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Die Frankfurter Hot Club Combo, um 1942: Charly Petri (cl), Karl Gruhn (git), Horst Lippmann (b), Hans Otto Jung (p), Carlo Bohländer (trp) und Hanns Podehl (dr) © Lippmann-Nachlass/Archiv Jazzinstitut Darmstadt
November-Titelstory
Ein Jahrhundert Jazz in Frankfurt
Vor rund 100 Jahren kam der Jazz aus den USA nach Frankfurt. Heute ist er fester Teil der musikalischen Identität unserer Stadt. Das JOURNAL blickt zurück auf die Goldenen Zwanziger und das Zeitalter des Jazz unter den Nazis.
Damit hatte in Frankfurt wohl niemand gerechnet: Als nach der Gründung der BRD auch die Hauptstadtfrage zur Abstimmung stand, stimmte der Parlamentarische Rat mit 33 von 62 Stimmen für Bonn als neuen Regierungssitz Westdeutschlands – der haushohe Favorit Frankfurt ging überraschend leer aus. Frankfurts siegessicherer OB Walter Kolb hatte nicht nur bereits seine Dankesrede im Radio aufnehmen lassen, sondern auch schon den Bau des Parlamentsgebäudes in Auftrag gegeben.
Statt des Bundestages zog in der Bertramstraße nun der Hessische Rundfunk ein – der von dort aus seinen Teil dazu beitrug, dass sich Frankfurt schon bald darauf mit dem inoffiziellen Titel „Jazzhauptstadt der Republik“ schmücken konnte. Zwar boomte in den Nachkriegsjahren überall in Deutschland der Jazz – das Epizentrum des deutschen Jazz war aber in jenen Jahren unangefochten Frankfurt.
Das Hippodrom war eine Reit- und Veranstaltungshalle an der heutigen Stresemann-/Ecke Kennedyallee. Heute steht dort das chinesische Konsulat.
„Ein geschlagenes verarmtes, demoralisiertes Volk sucht Vergessen im Tanz“
Die Goldenen Zwanziger
Der Jazz war mit dem Ende des Ersten Weltkriegs erstmals aus den USA nach Europa herüber geschwappt. „Millionen von unterernährten, korrumpierten, verzweifelt geilen, wütend vergnügungssüchtigen Männern und Frauen torkeln und taumeln dahin im Jazz-Delirium. (…) Ein geschlagenes verarmtes, demoralisiertes Volk sucht Vergessen im Tanz“, beschrieb Klaus Mann diese Zeit.
Das damalige Zentrum des kulturellen Lebens und der Unterhaltungsindustrie war Berlin, damals die mit über 4 Mio. Einwohnern größte Metropole des Kontinents. Das Berliner Nachtleben war der ideale Nährboden für die neue Musikmode Jazz. Aber auch in Frankfurt, das durch Eingemeindungen gerade erst auf über 500 000 Einwohner angewachsen war, fand das Publikum Gefallen am Jazz. Zur Verbreitung des Jazz in Frankfurt trug auch der „Sommer der Musik“ bei, der 1927 Frankfurt zur „Welthauptstadt der Musik“ machte.
Das Albert-Schumann-Theater gegenüber dem Hauptbahnhof war ein Varieté-Theater, in dem auch regelmäßig internationale Orchester gastierten. Es wurde 1944 durch Bomben zerstört. Nach dem Krieg nutzte zunächst die US-Army das Gebäude; 1960 wurde es abgerissen.
Mehr als 800 000 Besucherinnen und Besucher strömen in die Messehallen
Die Internationale Gesellschaft für neue Musik veranstaltete dazu über 100 Konzerte, und in der Festhalle und den angrenzenden Messehallen sahen mehr als 800 000 Besucherinnen und Besucher die Schau „Die Musik im Leben der Völker“. Neben verschiedenen historischen und ethnologischen Abteilungen gab es auch eine Ausstellung von Instrumenten, mechanischen Musikgeräten wie dem Grammophon und den damals noch neuen Radiogeräten. Moderne Architektur und Bauhaus-Design unterstrichen den weltoffenen, modernen Anspruch der Ausstellung.
Natürlich fand auch der Jazz dort seinen Platz; u. a. zeigte die Ausstellung das Instrumentarium einer „symphonischen Jazz-Kapelle“. Wenig später hielt der Jazz sogar bereits erstmals Einzug in die musikalische Hochschulausbildung. Ab Januar 1928 gab es für angehende Tanzmusiker am Frankfurter Dr. Hoch’s Konservatorium eine Jazzklasse – die erste ihrer Art weltweit. Die Studierenden wurden in den „typischen Jazz-Instrumenten Schlagzeug, Saxophon, Banjo, Trompete und Posaune“, als auch in Ensemblearbeit und in Vokalklassen unterrichtet. 1933 schlossen die Nazis die Jazzklasse, und ihr Leiter, der Cellist Mátyás Seiber, wurde als Jude entlassen und floh nach London.
Spätestens ab 1933: Rassismus und Antisemitismus gehören zum Alltag in Deutschland
Jazz unter den Nazis
Bereits vor der Machtübertragung an die Nationalsozialisten gehörte offener Rassismus zum Alltag in Deutschland. Dieser Rassismus ging vielfach mit einer ablehnenden Haltung gegenüber dem Jazz einher, der von etablierten und konservativen Musikkritikern regelmäßig herablassend als „Negerjazz“ bezeichnet wurde.
Und auch der deutsche Antisemitismus speiste die Zurückweisung des Jazz. In der renommierten Musikzeitschrift Melos war 1930 zu lesen: „Die Grundlagen des Jazz sind die Synkopen und rhythmischen Akzente der Neger, ihre Modernisierung und gegenwärtige Form ist das Werk von Juden, zumeist von New Yorker Tin-Pan-Alley-Juden. Jazz ist Negermusik, gesehen durch die Augen dieser Juden.“
Ein Treffpunkt der Jazz-Enthusiasten war der Bayernhof, den Horst Lippmanns Eltern im Bahnhofsviertel betrieben.
Beschäftigungsverbot für schwarze Musiker – eine Maßnahme gegen den Jazz
Für die Nazis war Jazz „eine als Musik getarnte Kulturpest“, eine „knieerweichende und haltungslose Afterkunst“ mit „volkszersetzendem Einfluss“. Mit dem Erstarken nationalkonservativer und rechtsextremer Kräfte in den Parlamenten nahm der politische und gesellschaftliche Druck auf den Jazz weiter zu. Der Thüringer Innenmister Wilhelm Frick, der für die NSDAP der Landesregierung angehörte (und 1933 unter Hitler Reichsinnenminister wurde), veröffentlichte 1930 einen Erlass „Wider die Negerkultur für deutsches Volkstum“.
Im Jazz sah er eine „Verseuchung durch fremdrassige Unkultur“, „Jazzband- und Schlagzeugmusik, Negertänze, Negergesänge, Negerstücke“ waren in Thüringen fortan verboten. 1932 verbot der konservative Reichskanzler Franz von Papen (Zentrumspartei), schwarze Musiker zu engagieren – eine Maßnahme, die sich ebenfalls direkt gegen den Jazz wandte.
In der Rokoko-Diele, der Hotelbar des Kyffhäuser-Hotels in der Kaiserstraße, traten Emil Mangelsdorff und seine Band an den Wochenenden auf.
Junge Swingfans als erste Ausprägung einer jugendlichen Subkultur
Mitte der 1930er-Jahre kam mit dem Swing ein neuer Jazzstil auf, der gefälliger, tanzbarer und damit auch kommerziell erfolgreicher war als der frühe Jazz. Trotz der Diffamierung durch die Nazis war besonders beim großstädtischen Publikum die Begeisterung für swingende Live-Bands, insbesondere jene aus dem Ausland, groß. Bis in den Krieg hinein gastierten regelmäßig internationale Orchester in Frankfurt, das sich zu einer Hochburg der „Swingjugend“ entwickelte.
Die jugendlichen Swingfans gelten heute als eine der ersten Ausprägungen einer jugendlichen Subkultur. Sie fielen nicht nur durch unmilitärisch lange Haare und ihren elegant-dandyhaften Kleidungsstil auf, sondern pflegten auch eine sehr urbane Freizeitgestaltung. So weit wie möglich schwänzten die Mitglieder der Swing-Cliquen den wöchentlichen Pflichtdienst in Hitlerjugend und Bund deutscher Mädels, und trafen sich stattdessen lieber in Cafés und hörten dort ihre mitgebrachten Jazzschallplatten.
Musiker des Frankfurter Hot Club: Paul Martin (vln), Louis Freichel (trp) und Horst Lippmann (b) mit unbekannten Freunden an Schlagzeug und Gitarren, um 1942
Mitglieder der Okay-Gang und des Harlem-Clubs lassen sich von der Gestapo nicht die Freude am Jazz nehmen
Die Mitglieder der Okay-Gang und des Harlem-Clubs wurden zwar immer wieder unter unterschiedlichsten Vorwänden verhaftet und durch die Gestapo verhört und misshandelt. Mit Heinz „Ganjo“ Baldauf hatte die Frankfurter Gestapo einen eigenen Jugendbeauftragten, der der „Verwahrlosung und Gefährdung der deutschen Jugend“ durch den Jazz Einhalt gebieten sollte. Das gelang ihm nur teilweise.
Zu den beliebtesten Tanzlokalen des Frankfurter „Nachtlebens“, das sich damals allerdings weitgehend Nachmittags und am frühen Abend abspielte, gehörten das Hippodrom in Sachsenhausen, Café Regina, Café Wien und Café Hauptwache in der Innenstadt. Im Bahnhofsviertel waren der Bayernhof, Café Rumpelmeier, die Tivoli-Bar und das Café im Schumann-Theater Anlaufstellen für alle, die swingende Musik hören wollten.
„At Lippmann’s“: gemeinsame Jazz Jam Session der Frankfurter zusammen mit holländischen und amerikanischen Musikern
Der angesagteste Hot Spot für Jazz in Frankfurt: die Rokoko-Diele
Der angesagteste Hot Spot war aber die Rokoko-Diele, die plüschige Bar des Kyffhäuser-Hotels in der Kaiserstraße. Wenn die Frankfurter Jazzmusiker um Emil Mangelsdorff, Hans Otto Jung und Carlo Bohländer dort auftraten, war es immer gerammelt voll. Ab und zu kam zwar eine HJ-Streife ins Lokal – die Musiker schalteten dann schnell um: von amerikanischen Jazztiteln auf deutsche Schlager wie „Du hast Glück bei den Frau’n, Bel Ami“ oder „Wenn der weiße Flieder wieder blüht“.
Musik mit englischen Titeln war zum Kriegsbeginn verboten worden, und Kompositionen von Juden bereits schon zuvor. Die Musiker tricksten Gestapo-Spitzel und HJ-Streifen aus, indem sie der Musik deutsche Titel gaben: Der „Tiger Rag“ wurde zur „Löwenjagd im Taunus“ und der „St. Louis Blues“ zur „Sankt-Ludwigs-Serenade“.
Den zweiten Teil der Jazz-Story lesen Sie hier.
Statt des Bundestages zog in der Bertramstraße nun der Hessische Rundfunk ein – der von dort aus seinen Teil dazu beitrug, dass sich Frankfurt schon bald darauf mit dem inoffiziellen Titel „Jazzhauptstadt der Republik“ schmücken konnte. Zwar boomte in den Nachkriegsjahren überall in Deutschland der Jazz – das Epizentrum des deutschen Jazz war aber in jenen Jahren unangefochten Frankfurt.
Das Hippodrom war eine Reit- und Veranstaltungshalle an der heutigen Stresemann-/Ecke Kennedyallee. Heute steht dort das chinesische Konsulat.
Die Goldenen Zwanziger
Der Jazz war mit dem Ende des Ersten Weltkriegs erstmals aus den USA nach Europa herüber geschwappt. „Millionen von unterernährten, korrumpierten, verzweifelt geilen, wütend vergnügungssüchtigen Männern und Frauen torkeln und taumeln dahin im Jazz-Delirium. (…) Ein geschlagenes verarmtes, demoralisiertes Volk sucht Vergessen im Tanz“, beschrieb Klaus Mann diese Zeit.
Das damalige Zentrum des kulturellen Lebens und der Unterhaltungsindustrie war Berlin, damals die mit über 4 Mio. Einwohnern größte Metropole des Kontinents. Das Berliner Nachtleben war der ideale Nährboden für die neue Musikmode Jazz. Aber auch in Frankfurt, das durch Eingemeindungen gerade erst auf über 500 000 Einwohner angewachsen war, fand das Publikum Gefallen am Jazz. Zur Verbreitung des Jazz in Frankfurt trug auch der „Sommer der Musik“ bei, der 1927 Frankfurt zur „Welthauptstadt der Musik“ machte.
Das Albert-Schumann-Theater gegenüber dem Hauptbahnhof war ein Varieté-Theater, in dem auch regelmäßig internationale Orchester gastierten. Es wurde 1944 durch Bomben zerstört. Nach dem Krieg nutzte zunächst die US-Army das Gebäude; 1960 wurde es abgerissen.
Die Internationale Gesellschaft für neue Musik veranstaltete dazu über 100 Konzerte, und in der Festhalle und den angrenzenden Messehallen sahen mehr als 800 000 Besucherinnen und Besucher die Schau „Die Musik im Leben der Völker“. Neben verschiedenen historischen und ethnologischen Abteilungen gab es auch eine Ausstellung von Instrumenten, mechanischen Musikgeräten wie dem Grammophon und den damals noch neuen Radiogeräten. Moderne Architektur und Bauhaus-Design unterstrichen den weltoffenen, modernen Anspruch der Ausstellung.
Natürlich fand auch der Jazz dort seinen Platz; u. a. zeigte die Ausstellung das Instrumentarium einer „symphonischen Jazz-Kapelle“. Wenig später hielt der Jazz sogar bereits erstmals Einzug in die musikalische Hochschulausbildung. Ab Januar 1928 gab es für angehende Tanzmusiker am Frankfurter Dr. Hoch’s Konservatorium eine Jazzklasse – die erste ihrer Art weltweit. Die Studierenden wurden in den „typischen Jazz-Instrumenten Schlagzeug, Saxophon, Banjo, Trompete und Posaune“, als auch in Ensemblearbeit und in Vokalklassen unterrichtet. 1933 schlossen die Nazis die Jazzklasse, und ihr Leiter, der Cellist Mátyás Seiber, wurde als Jude entlassen und floh nach London.
Jazz unter den Nazis
Bereits vor der Machtübertragung an die Nationalsozialisten gehörte offener Rassismus zum Alltag in Deutschland. Dieser Rassismus ging vielfach mit einer ablehnenden Haltung gegenüber dem Jazz einher, der von etablierten und konservativen Musikkritikern regelmäßig herablassend als „Negerjazz“ bezeichnet wurde.
Und auch der deutsche Antisemitismus speiste die Zurückweisung des Jazz. In der renommierten Musikzeitschrift Melos war 1930 zu lesen: „Die Grundlagen des Jazz sind die Synkopen und rhythmischen Akzente der Neger, ihre Modernisierung und gegenwärtige Form ist das Werk von Juden, zumeist von New Yorker Tin-Pan-Alley-Juden. Jazz ist Negermusik, gesehen durch die Augen dieser Juden.“
Ein Treffpunkt der Jazz-Enthusiasten war der Bayernhof, den Horst Lippmanns Eltern im Bahnhofsviertel betrieben.
Für die Nazis war Jazz „eine als Musik getarnte Kulturpest“, eine „knieerweichende und haltungslose Afterkunst“ mit „volkszersetzendem Einfluss“. Mit dem Erstarken nationalkonservativer und rechtsextremer Kräfte in den Parlamenten nahm der politische und gesellschaftliche Druck auf den Jazz weiter zu. Der Thüringer Innenmister Wilhelm Frick, der für die NSDAP der Landesregierung angehörte (und 1933 unter Hitler Reichsinnenminister wurde), veröffentlichte 1930 einen Erlass „Wider die Negerkultur für deutsches Volkstum“.
Im Jazz sah er eine „Verseuchung durch fremdrassige Unkultur“, „Jazzband- und Schlagzeugmusik, Negertänze, Negergesänge, Negerstücke“ waren in Thüringen fortan verboten. 1932 verbot der konservative Reichskanzler Franz von Papen (Zentrumspartei), schwarze Musiker zu engagieren – eine Maßnahme, die sich ebenfalls direkt gegen den Jazz wandte.
In der Rokoko-Diele, der Hotelbar des Kyffhäuser-Hotels in der Kaiserstraße, traten Emil Mangelsdorff und seine Band an den Wochenenden auf.
Mitte der 1930er-Jahre kam mit dem Swing ein neuer Jazzstil auf, der gefälliger, tanzbarer und damit auch kommerziell erfolgreicher war als der frühe Jazz. Trotz der Diffamierung durch die Nazis war besonders beim großstädtischen Publikum die Begeisterung für swingende Live-Bands, insbesondere jene aus dem Ausland, groß. Bis in den Krieg hinein gastierten regelmäßig internationale Orchester in Frankfurt, das sich zu einer Hochburg der „Swingjugend“ entwickelte.
Die jugendlichen Swingfans gelten heute als eine der ersten Ausprägungen einer jugendlichen Subkultur. Sie fielen nicht nur durch unmilitärisch lange Haare und ihren elegant-dandyhaften Kleidungsstil auf, sondern pflegten auch eine sehr urbane Freizeitgestaltung. So weit wie möglich schwänzten die Mitglieder der Swing-Cliquen den wöchentlichen Pflichtdienst in Hitlerjugend und Bund deutscher Mädels, und trafen sich stattdessen lieber in Cafés und hörten dort ihre mitgebrachten Jazzschallplatten.
Musiker des Frankfurter Hot Club: Paul Martin (vln), Louis Freichel (trp) und Horst Lippmann (b) mit unbekannten Freunden an Schlagzeug und Gitarren, um 1942
Die Mitglieder der Okay-Gang und des Harlem-Clubs wurden zwar immer wieder unter unterschiedlichsten Vorwänden verhaftet und durch die Gestapo verhört und misshandelt. Mit Heinz „Ganjo“ Baldauf hatte die Frankfurter Gestapo einen eigenen Jugendbeauftragten, der der „Verwahrlosung und Gefährdung der deutschen Jugend“ durch den Jazz Einhalt gebieten sollte. Das gelang ihm nur teilweise.
Zu den beliebtesten Tanzlokalen des Frankfurter „Nachtlebens“, das sich damals allerdings weitgehend Nachmittags und am frühen Abend abspielte, gehörten das Hippodrom in Sachsenhausen, Café Regina, Café Wien und Café Hauptwache in der Innenstadt. Im Bahnhofsviertel waren der Bayernhof, Café Rumpelmeier, die Tivoli-Bar und das Café im Schumann-Theater Anlaufstellen für alle, die swingende Musik hören wollten.
„At Lippmann’s“: gemeinsame Jazz Jam Session der Frankfurter zusammen mit holländischen und amerikanischen Musikern
Der angesagteste Hot Spot war aber die Rokoko-Diele, die plüschige Bar des Kyffhäuser-Hotels in der Kaiserstraße. Wenn die Frankfurter Jazzmusiker um Emil Mangelsdorff, Hans Otto Jung und Carlo Bohländer dort auftraten, war es immer gerammelt voll. Ab und zu kam zwar eine HJ-Streife ins Lokal – die Musiker schalteten dann schnell um: von amerikanischen Jazztiteln auf deutsche Schlager wie „Du hast Glück bei den Frau’n, Bel Ami“ oder „Wenn der weiße Flieder wieder blüht“.
Musik mit englischen Titeln war zum Kriegsbeginn verboten worden, und Kompositionen von Juden bereits schon zuvor. Die Musiker tricksten Gestapo-Spitzel und HJ-Streifen aus, indem sie der Musik deutsche Titel gaben: Der „Tiger Rag“ wurde zur „Löwenjagd im Taunus“ und der „St. Louis Blues“ zur „Sankt-Ludwigs-Serenade“.
Den zweiten Teil der Jazz-Story lesen Sie hier.
24. November 2023, 12.54 Uhr
Jonas Lohse
Jonas Lohse
Schon seit über 20 Jahren beim Journal; besonders gerne schreibt er über Themen der Frankfurter Stadtgeschichte, Musik und (Rad-)Verkehr. Mehr von Jonas
Lohse >>
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