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„Jazz in der Milchsackfabrik"
Frankfurt erhält den Jazz 2.0 – mit Dora Brilliant als Bühne
Die Konzertreihe „Jazz in der Milchsackfabrik" bekommt ein umfassendes Update in Frankfurt. Das JOURNAL sprach mit den beiden Verantwortlichen, Stephan Enders und Marc Hofmann, über ihre Pläne.
JOURNAL FRANKFURT: Der Jazz in der Stadt funktioniert bestens, wenn er sich jung oder anders präsentiert, sei es im Jazzkeller mit einem anderen gastronomischen Angebot, oder bei „Jazz Montez" mit einer ganz anderen Vernetzung in der Stadt. Jetzt kündigt ihr „ein umfassendes Update" für den „Jazz in der Milchsackfabrik" an. Was also dürfen wir erwarten vom Relaunch im Gutleutviertel?
Stephan Enders: Neu ist die stärkere Einbeziehung junger Bands und Projekte. Wir haben seit 2016 gute Erfahrungen mit dem Qualitätsniveau von Studierenden der HfmdK und der Musikhochschule Mainz gemacht und wollen dies mit weiteren Bands nicht nur aus der Rhein-Main-Region sondern aus ganz Deutschland ergänzen.
Ein- oder zweimal im Jahr möchten wir auch Bands und Projekte aus anderen Ländern Europas einladen. Wir sehen das Ganze gewissermaßen als ein kleines Feldexperiment. Und wollen der (Nach)-Frage zuarbeiten, wo die Wünsche und Bedürfnisse der Musiker*innen, aber auch des Publikums liegen, um Jazz in Frankfurt noch sichtbarer zu machen.
Hofmann: „Wir wollen mit einem gewissen Bildungsauftrag vorweggehen“
Innovation und Improvisation. Akademischer Jazz trifft auf Nu Jazz trifft auf frische Club Sounds. Ist das das Rezept?
Marc Hofmann: Dies zeigt, was wir vorhaben, welches Spektrum bei „Jazz in der Milchsackfabrik“ in Zukunft zu finden sein wird. In vielen Genres, gerade im Jazz, ist seit einigen Jahren ein wesentlich lockerer Umgang innerhalb der Grenzen der eigenen Musik erkennbar und die Grenzen werden zunehmend fließender und unüberschaubarer.
Wir legen hierbei einen großen Wert auf die Kontextualisierung und das Hinterfragen dieser Grenzen. Wo kommen die Einflüsse her? Was sind die Einflüsse und wer hat sie wann geprägt? In dieser Hinsicht ist musikalisch alles möglich. Und wir wollen mit einem gewissen Bildungsauftrag vorweggehen.
Zudem ist von einem neuen Anstrich im Look und Design der Poster und Flyer die Rede. Und von zeitgemäßen Social-Media-Aktivitäten. Wie wichtig ist es, sich da neu aufzustellen?
Stephan Enders: Um die nachgewachsenen jüngeren Zielgruppen anzusprechen, ist es uns wichtig, bei den Werbemitteln einen frischen zeitgemäßen Auftritt hinzulegen. Hinsichtlich der Frage des Kontextes und der lokalen Rolle von zeitgenössischem Jazz, ist es genauso notwendig, diese Herangehensweise den Rezipienten visuell zu vermitteln.
Jazz in der Woche, elektronische Musik am Wochenende
Was für ein Publikum habt ihr im Auge?
Marc Hofmann: Von jung bis alt. Publikum aus dem gesamten Rhein-Main-Gebiet möchten wir mit unserem qualitativ hochwertigen Programm ansprechen. Doch wir sehen es als besondere Herausforderung, die Altersgruppe unter 25 Jahren für unsere Angebote zu interessieren. Ein vorgestelltes Ziel ist es, ein möglichst breites, Jazz-fremdes, aber musikaffines Publikum zu erreichen und dieses für Jazz zu begeistern.
Dabei sind wir davon überzeugt, dass Jazzkonzerte eine wunderschöne Option sind, um unter der Woche die Energie zu spüren, die viele am Wochenende auf elektronischen Partys suchen. Und diese Energie für ein sehr junges Publikum ab 16 Jahren bis ins hohe Alter anbieten zu können, ist schon ein sehr schöner Gedanke.
Jazz im Gutleutviertel in Frankfurt: Kooperation mit der Hochschule für Musik und darstellende Kunst
Ihr startet mit dem SH4iKH Quartett am 27. März, es folgt im April das neue Projekt von Max Clouth. Kann man an deren Musik festmachen, wie ihr in Zukunft „Jazz in der Milchsackfabrik" definieren wollt?
Stephan Enders: Im Mai folgt das JLF Project mit drei Musikern von der HfmdK. Diese drei Konzerte zeigen schon, um was es uns geht – ergänzt noch mit überregionalen und internationalen Bands. Gerade die arabischen und indischen Einflüsse der oben genannten in einem Spannungsfeld aus energetischem Contemporary, elektronischen Synthesizern und spirituell beeinflusster Weltmusik zeigen sehr gut, in welchem Feld wir uns bewegen wollen.
Marc Hofmann: Die drei Jungmusiker von JLF Projekt, welche am 22. Mai unsere Gäste sein werden, fügen dieser Bandbreite noch die frische Jugendlichkeit von tanzbaren, meist improvisierten Stücken hinzu. Weibliche Einflüsse aus Jazz, RnB und Soul dürfen natürlich in Zukunft auch nicht fehlen.
Dora Brilliant in Frankfurt wird zur Jazz-Bühne
Was macht die Location aus und wodurch ist sie prädestiniert für eure Pläne?
Stephan Enders: In der ehemaligen Druckfarbenfabrik haben wir mehrere Räume zur Verfügung und können mit einer hochwertigen technischen Ausstattung für perfekten Klang sorgen. Die Konzertabende werden mit zusätzlicher Raumgestaltung ein Ambiente wie in den 90ern bieten.
Marc Hofmann: Nicht zu vergessen ist, dass die Milchsackfabrik ja nicht nur Jazz und das Theater Landungsbrücken beherbergt, sondern auch die Clubs Tanzhaus West und Dora Brilliant mit ihrer elektronischen Tanzmusik. Dessen großen Raum können wir für unsere Konzerte bespielen und die imposant hohen Decken, die raue Beschaffenheit und der ausbalancierte Klang sorgen schon für einen gewissen Reiz.
Mit seinen Anfängen in den Neunzigern, bietet er unseren Fragen und der Reise des Nu Jazz in die gleiche Epoche ein passendes Ambiente. Hin und wieder werden wir auch die große Halle von Landungsbrücken für größere Ensembles nutzen, wie es in der Vergangenheit auch schon vorkam.
Info
Alle Informationen zu der Konzertreihe finden Sie hier.
Marc Hofmann und Stephan Enders © Layla Behme
Stephan Enders: Neu ist die stärkere Einbeziehung junger Bands und Projekte. Wir haben seit 2016 gute Erfahrungen mit dem Qualitätsniveau von Studierenden der HfmdK und der Musikhochschule Mainz gemacht und wollen dies mit weiteren Bands nicht nur aus der Rhein-Main-Region sondern aus ganz Deutschland ergänzen.
Ein- oder zweimal im Jahr möchten wir auch Bands und Projekte aus anderen Ländern Europas einladen. Wir sehen das Ganze gewissermaßen als ein kleines Feldexperiment. Und wollen der (Nach)-Frage zuarbeiten, wo die Wünsche und Bedürfnisse der Musiker*innen, aber auch des Publikums liegen, um Jazz in Frankfurt noch sichtbarer zu machen.
Innovation und Improvisation. Akademischer Jazz trifft auf Nu Jazz trifft auf frische Club Sounds. Ist das das Rezept?
Marc Hofmann: Dies zeigt, was wir vorhaben, welches Spektrum bei „Jazz in der Milchsackfabrik“ in Zukunft zu finden sein wird. In vielen Genres, gerade im Jazz, ist seit einigen Jahren ein wesentlich lockerer Umgang innerhalb der Grenzen der eigenen Musik erkennbar und die Grenzen werden zunehmend fließender und unüberschaubarer.
Wir legen hierbei einen großen Wert auf die Kontextualisierung und das Hinterfragen dieser Grenzen. Wo kommen die Einflüsse her? Was sind die Einflüsse und wer hat sie wann geprägt? In dieser Hinsicht ist musikalisch alles möglich. Und wir wollen mit einem gewissen Bildungsauftrag vorweggehen.
Zudem ist von einem neuen Anstrich im Look und Design der Poster und Flyer die Rede. Und von zeitgemäßen Social-Media-Aktivitäten. Wie wichtig ist es, sich da neu aufzustellen?
Stephan Enders: Um die nachgewachsenen jüngeren Zielgruppen anzusprechen, ist es uns wichtig, bei den Werbemitteln einen frischen zeitgemäßen Auftritt hinzulegen. Hinsichtlich der Frage des Kontextes und der lokalen Rolle von zeitgenössischem Jazz, ist es genauso notwendig, diese Herangehensweise den Rezipienten visuell zu vermitteln.
Was für ein Publikum habt ihr im Auge?
Marc Hofmann: Von jung bis alt. Publikum aus dem gesamten Rhein-Main-Gebiet möchten wir mit unserem qualitativ hochwertigen Programm ansprechen. Doch wir sehen es als besondere Herausforderung, die Altersgruppe unter 25 Jahren für unsere Angebote zu interessieren. Ein vorgestelltes Ziel ist es, ein möglichst breites, Jazz-fremdes, aber musikaffines Publikum zu erreichen und dieses für Jazz zu begeistern.
Dabei sind wir davon überzeugt, dass Jazzkonzerte eine wunderschöne Option sind, um unter der Woche die Energie zu spüren, die viele am Wochenende auf elektronischen Partys suchen. Und diese Energie für ein sehr junges Publikum ab 16 Jahren bis ins hohe Alter anbieten zu können, ist schon ein sehr schöner Gedanke.
Ihr startet mit dem SH4iKH Quartett am 27. März, es folgt im April das neue Projekt von Max Clouth. Kann man an deren Musik festmachen, wie ihr in Zukunft „Jazz in der Milchsackfabrik" definieren wollt?
Stephan Enders: Im Mai folgt das JLF Project mit drei Musikern von der HfmdK. Diese drei Konzerte zeigen schon, um was es uns geht – ergänzt noch mit überregionalen und internationalen Bands. Gerade die arabischen und indischen Einflüsse der oben genannten in einem Spannungsfeld aus energetischem Contemporary, elektronischen Synthesizern und spirituell beeinflusster Weltmusik zeigen sehr gut, in welchem Feld wir uns bewegen wollen.
Marc Hofmann: Die drei Jungmusiker von JLF Projekt, welche am 22. Mai unsere Gäste sein werden, fügen dieser Bandbreite noch die frische Jugendlichkeit von tanzbaren, meist improvisierten Stücken hinzu. Weibliche Einflüsse aus Jazz, RnB und Soul dürfen natürlich in Zukunft auch nicht fehlen.
Was macht die Location aus und wodurch ist sie prädestiniert für eure Pläne?
Stephan Enders: In der ehemaligen Druckfarbenfabrik haben wir mehrere Räume zur Verfügung und können mit einer hochwertigen technischen Ausstattung für perfekten Klang sorgen. Die Konzertabende werden mit zusätzlicher Raumgestaltung ein Ambiente wie in den 90ern bieten.
Marc Hofmann: Nicht zu vergessen ist, dass die Milchsackfabrik ja nicht nur Jazz und das Theater Landungsbrücken beherbergt, sondern auch die Clubs Tanzhaus West und Dora Brilliant mit ihrer elektronischen Tanzmusik. Dessen großen Raum können wir für unsere Konzerte bespielen und die imposant hohen Decken, die raue Beschaffenheit und der ausbalancierte Klang sorgen schon für einen gewissen Reiz.
Mit seinen Anfängen in den Neunzigern, bietet er unseren Fragen und der Reise des Nu Jazz in die gleiche Epoche ein passendes Ambiente. Hin und wieder werden wir auch die große Halle von Landungsbrücken für größere Ensembles nutzen, wie es in der Vergangenheit auch schon vorkam.
Alle Informationen zu der Konzertreihe finden Sie hier.
Marc Hofmann und Stephan Enders © Layla Behme
22. März 2024, 14.30 Uhr
Detlef Kinsler
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. Mehr von Detlef
Kinsler >>
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25. November 2024
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