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„Pardon“-Ausstellung
Frankfurter Satire im Caricatura
Unter dem Motto „Teuflische Jahre“ widmet sich die neue Ausstellung des Caricatura-Museum ab Sonntag der 1962 in Frankfurt gegründeten Satirezeitschrift „Pardon“. Anhand von Originalzeichnungen, Fotos und Gerichtsakten wird der Werdegang des Magazins dokumentiert.
„Teuflische Jahre“ – so lautete nicht nur der Titel der früheren Sammelbände. Unter diesem Motto gedenkt das Caricatura an die zeitweise größte Satirezeitschrift Europas mit einer Ausstellung und einem großformatigen Materialband. 1962 in Frankfurt von Hans A. Nikel gegründet, verband „Pardon“ Satire, Cartoons/Fotocomics, Parodien und kritische Reportagen. Man nahm Boulevardjournalismus, Bundeswehr und Bestsellerlisten ins Visier und brandmarkte den Muff von Kirche, Staat und Moral.
Neben Autoren wie Günther Wallraff, Alice Schwarzer oder Wilhelm Genazino konnten die ersten Arbeiten bedeutender Zeichner, wie Mitgründer Kurt Halbritter sowie Hans Traxler und Chlodwig Poth, verfolgt werden, deren charakteristischer Strich sich erst allmählich entwickelte. In den ersten Tagen stießen aufstrebende Talente wie der spätere „Hörzu“-Karikaturist Volker Ernsting, Lützel Jeman alias Robert Gernhardt, F.W. Bernstein alias Fritz Weigle oder F.K. Waechter hinzu. Waechter entwarf das Markenzeichen, den Schattenriss eines Teufelchens mit lüftender Melone. Im späteren Beitrag „Pardon-Titelberatung“ variierte und parodierte das Multitalent seine Kreation mehrfach.
Nach den Erfolgen in den Sechzigern ging es im Folgejahrzehnt allerdings bergab. Anfang der Siebziger sank die Auflage und Verleger Bärmeier stieg aus. Co-Verleger Nikel versuchte nun, die Leser von seinen spirituellen Erfahrungen mit der transzendentalen Meditation zu überzeugen. Neben Gerhard Kromschröders Satireteil kamen Hagen Rudolphs ernsthafte Texte hinzu. „Pardon“ durchlief mehrere Entwicklungen, bis es 1982, damals unter der Hamburger Redaktion durch Kabarettist Henning Venske, eingestellt wurde.
Die Konkurrenz durch die 1979 gegründete Satirepublikation „Titanic“ zeigte sich daran nicht ganz unschuldig. Zwei Relaunch-Versuche blieben erfolglos. Der Ex-Redakteur und spätere Stern-Reporter Kromschröder sichtete gemeinsam mit Co-Kurator und Grafiker Till Kaposty-Bliss Tonnen an Material. Ihre vielseitige Aufarbeitung eines der wichtigsten Printerzeugnisse der deutschen Satirehistorie für das Caricatura erscheint längst als überfällig.
>> „Teuflische Jahre - PARDON“, 16. Oktober 2022-19. März 2023, Caricatura Museum, Weckmarkt 17, geöffnet Mittwoch bis Sonntag 11-18 Uhr, Sonderöffnungszeiten am 17. und 18. Oktober ebenfalls 11-18 Uhr.
Neben Autoren wie Günther Wallraff, Alice Schwarzer oder Wilhelm Genazino konnten die ersten Arbeiten bedeutender Zeichner, wie Mitgründer Kurt Halbritter sowie Hans Traxler und Chlodwig Poth, verfolgt werden, deren charakteristischer Strich sich erst allmählich entwickelte. In den ersten Tagen stießen aufstrebende Talente wie der spätere „Hörzu“-Karikaturist Volker Ernsting, Lützel Jeman alias Robert Gernhardt, F.W. Bernstein alias Fritz Weigle oder F.K. Waechter hinzu. Waechter entwarf das Markenzeichen, den Schattenriss eines Teufelchens mit lüftender Melone. Im späteren Beitrag „Pardon-Titelberatung“ variierte und parodierte das Multitalent seine Kreation mehrfach.
Nach den Erfolgen in den Sechzigern ging es im Folgejahrzehnt allerdings bergab. Anfang der Siebziger sank die Auflage und Verleger Bärmeier stieg aus. Co-Verleger Nikel versuchte nun, die Leser von seinen spirituellen Erfahrungen mit der transzendentalen Meditation zu überzeugen. Neben Gerhard Kromschröders Satireteil kamen Hagen Rudolphs ernsthafte Texte hinzu. „Pardon“ durchlief mehrere Entwicklungen, bis es 1982, damals unter der Hamburger Redaktion durch Kabarettist Henning Venske, eingestellt wurde.
Die Konkurrenz durch die 1979 gegründete Satirepublikation „Titanic“ zeigte sich daran nicht ganz unschuldig. Zwei Relaunch-Versuche blieben erfolglos. Der Ex-Redakteur und spätere Stern-Reporter Kromschröder sichtete gemeinsam mit Co-Kurator und Grafiker Till Kaposty-Bliss Tonnen an Material. Ihre vielseitige Aufarbeitung eines der wichtigsten Printerzeugnisse der deutschen Satirehistorie für das Caricatura erscheint längst als überfällig.
>> „Teuflische Jahre - PARDON“, 16. Oktober 2022-19. März 2023, Caricatura Museum, Weckmarkt 17, geöffnet Mittwoch bis Sonntag 11-18 Uhr, Sonderöffnungszeiten am 17. und 18. Oktober ebenfalls 11-18 Uhr.
14. Oktober 2022, 11.25 Uhr
Gregor Ries
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Text: Christoph Schröder / Foto: © Harald Schröder
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