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Mousonturm
Mit leichter Hand am schweren Erbe
Am Künstlerhaus Mousonturm wird auch nach dem Tod von Intendant Niels Ewerbeck spannende Kunst gezeigt. Dafür steht die Interimsleitung von Martina Leitner, Martine Dennwald und Marcus Droß. Ein Besuch.
Bunt flirren die Neonbuchstaben im neuen Foyer des Mousonturms, das licht geworden ist und hell. Lose streuseln sie sich im zweiten Teil von Tim Etchells Installation „the future will be confusing“ über die Wand, ergeben seltsame Kombinationen und kreieren neue Wörter. Das interimistische Leitungsteam ist gut aufgelegt, Geschäftsführerin Martina Leitner (im Foto vorne), Martine Dennewald und Marcus Droß von der Künstlerischen Leitung. Nach Niels Ewerbecks plötzlichem Tod am 2. Oktober 2012 haben sie ohne großes Aufhebens die schwere Aufgabe übernommen, das Haus weiterzuführen, mit einem großen Maß an Kompetenz, Engagement und Leidenschaft sorgen sie seither dafür, dass hier in anregender Atmosphäre quicklebendige Kunst zu sehen ist.
Ohnehin hatten die drei das neue Konzept fürs Künstlerhaus ja gemeinsam mit Niels Ewerbeck entwickelt, Dennewald und Droß als Dramaturgen, Leitner als Prokuristin. „Wir sind da unerwartet in etwas hineingestolpert“, erzählt Martina Leitner. „Doch wir haben das nicht infrage gestellt.“ „Natürlich gibt es eine seltsame Situation der Hinterlassenschaft“, fügt Marcus Droß hinzu. „Doch was bis Oktober passiert ist, hat etwas grundgelegt, es gab kein Zögern vor der Aufgabe, denn es sind immer noch die Sache, die Kollegen und die Aufgabe, die ich mag.“
Entsprechend wird das Programm 2013 in seiner Grundstruktur nicht von demjenigen abweichen, das sie gemeinsam mit Ewerbeck konzipiert haben. „Es ist eine Fortsetzung von etwas, das wir jetzt zwei Jahre gemacht haben“, so Droß.
Doch es ist nicht nur eine Fortsetzung, sondern auch eine Weiterentwicklung: Allein im Januar sind fünf Neuproduktionen Frankfurter Künstler hier zu sehen. „Jetzt zeigen wir ein Programm, das in Frankfurt entstanden ist“, erzählt Martine Dennwald. „Das Jahr 2012 haben wir ja noch von Zürich aus geplant, wo Niels Ewerbeck die Gessnerallee leitete. Wir stellen nun fest, dass Produktionen Beziehungsarbeit sind, und so sind die Produktionen lokaler Künstler in Gesprächen hier entstanden.“ Allerdings, fügt sie hinzu, findet sie den Begriff des lokalen Künstlers problematisch. Nicht zuletzt arbeiteten sie gerade daran, diese Künstler auch in ihr internationales Koproduktionsnetzwerk einzuspeisen.
Das bisherige Programm des Hauses sah Themengebiete vor, die künstlerische Arbeiten miteinander verknüpften – wie der auftaktgebende „Ernst“ in September 2012, der Fragen von Kindheit und Erwachsenwerden verhandelte. Auch durch die Produktionen des Frühjahrs werden sich rote Fäden ziehen, allerdings etwas loser, wie Marcus Droß erklärt: Während die Eröffnungsstücke bereits fertig produziert waren und so ein inhaltlich entschiedener Zugriff möglich war, ist gerade vieles im Entstehen, das sich noch nicht so präzise auf den Begriff bringen lässt. Fest steht aber, dass der März im Zeichen des Übernatürlichen stehen wird. Und der Mai versammelt unter dem Titel „A critical mass – alles tanzt“ eine Reihe von Stücken, die sich mit Choreografie auseinandersetzen, dort treffen große Namen wie Jan Fabre auf Frankfurter Künstlerinnen wie Paula Rosolen und das Kollektiv mamaza. In diesem Zusammenhang findet auch eine zweite Ausgabe des erfolgreichen Tanztags Rhein-Main statt, bei dem in Frankfurt und der Region kostenlose Tanzworkshops für alle angeboten werden.
Dass der Betrieb so reibungslos, lustvoll und spannungsreich weitergeht, ist ein Wunder. Zu verdanken ist es Martina Leitner, Martine Dennewald und Marcus Droß ebenso wie dem Team des Hauses, zu dem viele langjährige Mitarbeiter zählen. Derzeit sind die drei bis Ende 2013 mit der interimistischen Leitung betraut. Ein Zeitraum, der nun viel zu kurz erscheint. Es zählt zu den Frankfurter Eigenheiten, die Leitung des Mousonturms stets zum Jahresanfang neu besetzen zu wollen und nicht, wie üblich, zum Saisonauftakt im Herbst – das war auch bei Ewerbeck so, der seinen Posten Anfang 2012 eingenommen hatte. Wie nun innerhalb von so kurzer Zeit ein neuer, kompetenter Intendant aus dem Hut gezaubert werden soll, ist ein Rätsel. Nicht zuletzt ist die zu übernehmende Aufgabe alles andere als dankbar: In der kurzen Zeit seiner Intendanz konnte Ewerbeck kein Profil aufbauen, an dem sich ein Nachfolger nun abarbeiten könnte, und sein Suizid wirft einen weiteren Schatten auf die Nachfolgefrage.
Am Vernünftigsten und auch am Ökonomischsten erschiene es, wenn das derzeitige Leitungsteam seine Arbeit fortführen, weiterentwickeln könnte, haben sie doch in den letzten Monaten und Jahren Netzwerke zur lokalen Szene aufgebaut, die ihre bestehenden zum internationalen Kunstbetrieb ergänzen – wertschöpfend für alle Beteiligten, und das sind nicht zuletzt die Zuschauer. Nachdenklich neigt Martina Leitner den Kopf. Natürlich denken sie über 2013 hinaus, denn der Mousonturm bestünde ja weiter. Und: „Natürlich kann man sich Perspektivisches vorstellen.“ Letztlich aber möchten sie sich am Erfolg ihrer Arbeit messen lassen.
Mehr zu weiteren wichtigen Frankfurtern lesen Sie in der aktuellen Ausgabe 3 des JOURNAL FRANKFURT vom 15. Januar.
Ohnehin hatten die drei das neue Konzept fürs Künstlerhaus ja gemeinsam mit Niels Ewerbeck entwickelt, Dennewald und Droß als Dramaturgen, Leitner als Prokuristin. „Wir sind da unerwartet in etwas hineingestolpert“, erzählt Martina Leitner. „Doch wir haben das nicht infrage gestellt.“ „Natürlich gibt es eine seltsame Situation der Hinterlassenschaft“, fügt Marcus Droß hinzu. „Doch was bis Oktober passiert ist, hat etwas grundgelegt, es gab kein Zögern vor der Aufgabe, denn es sind immer noch die Sache, die Kollegen und die Aufgabe, die ich mag.“
Entsprechend wird das Programm 2013 in seiner Grundstruktur nicht von demjenigen abweichen, das sie gemeinsam mit Ewerbeck konzipiert haben. „Es ist eine Fortsetzung von etwas, das wir jetzt zwei Jahre gemacht haben“, so Droß.
Doch es ist nicht nur eine Fortsetzung, sondern auch eine Weiterentwicklung: Allein im Januar sind fünf Neuproduktionen Frankfurter Künstler hier zu sehen. „Jetzt zeigen wir ein Programm, das in Frankfurt entstanden ist“, erzählt Martine Dennwald. „Das Jahr 2012 haben wir ja noch von Zürich aus geplant, wo Niels Ewerbeck die Gessnerallee leitete. Wir stellen nun fest, dass Produktionen Beziehungsarbeit sind, und so sind die Produktionen lokaler Künstler in Gesprächen hier entstanden.“ Allerdings, fügt sie hinzu, findet sie den Begriff des lokalen Künstlers problematisch. Nicht zuletzt arbeiteten sie gerade daran, diese Künstler auch in ihr internationales Koproduktionsnetzwerk einzuspeisen.
Das bisherige Programm des Hauses sah Themengebiete vor, die künstlerische Arbeiten miteinander verknüpften – wie der auftaktgebende „Ernst“ in September 2012, der Fragen von Kindheit und Erwachsenwerden verhandelte. Auch durch die Produktionen des Frühjahrs werden sich rote Fäden ziehen, allerdings etwas loser, wie Marcus Droß erklärt: Während die Eröffnungsstücke bereits fertig produziert waren und so ein inhaltlich entschiedener Zugriff möglich war, ist gerade vieles im Entstehen, das sich noch nicht so präzise auf den Begriff bringen lässt. Fest steht aber, dass der März im Zeichen des Übernatürlichen stehen wird. Und der Mai versammelt unter dem Titel „A critical mass – alles tanzt“ eine Reihe von Stücken, die sich mit Choreografie auseinandersetzen, dort treffen große Namen wie Jan Fabre auf Frankfurter Künstlerinnen wie Paula Rosolen und das Kollektiv mamaza. In diesem Zusammenhang findet auch eine zweite Ausgabe des erfolgreichen Tanztags Rhein-Main statt, bei dem in Frankfurt und der Region kostenlose Tanzworkshops für alle angeboten werden.
Dass der Betrieb so reibungslos, lustvoll und spannungsreich weitergeht, ist ein Wunder. Zu verdanken ist es Martina Leitner, Martine Dennewald und Marcus Droß ebenso wie dem Team des Hauses, zu dem viele langjährige Mitarbeiter zählen. Derzeit sind die drei bis Ende 2013 mit der interimistischen Leitung betraut. Ein Zeitraum, der nun viel zu kurz erscheint. Es zählt zu den Frankfurter Eigenheiten, die Leitung des Mousonturms stets zum Jahresanfang neu besetzen zu wollen und nicht, wie üblich, zum Saisonauftakt im Herbst – das war auch bei Ewerbeck so, der seinen Posten Anfang 2012 eingenommen hatte. Wie nun innerhalb von so kurzer Zeit ein neuer, kompetenter Intendant aus dem Hut gezaubert werden soll, ist ein Rätsel. Nicht zuletzt ist die zu übernehmende Aufgabe alles andere als dankbar: In der kurzen Zeit seiner Intendanz konnte Ewerbeck kein Profil aufbauen, an dem sich ein Nachfolger nun abarbeiten könnte, und sein Suizid wirft einen weiteren Schatten auf die Nachfolgefrage.
Am Vernünftigsten und auch am Ökonomischsten erschiene es, wenn das derzeitige Leitungsteam seine Arbeit fortführen, weiterentwickeln könnte, haben sie doch in den letzten Monaten und Jahren Netzwerke zur lokalen Szene aufgebaut, die ihre bestehenden zum internationalen Kunstbetrieb ergänzen – wertschöpfend für alle Beteiligten, und das sind nicht zuletzt die Zuschauer. Nachdenklich neigt Martina Leitner den Kopf. Natürlich denken sie über 2013 hinaus, denn der Mousonturm bestünde ja weiter. Und: „Natürlich kann man sich Perspektivisches vorstellen.“ Letztlich aber möchten sie sich am Erfolg ihrer Arbeit messen lassen.
Mehr zu weiteren wichtigen Frankfurtern lesen Sie in der aktuellen Ausgabe 3 des JOURNAL FRANKFURT vom 15. Januar.
Web: www.mousonturm.de/
16. Januar 2013, 11.30 Uhr
Esther Boldt
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