"Maniera"-Ausstellung im Städel

Zwischen Bizarrerie und Eleganz

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Der Manierismus brachte teils bizarre Darstellungen hervor. Schwülstiges drängt sich auf, wenn man an dieses Kapitel der Kunstgeschichte denkt. Dass der Manierismus auch elegant sein konnte, will nun das Städel zeigen.

Tamara Marszalkowski /

Feine, langgliedrige Finger, das Handgelenk in unnatürlicher Haltung in Szene gesetzt und den Arm so zum Betrachter verdreht, dass es diesen allein vom Hinsehen schmerzt. Das "Bildnis eines jungen Mannes" (um 1546) von Francesco Salviati (siehe Bildergalerie) wird von Philippe Costamagna als "Quintessenz des manieristischen Porträts" bezeichnet und ist nun im Städel Museum zu sehen.

Das Porträt ist eines der Werke, die in der Ausstellung "Maniera. Pontormo, Bronzino und das Florenz der Medici" gezeigt werden. Es sind Arbeiten von unter anderem Jacopo Pontormo, Agnolo Bronzino, Andrea del Sarto, Rosso Fiorentino und Giorgio Vasari zu sehen. Die Ausstellungsmacher haben sich einen hohen Anspruch gesetzt: Sie wollen dieses Kapitel der italienischen Kunstgeschichte in seiner ganzen Bandbreite zeigen.

"Monografische Ausstellungen von Manieristen hat es schon viele gegeben", sagt Bastian Eclercy, Kurator der Ausstellung. Deswegen wolle man nun die Künstler in ihrem Geflecht aus Wechselbeziehungen zeigen und so auch der Forschung einen Impuls geben. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen zwei Künstler: Pontormo und Bronzino. Von den 130 gezeigten Werken, ist fast die Hälfte von den beiden Künstlern. Pontormo war zusammen mit Rosso Fiorentino einer der prominentesten Vertreter der jungen Florentiner Malergeneration.

Die Künstlergeneration wollte sich von den künstlerischen Idealen der Hochrenaissance und ihren Vorgängern Leonardo, Michelangelo und Raffael abgrenzen, auch wenn sie sie gleichzeitig zutiefst verehrte. So war die anfängliche Phase geprägt von Gewagtem und Wildem und gipfelte teils im Bizarren. Später, so der Kurator, habe es sich in etwas Elegantes, gar Stylisches gewandelt. Da überrascht es den ein oder anderen Besucher, was alles manieristisch sein konnte.

Der Begriff der "Maniera" ist ein historischer Begriff der Zeit. Der Kunsthistoriker und Künstler Giorgio Vasari prägte ihn maßgeblich. In seinen Künstlerbiografien tauche er glatt 1304 Mal auf, so Eclercy. Am Ende der Ausstellung sind auch Werke Vasaris zu sehen. "Die enorm hohe Dichte von Spitzenwerken hatte auch etwas mit Glück zu tun", so der Kurator.

Als sogenannten "Bonustrack" ist Pondormos Tagebuch zu finden. Es ist eines der frühesten erhaltenen Künstlertagebücher. Auch die Gattung der Architektur wird in der Ausstellung berücksichtigt. Ein Modell im Maßstab eins zu drei des Treppenhauses der Biblioteca Laurenziana von Michelangelo reizt die Deckenhöhe des oberen Stockwerks aus.

>>> "Maniera. Pontormo, Bronzino und das Florenz der Medici", 24. Februar bis 5. Juni 2016, Städel Museum, Schaumainkai 63. Mehr Informationen: www.staedelmuseum.de


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