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Museum Angewandte Kunst
Was wir sammeln – irgendwo zwischen Messie-Syndrom und angewandter Kunst
Ab dem 25. November startet die Konzept-Ausstellung „Was wir sammeln“ im Frankfurter Museum Angewandte Kunst. Zu sehen sind gängige, aber auch kuriose Alltagsgegenstände aus den privaten Sammlungen von Gestalterinnen und Gestaltern.
„Ich bin der festen Meinung, dass ich überhaupt nicht zum Sammeln neige. Aber das stimmt so wohl nicht ganz. Nicht nur, dass ich fast ausschließlich dunkelblaue Herrenjacketts trage, auch darüber hinaus habe ich von manchen Dingen dann doch mehr als ein, zwei Exemplare“ – steht es auf einer Infotafel geschrieben, die im ersten Stock des Museums Angewandte Kunst an einer Wand lehnt. Daneben: ein Glaskasten voller weißer Vasen.
Als Antonia Henschel ihre Wohnung in Frankfurt bezogen habe, sei diese lange Zeit so leer gewesen, dass Handwerker sie noch nach Jahren fragten, ob sie gerade eingezogen sei. Da habe die Gestalterin dann doch der Sammeltrieb gepackt und sie habe angefangen, die leeren Fensterbänke mit diversen weißen Vasen zu bestücken. Diese kämen von Flohmärkten und aus dem Gebrauchtwarenhandel, einige habe sie auch geschenkt bekommen, so genau erinnere sie sich heute nicht mehr.
Weiße Vasen von Antonia Henschel © Museum Angewandte Kunst
„Seit die Fensterbänke gefüllt sind, habe ich aufgehört, nach weißen Vasen zu suchen“
„Seit die Fensterbänke gefüllt sind, habe ich aufgehört, nach weißen Vasen zu suchen, aber sie stehen alle noch an ihrem Platz – eng und wild durcheinander durch Formen, Epochen und Oberflächen.“ Henschels ist eine von 27 Positionen, die ab Samstag, 25. November, im Museum Angewandte Kunst ausgestellt sind: von banalen Alltagsgegenständen wie bunten Spülschwämmen, über Bananenaufkleber aus der ganzen Welt, Einwegbesteck und Fahrrädern bis hin zu Leuchtreklamen von bekannten Marken.
„Was wir sammeln“ ist eine Konzept-Ausstellung, erklärt der Kurator David Beikirch. Anfangs sei also noch gar nicht klar gewesen, was am Ende ausgestellt werde. Die Idee sei es gewesen, Gestalterinnen und Gestalter, die sich jeden Tag in verschiedensten Produktwelten aufhielten, nach ihren eigenen Sammlungen zu fragen, ergänzt Museumsdirektor Matthias Wagner K. Auch die persönlichen Beweggründe, welche die Gegenstände mit Bedeutung auflüden, seien diesbezüglich interessant gewesen. Sie können auf den Infotafeln neben den jeweiligen Installationen nachgelesen werden.
32 Gestalterinnen und Gestalter aus Frankfurt gewähren Einblick in ihre privaten Sammlungen
Ausgestellt seien also nicht nur reine Objekte, sondern Geschichten, findet Beikirch. Geschichtlich relevant sei auch die Praktik des Sammelns, welche von Museen betrieben werde und dort quasi Dauerthema sei; in Form von Schenkungen, Ankäufen, Depots oder Restaurierungen. Er hoffe, dass die Ausstellung auch in dieser Hinsicht einen Diskurs anrege.
Übrigens habe der Kurator sich im Vorfeld eindringlich damit beschäftigt, was in Deutschland, aber auch in anderen Ländern gesammelt werde. Auf Platz 1 seien hierzulande immer noch die Briefmarken, gefolgt von Münzen und Spielzeugen wie Modelleisenbahnen oder Teddybären. Kurioserweise findet sich nichts davon in der Ausstellung wieder, die Frankfurter Gestalterinnen und Gestalter sind offensichtlich anderweitig interessiert.
Info
Ausstellung – Was wir sammeln
25. November 2023 bis 7. April 2024
Museum Angewandte Kunst
Schaumainkai 17, Frankfurt
www.museumangewandtekunst.de
Als Antonia Henschel ihre Wohnung in Frankfurt bezogen habe, sei diese lange Zeit so leer gewesen, dass Handwerker sie noch nach Jahren fragten, ob sie gerade eingezogen sei. Da habe die Gestalterin dann doch der Sammeltrieb gepackt und sie habe angefangen, die leeren Fensterbänke mit diversen weißen Vasen zu bestücken. Diese kämen von Flohmärkten und aus dem Gebrauchtwarenhandel, einige habe sie auch geschenkt bekommen, so genau erinnere sie sich heute nicht mehr.
Weiße Vasen von Antonia Henschel © Museum Angewandte Kunst
„Seit die Fensterbänke gefüllt sind, habe ich aufgehört, nach weißen Vasen zu suchen, aber sie stehen alle noch an ihrem Platz – eng und wild durcheinander durch Formen, Epochen und Oberflächen.“ Henschels ist eine von 27 Positionen, die ab Samstag, 25. November, im Museum Angewandte Kunst ausgestellt sind: von banalen Alltagsgegenständen wie bunten Spülschwämmen, über Bananenaufkleber aus der ganzen Welt, Einwegbesteck und Fahrrädern bis hin zu Leuchtreklamen von bekannten Marken.
„Was wir sammeln“ ist eine Konzept-Ausstellung, erklärt der Kurator David Beikirch. Anfangs sei also noch gar nicht klar gewesen, was am Ende ausgestellt werde. Die Idee sei es gewesen, Gestalterinnen und Gestalter, die sich jeden Tag in verschiedensten Produktwelten aufhielten, nach ihren eigenen Sammlungen zu fragen, ergänzt Museumsdirektor Matthias Wagner K. Auch die persönlichen Beweggründe, welche die Gegenstände mit Bedeutung auflüden, seien diesbezüglich interessant gewesen. Sie können auf den Infotafeln neben den jeweiligen Installationen nachgelesen werden.
Ausgestellt seien also nicht nur reine Objekte, sondern Geschichten, findet Beikirch. Geschichtlich relevant sei auch die Praktik des Sammelns, welche von Museen betrieben werde und dort quasi Dauerthema sei; in Form von Schenkungen, Ankäufen, Depots oder Restaurierungen. Er hoffe, dass die Ausstellung auch in dieser Hinsicht einen Diskurs anrege.
Übrigens habe der Kurator sich im Vorfeld eindringlich damit beschäftigt, was in Deutschland, aber auch in anderen Ländern gesammelt werde. Auf Platz 1 seien hierzulande immer noch die Briefmarken, gefolgt von Münzen und Spielzeugen wie Modelleisenbahnen oder Teddybären. Kurioserweise findet sich nichts davon in der Ausstellung wieder, die Frankfurter Gestalterinnen und Gestalter sind offensichtlich anderweitig interessiert.
Ausstellung – Was wir sammeln
25. November 2023 bis 7. April 2024
Museum Angewandte Kunst
Schaumainkai 17, Frankfurt
www.museumangewandtekunst.de
26. November 2023, 09.01 Uhr
Sina Claßen
Sina Claßen
Studium der Publizistik und des Öffentlichen Rechts an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2023 beim Journal Frankfurt. Mehr von Sina
Claßen >>
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