Mit ihrer neuen EP „Sorry Signal“ kommt Tamara Qaddoumi am Sonntag zum ersten Mal nach Offenbach in den Hafen 2.
Detlef Kinsler /
Es sind zwei Begriffe, die beim Versuch, die Musik von Tamara Qaddoumi zu beschreiben, durch die Gazetten geistert: Dark Pop und Cold Wave. Sie selbst macht daraus Cold Pop und bietet das als ihr Genre an. Das bezieht sich zum einen auf die Themen wie Tod und Trauer, die die Sängerin auf der aktuellen EP „Sorry Signal“ (ihrer bis dato dritte) behandelt, wie zum anderen auf den elektronischen Sound ihrer Studio-Produktion mit Synthesizern, Drumcomputern und verfremdeten Gitarren.
Auch im Krankenhaus aufgenommene Maschinengeräusche flossen in die Arrangements ein. Man muss dabei nicht gleich an die komplexen Beats eines Kernspintomographen denken. „Qaddoumis Texte verwischen die Distanz zwischen dem Natürlichen und dem vom Menschen Geschaffenen in diesem Album, das aus den Erfahrungen mit Tod und Trauer in den Krankenhauszimmern von Verwandten entstanden ist“, heißt es dazu bei L’Orient Today über ihr bislang dunkelstes Werk.
Qaddoumi: „Ich fühle mich sehr gesegnet und habe das Glück, dass ich dieses Medium habe“
Die in Kuwait aufgewachsene libanesisch-palästinensisch-schottische(!) Musikerin lebt in Beirut. „Je länger ich hier bin, desto düsterer werden die Dinge. Ich denke, dass es überall eine Menge Turbulenzen gibt. Unser Planet macht eine Menge davon durch. Da ist es nur logisch, dass auch unsere inneren Welten in Aufruhr sind“, erklärte sie im Interview mit der unabhängigen News-Plattform.
Die Musik sei ihr wichtigstes Medium, Traumata (und die nährt der Nahe Osten zuhauf) zu bewältigen. „Ich fühle mich sehr gesegnet und habe das Glück, dass ich dieses Medium habe.“ Denn das erlaube ihr schließlich, immer auch die Silberstreifen am Horizont zu erkennen, und die Hoffnung auf persönlichen und globalen Frieden nie aufzugeben. Diese Sehnsucht wird in der Schönheit ihrer Stimme hörbar. Auf die Bühne kommt Qaddoumi wohl mit einer klassischen Gitarre-Bass-Keyboards-Schlagzeug-Besetzung.
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt.