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Restitution kolonialer Kulturgüter
Weltkulturen Museum plant Rückgabe von Raubgut aus Kamerun
Das Weltkulturen Museum in Frankfurt geht den nächsten Schritt bei der Rückgabe von kolonialen Raubgütern. Es geht um rund 2000 Gegenstände aus dem Raum Kamerun. Das Vorgehen der deutschen Museen bei der Restitution bleibt dabei nicht kritiklos.
Seitdem der „Bericht über die Restitution afrikanischer Kulturgüter“ dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron 2018 vorgelegt wurde, ist auch in Deutschland vermehrt über die Rückgabe kolonialer Raubgüter diskutiert worden. In den deutschen Museen befinden sich unzählige Gegenstände, die aus der Kolonialzeit stammen – auch im Weltkulturen Museum in Frankfurt, wo der Fokus nun auf kamerunische Kulturgüter gelenkt wird.
Am Mittwoch trafen Mitglieder des Interministeriellen Komitees für die Rückführung illegal ausgeführter Kulturgüter und ausgewählte Vertreter traditioneller kamerunischer Königshäuser sowie Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) im Museum zusammen, gab die Stadt am Freitag bekannt. Das Treffen ist Teil der Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte.
Deutsche Museen planen Rückgabe kamerunischer Raubgüter
Unter Federführung des Linden-Museums in Stuttgart suchen alle deutschen Museen, die mehr als 500 Objekte aus den betroffenen Gebieten besitzen, nun den Dialog. Ziel ist eine nachhaltige Kooperation mit Kamerun und die weitere Vorbereitung zur Restitution. Mehrere traditionelle Gemeinschaften in Kamerun fordern nämlich die Rückgabe ihres Kulturgutes.
Bei dem Auftakttreffen in Stuttgart verdeutlichte Delegationsleiterin Rékia Nnunfu Ngeh, dass der Staat Kamerun die zentrale Rolle im Prozess um die Rückgabe spielen müsse, auch beim Zeitplan. Anna Bartels vom Auswärtigen Amt stimmte zu: „Das Tempo im Rückgabeprozess wird von Kamerun gesetzt, nicht von Deutschland.“
Inés de Castro, Leiterin des Linden-Museums, ergänzte außerdem, dass die Rückgabe nicht an Bedingungen geknüpft sei. Sie und andere Experten hoffen, dass viele betroffene Objekte in den deutschen Museen bleiben können, etwa als Dauerleihgabe oder in Ausstellungen. Es steht jedoch ebenso fest, dass das letzte Wort in der Debatte um Rückgaben Bund und Länder haben.
Kritik an deutschem Vorgehen bei Restitution
Der gesamte Prozess der Restitution verläuft nicht ohne Kritik: Bei einem Podium im vergangenem Jahr an der TU Berlin wurden etwaige Missverständnisse angesprochen, wie der Tagesspiegel berichtete. Der kamerunische Historiker Alexander Kum’a Ndumbe III kritisierte etwa, dass das Museum ein europäisches Konzept sei. „Die Agencies wurden aus Königshäusern und heiligen Stätten geraubt, nicht aus Museen. Die Seele der kamerunischen Völker ist nicht in den Museen. Warum sind also das die Partner der Europäer? Europa sucht nach einem Ebenbild in Afrika.“
Auch an der Sprache scheiden sich die Geister. Bénédicte Savoy, Kunsthistorikerin und Moderatorin des Podiums, will den Begriff des „Objektes“ vermeiden. „Instrument, Schmuck, Maske und Kochtopf - mit dem Wort werden unterschiedlichste Dinge zusammengefasst. Diese Dinge haben einen Charakter, Kraft und Temperament. Zu passiven Artefakten, Objekten, sind sie erst in deutscher Hand geworden.“ Deshalb macht sie sich – wie Kum’a Ndumba III – für den englischen Begriff „Agency“ stark, um über geraubte Kulturgüter zu sprechen.
Weltkulturen Museum Frankfurt hat rund 2000 Raubgüter aus und um Kamerun
In der Sammlung des Weltkulturen Museums gibt es rund 14 000 Objekte aus Afrika und davon rund 2000 aus Kamerun und angrenzenden Gebieten. Sie kamen während der Kolonialzeit nach Frankfurt, etwa durch Missionare, Forschungsreisende, Militärs und Händler. Der Großteil der Kulturgüter wurde bisher noch nicht präsentiert; dazu gehören Alltagsgegenstände, Waffen und Masken sowie auch ein Thron und königliche Pfeifen.
Für das Museum ist die Debatte um die sogenannte Restitution dieser Kulturgüter aus afrikanischen Regionen nicht neu. Bis zum 28. Januar läuft dort noch die Ausstellung „Benin. Die Sammlung im Weltkulturen Museum. Perspektiven.“ um Raubgüter aus dem afrikanischen Staat und deren mögliche Rückgabe.
Am Mittwoch trafen Mitglieder des Interministeriellen Komitees für die Rückführung illegal ausgeführter Kulturgüter und ausgewählte Vertreter traditioneller kamerunischer Königshäuser sowie Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) im Museum zusammen, gab die Stadt am Freitag bekannt. Das Treffen ist Teil der Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte.
Unter Federführung des Linden-Museums in Stuttgart suchen alle deutschen Museen, die mehr als 500 Objekte aus den betroffenen Gebieten besitzen, nun den Dialog. Ziel ist eine nachhaltige Kooperation mit Kamerun und die weitere Vorbereitung zur Restitution. Mehrere traditionelle Gemeinschaften in Kamerun fordern nämlich die Rückgabe ihres Kulturgutes.
Bei dem Auftakttreffen in Stuttgart verdeutlichte Delegationsleiterin Rékia Nnunfu Ngeh, dass der Staat Kamerun die zentrale Rolle im Prozess um die Rückgabe spielen müsse, auch beim Zeitplan. Anna Bartels vom Auswärtigen Amt stimmte zu: „Das Tempo im Rückgabeprozess wird von Kamerun gesetzt, nicht von Deutschland.“
Inés de Castro, Leiterin des Linden-Museums, ergänzte außerdem, dass die Rückgabe nicht an Bedingungen geknüpft sei. Sie und andere Experten hoffen, dass viele betroffene Objekte in den deutschen Museen bleiben können, etwa als Dauerleihgabe oder in Ausstellungen. Es steht jedoch ebenso fest, dass das letzte Wort in der Debatte um Rückgaben Bund und Länder haben.
Der gesamte Prozess der Restitution verläuft nicht ohne Kritik: Bei einem Podium im vergangenem Jahr an der TU Berlin wurden etwaige Missverständnisse angesprochen, wie der Tagesspiegel berichtete. Der kamerunische Historiker Alexander Kum’a Ndumbe III kritisierte etwa, dass das Museum ein europäisches Konzept sei. „Die Agencies wurden aus Königshäusern und heiligen Stätten geraubt, nicht aus Museen. Die Seele der kamerunischen Völker ist nicht in den Museen. Warum sind also das die Partner der Europäer? Europa sucht nach einem Ebenbild in Afrika.“
Auch an der Sprache scheiden sich die Geister. Bénédicte Savoy, Kunsthistorikerin und Moderatorin des Podiums, will den Begriff des „Objektes“ vermeiden. „Instrument, Schmuck, Maske und Kochtopf - mit dem Wort werden unterschiedlichste Dinge zusammengefasst. Diese Dinge haben einen Charakter, Kraft und Temperament. Zu passiven Artefakten, Objekten, sind sie erst in deutscher Hand geworden.“ Deshalb macht sie sich – wie Kum’a Ndumba III – für den englischen Begriff „Agency“ stark, um über geraubte Kulturgüter zu sprechen.
In der Sammlung des Weltkulturen Museums gibt es rund 14 000 Objekte aus Afrika und davon rund 2000 aus Kamerun und angrenzenden Gebieten. Sie kamen während der Kolonialzeit nach Frankfurt, etwa durch Missionare, Forschungsreisende, Militärs und Händler. Der Großteil der Kulturgüter wurde bisher noch nicht präsentiert; dazu gehören Alltagsgegenstände, Waffen und Masken sowie auch ein Thron und königliche Pfeifen.
Für das Museum ist die Debatte um die sogenannte Restitution dieser Kulturgüter aus afrikanischen Regionen nicht neu. Bis zum 28. Januar läuft dort noch die Ausstellung „Benin. Die Sammlung im Weltkulturen Museum. Perspektiven.“ um Raubgüter aus dem afrikanischen Staat und deren mögliche Rückgabe.
23. Januar 2024, 11.20 Uhr
tig/dpa
Till Geginat
Jahrgang 1994, Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Goethe Universität Frankfurt, seit November 2022 beim JOURNAL FRANKFURT. Mehr von Till
Geginat >>
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