen und Bewerber zumeist bereits mit. Stattdessen geht es darum, ein Gefühl dafür zu entwickeln, was es heißt, auch auf Dauer kunstschaffend zu sein.
Arthur Stachurski © Adriane Augustine Paredes
„Remnants“ – Kapitalismus, Arbeit und Überkonsum
Zwar kein Stuhl, aber ein Bett steht in einem der Ateliers in der Dürerstraße. Hineinlegen sollte man sich jedoch vielleicht lieber nicht, denn die Liegefläche ist aus Fruit Loops – ja, der Müsli-Marke – gemacht und deshalb sehr klebrig. Seine Skulpturen bestehen aus zwei Komponenten, erzählt der Künstler Arthur Stachurski: klassisch amerikanischen Cerealien und Haushaltsgegenständen. Auf dem Boden liegt eine weitere „Matratze“ aus Rice Crispy Treats, geziert wird sie von einem Kissen. Die Vorstellung, sich auf die Gegenstände zu setzen, soll gleichzeitig verlockend und abstoßend sein, verrät Stachurski.
Für gewöhnlich werden Cerealien mit Milch gegessen und die wiederum befindet sich meistens im Kühlschrank. Nicht aber nebenan im Atelier von Daniel Arnan Quarshie. Der Künstler hat gleich zwei Kühlschränke in seinem Space stehen, gefüllt sind sie mit Kleidungsstücken, die er auf der Straße oder auf Flohmärkten in Frankfurt gefunden hat – „remnants“ (zu Deutsch: Überbleibsel) heißt die Skulptur. Kleidung schützt den Körper vor Kälte, ein Kühlschrank schützt das Essen mit Kälte, erklärt Quarshie den Analogismus, der in seiner Arbeit steckt. Aufmerksam machen will er damit auf Kapitalismus, Arbeit und Überkonsum.
Daniel Arnan Quarshie © Adriane Augustine Paredes
Info
Rundgang 2024
Freitag, 9. Februar bis Sonntag, 11. Februar; täglich von 10 bis 20 Uhr
Eröffnung mit Preisverleihung am 9. Februar von 19 bis 20 Uhr
Städelschule, Dürerstraße 10 und Daimlerstraße 32
Shuttlebus zwischen den Locations alle ein bis zwei Stunden
DFF-Kino, Schaumainkai 41
Das Programm finden Sie hier.
Zum Essen eingeladen hat sich Zaidi Touis selbst per Aushang in öffentlichen Bücherregalen oder Supermärkten, auf den sich Interessierte unter der E-Mail-Adresse „Dinner_with_the_stranger@yahoo.com“ melden konnten. Die einzige Voraussetzung: Aufgetischt werden musste das Lieblingsgericht der jeweiligen Person. Im Zuge eines anderen Projekts hat die gebürtige Spanierin eine Telefonnummer samt Anrufbeantworter eingerichtet, auf dem Menschen anonym Geschichten aus Frankfurt und Offenbach hinterlassen konnten. Die Künstlerin ist Teil der Klasse von Hassan Khan an der Städelschule und ihre Werke Teil des diesjährigen Rundgangs.
Laila Zaidi Touis © Adriane Augustine Paredes
Rundgang in der Frankfurter Städelschule vom 9. bis zum 11. Februar
Jedes Jahr öffnet die Frankfurter Städelschule zum Ende des Wintersemesters ihre Türen für die Öffentlichkeit. Neugierige Besucherinnen und Besucher können vom 9. bis zum 11. Februar täglich von 10 bis 20 Uhr Führungen und Workshops mitmachen oder sich einfach nur in den Ateliers und Kunstwerken der Studierenden verlieren. Zwischen den Standorten in der Dürerstraße am Schaumainkai und der Daimlerstraße im Ostend fährt alle ein bis zwei Stunden ein kostenloser Shuttlebus. Zusätzlich findet im DFF-Kino ein begleitendes Film- und Performance-Programm statt. Am Freitag, den 9. Februar, wird der Rundgang abends offiziell mit der Preisverleihungszeremonie eröffnet, an der auch die Rektorin Yasmil Raymond teilnehmen wird.
Das Studio eines Künstlers oder einer Künstlerin zu betreten, sei wie sich in eine „Zone“ zu begeben, sagt Raymond. Insgesamt 140 Studierende aus 40 Ländern hat die Städelschule momentan und frei gewordene Plätze sind hart umkämpft. Aus rund 800 Bewerbungen werden jährlich etwa 30 Kunstschaffende handverlesen, basierend darauf, wie sie sich in die bestehenden Klassen einfügen. Im Gegensatz zu anderen Kunstschulen geht es an der Städelschule nicht darum, bestimmte Techniken – wie beispielsweise das Bauen eines Stuhls oder das Töpfern einer Vase – zu erlernen; das Wissen bringen die Bewerberinnen und Bewerber zumeist bereits mit. Stattdessen geht es darum, ein Gefühl dafür zu entwickeln, was es heißt, auch auf Dauer kunstschaffend zu sein.
Arthur Stachurski © Adriane Augustine Paredes
Zwar kein Stuhl, aber ein Bett steht in einem der Ateliers in der Dürerstraße. Hineinlegen sollte man sich jedoch vielleicht lieber nicht, denn die Liegefläche ist aus Fruit Loops – ja, der Müsli-Marke – gemacht und deshalb sehr klebrig. Seine Skulpturen bestehen aus zwei Komponenten, erzählt der Künstler Arthur Stachurski: klassisch amerikanischen Cerealien und Haushaltsgegenständen. Auf dem Boden liegt eine weitere „Matratze“ aus Rice Crispy Treats, geziert wird sie von einem Kissen. Die Vorstellung, sich auf die Gegenstände zu setzen, soll gleichzeitig verlockend und abstoßend sein, verrät Stachurski.
Für gewöhnlich werden Cerealien mit Milch gegessen und die wiederum befindet sich meistens im Kühlschrank. Nicht aber nebenan im Atelier von Daniel Arnan Quarshie. Der Künstler hat gleich zwei Kühlschränke in seinem Space stehen, gefüllt sind sie mit Kleidungsstücken, die er auf der Straße oder auf Flohmärkten in Frankfurt gefunden hat – „remnants“ (zu Deutsch: Überbleibsel) heißt die Skulptur. Kleidung schützt den Körper vor Kälte, ein Kühlschrank schützt das Essen mit Kälte, erklärt Quarshie den Analogismus, der in seiner Arbeit steckt. Aufmerksam machen will er damit auf Kapitalismus, Arbeit und Überkonsum.
Daniel Arnan Quarshie © Adriane Augustine Paredes
Rundgang 2024
Freitag, 9. Februar bis Sonntag, 11. Februar; täglich von 10 bis 20 Uhr
Eröffnung mit Preisverleihung am 9. Februar von 19 bis 20 Uhr
Städelschule, Dürerstraße 10 und Daimlerstraße 32
Shuttlebus zwischen den Locations alle ein bis zwei Stunden
DFF-Kino, Schaumainkai 41
Das Programm finden Sie hier.
8. Februar 2024, 17.53 Uhr
Sina Claßen
Sina Claßen
Studium der Publizistik und des Öffentlichen Rechts an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2023 beim Journal Frankfurt. Mehr von Sina
Claßen >>
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