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Konzert in der Stadtbücherei
Spannende Spagate
Singer/Songwriter-Pop, Musica brasileira, Ukulelen-Funk, Folk, Blues, Country, Kammerpop, Chanson und skurriles Storytelling – bei den bisherigen vier Konzerten der "Musikszene Frankfurt" überraschte die Bandbreite der Musik immer wieder.
Bei der „Musikszene Frankfurt“ heißt das Motto dieses Mal „Jazz meets World“. Eine spannende Begegnung in der Stadtbücherei am Donnerstag, 20 Uhr in der Hasengasse 4. Mit dem Duo KipSych und Prosechós im Triobesetzung wird das stilistische Angebot noch einmal erweitert. Um Pop- und Soulklassiker in zeitgenössischen Jazz-Interpretationen und einem Orient-Okzident-Crossover ausgehend vom griechischen Blues, dem Rembetiko. Yuriy Sych, den Pianisten von KipSych, kennt man vom Contrast Quartet, dem Pianotrio mit wechselnden Solisten. 2007 Gewinner des Jazzstipendium der Stadt Frankfurt, war Sych danach Gast von Christof Lauer auf dem Deutschen Jazzfestival, spielte mit seinen Bandkumpels Tim Roth und Martin Standke in der „Kaufmann von Venedig“-Inszenierung des schauspiel frankfurt. Sängerin Maren Kips – sie studiert Jazz in Mannheim – konfrontierte Sych mit der Duo-Idee. Interpretationen von Klassikern von Stevie Wonder bis Sting. Klingt nach Barjazz und Loungemusic, Swing und Bossa inklusive. „Genau das zu vermeiden war aber unser Ziel“, beschwichtigt Sych. „Wir spielen die Songs, wie wir sie empfinden, fühlen.“ Odd meters, Modern Jazz, auch Elemente klassischer Musik – Stücke wie Abbey Lincolns „Throw It Away“ werden reharmonisiert und rhythmisch umgestaltet, hier im 7/4-Takt. „Das ist eine echte Herausforderung einen ganz anderen Charakter für einen Song zu entwickeln.“ Was Yuriy Sych zudem gerade aufbaut, ist ein „Ethno-Gespür“ für den Folk der Westukraine wo seine Familie noch lebt. Die grenzt an Polen, die Slowakei, Ungarn und Rumänien – der Balkan lässt grüßen. „Ein spannender Weg“, so Sych, der eine alte Melodia-Schallplatte von Vaqif Mustafazade, dem Vater von Aziza Mustafa Zadeh, wie einen Schatz hütet. Er hatte schon früh mit dem Mugham seiner aserbaidschanischen Heimat eine eigenwillige Jazzvariante gestaltet, ist als Role model wie geschaffen für den jungen Pianisten und seine Crossover-Ambitionen.
Dieser Crossover ist Jannis Karis schon gelungen. 1985 gründete der im nordgriechischen Filippi geborene Sänger und Bouzoukispieler in Frankfurt seine Band Prosechós. Kurz zuvor war Vassilis Tsitsanis, ein wichtige Rembetiko-Erneuerer gestorben, ein Anstoß, sich dem authentischen Sound aus den Tavernen der Hafenstädte zu widmen. „Wir wollten nicht zulassen, dass man nur griechische Folklore kennt“, erzählt er. Alexis Zorbas, Sirtaki, Teller werfen, Proechós ging es um die „Entsouvlakisierung der griechischen Musik“ wie Karis lachend gesteht. Mit Rembetiko-Altermeister Michális Jenítsaris ging es 1990 auf Europatournee, dokumentiert auf einer Platte des Trikont-Labels. „Dann haben wir den Faden aufgenommen, die Musik weiter geführt“, erinnert er sich. „Schließlich sind wir keine Rembetis, leben in einer anderen Zeit, bewegen uns woanders, außerhalb von Griechenland.“ Das brachte andere Begegnungen, gab Anlass „den Sprung zu machen“. Mit der CD „Salto Orientale“. Vom Abendland ins Morgenland, zurück zu den Wurzeln. Denn der Rembetiko stammt aus Kleinasien, aus Smyrne, dem heutigen Izmir. „Griechenland befindet sich ja auch genau dazwischen, ist ein Land, das orientalisch geprägt ist, mit Blick nach Westen“ Deshalb gab es eine Zusammenarbeit mit türkischen Musikern. Ein weiterer Spagat bringt die Annäherung von Tradition und Moderne. In der Stadtbücherei tritt Jannis Karris mit seinem Landsmann Rene Orfanidis an der Gitarre und dem marokkanischen Perkussionisten Ahmed Hattach auf. Mit einem Repertoire aus Rembetika, arabisch gefärbten Stücken und schönen Balladen von Mikis Theodorakis und Manos Hadjidakis. Deren Filmmusiken bilden genau die andere Polarität, das Westliche ab. „Wir wollten beide Elemente im Konzert“, betont Karis. Mit einem Benefizkonzert zur Unterstützung der sozialen Psychiatrie in Serres meldete sich Prosechós nach längerer Konzertpause Ende Mai zurück. „Krise ist ja ein griechisches Wort“, erklärt er, „und immer auch ein Katalysator für eine hoffentlich positive Entwicklung.“
Neue Titel in der CD-Ausleihe „Musikszene Frankfurt“ finden Sie unter www.journal-frankfurt.de/ontour
Dieser Crossover ist Jannis Karis schon gelungen. 1985 gründete der im nordgriechischen Filippi geborene Sänger und Bouzoukispieler in Frankfurt seine Band Prosechós. Kurz zuvor war Vassilis Tsitsanis, ein wichtige Rembetiko-Erneuerer gestorben, ein Anstoß, sich dem authentischen Sound aus den Tavernen der Hafenstädte zu widmen. „Wir wollten nicht zulassen, dass man nur griechische Folklore kennt“, erzählt er. Alexis Zorbas, Sirtaki, Teller werfen, Proechós ging es um die „Entsouvlakisierung der griechischen Musik“ wie Karis lachend gesteht. Mit Rembetiko-Altermeister Michális Jenítsaris ging es 1990 auf Europatournee, dokumentiert auf einer Platte des Trikont-Labels. „Dann haben wir den Faden aufgenommen, die Musik weiter geführt“, erinnert er sich. „Schließlich sind wir keine Rembetis, leben in einer anderen Zeit, bewegen uns woanders, außerhalb von Griechenland.“ Das brachte andere Begegnungen, gab Anlass „den Sprung zu machen“. Mit der CD „Salto Orientale“. Vom Abendland ins Morgenland, zurück zu den Wurzeln. Denn der Rembetiko stammt aus Kleinasien, aus Smyrne, dem heutigen Izmir. „Griechenland befindet sich ja auch genau dazwischen, ist ein Land, das orientalisch geprägt ist, mit Blick nach Westen“ Deshalb gab es eine Zusammenarbeit mit türkischen Musikern. Ein weiterer Spagat bringt die Annäherung von Tradition und Moderne. In der Stadtbücherei tritt Jannis Karris mit seinem Landsmann Rene Orfanidis an der Gitarre und dem marokkanischen Perkussionisten Ahmed Hattach auf. Mit einem Repertoire aus Rembetika, arabisch gefärbten Stücken und schönen Balladen von Mikis Theodorakis und Manos Hadjidakis. Deren Filmmusiken bilden genau die andere Polarität, das Westliche ab. „Wir wollten beide Elemente im Konzert“, betont Karis. Mit einem Benefizkonzert zur Unterstützung der sozialen Psychiatrie in Serres meldete sich Prosechós nach längerer Konzertpause Ende Mai zurück. „Krise ist ja ein griechisches Wort“, erklärt er, „und immer auch ein Katalysator für eine hoffentlich positive Entwicklung.“
Neue Titel in der CD-Ausleihe „Musikszene Frankfurt“ finden Sie unter www.journal-frankfurt.de/ontour
19. September 2012, 10.07 Uhr
Detlef Kinsler
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