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Insolvenz des Stroemfeld Verlags

Ein bitterer Verlust für die Literaturstadt Frankfurt

Eine Frankfurter Institution musste Insolvenz anmelden: Der Buchverlag Stroemfeld/Roter Stern, der von Karl Dietrich Wolff gegründet wurde, steht vor dem Aus. Es ist ein großer Verlust für die Literaturstadt Frankfurt.
Karl Dietrich Wolff, von allen nur KD Wolff genannt, ist kein gewöhnlicher Verleger. Er ist eine Institution, die die wechselvolle Geschichte der Bundesrepublik seit den frühen 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts begleitet, mitgestaltet, vor allem aber mit einem theoretischen Fundament ausgestattet hat. Demnach ist Wolffs Verlag, der 1970 gegründete und in der Holzhausenstraße angesiedelte Verlag Stroemfeld/Roter Stern, auch kein gewöhnlicher Verlag. Um das Verlagsprogramm zu erklären, muss man Wolffs Biografie heranziehen, die in Frankfurt quasi schon zur Stadtgeschichte gehört: In Marburg geboren, Vorsitzender des SDS in den bewegten Jahren 1967 bis 1968, seit 1970 Verleger und politischer Aktivist. Dass der Stroemfeld Verlag nun Insolvenz anmelden musste und aus diesem Grund diverse ungemein bedeutsame editorische Projekte massiv in Frage gestellt sind, ist zum einen katastrophal für jedes einzelne dieser Vorhaben, aber auch ein Alarmsignal für eine ganze Reihe von unabhängigen Kleinverlagen, die in den vergangenen Jahren massiv unter wirtschaftlichen Druck geraten sind.

Die Ursachen dafür sind vielfältig: Zum einen ist es der in den vergangenen Wochen massiv diskutierte Einbruch bei den Leserzahlen, die dem Buchhandel und den Verlagen zu schaffen macht. Zum anderen sind Rückzahlungsforderungen der VG Wort, die Großverlage leichter kompensieren können, für einen ohnehin stets am Rand der finanziellen Möglichkeiten balancierenden Verlag wie Stroemfeld schwer zu verkraften. Und drittens, und das ist ein eher spezifisches Problem der Ausrichtung von Stroemfeld, sind aufwendige und auch im Verkaufspreis teure Projekte wie die sich seit 1995 im Aufbau befindliche Kafka-Gesamtausgabe, die sich in erster Linie an Universitätsbibliotheken und akademische Kreise richtete, heute in weit geringerem Maß verkäuflich als noch vor 20 oder gar 30 Jahren. Man denke an die 1975 gestartete und 2008 vollendete, zwanzigbändige historisch-kritische Ausgabe der Werke Hölderlins. Projekte wie dieses haben stets Förderer gebraucht, und KD Wolff war ein Meister im Geldauftreiben. Wolff musste heranschaffen, und er konnte das. Ob betteln demütigend sei, wurde er vor Jahren einmal gefragt. Nein, so die Antwort, man lerne dabei ja auch immer neue Leute kennen.

Aber auch diese Könnerschaft, so zeigt sich jetzt, hat offenbar ihre Grenzen, wenn die Rahmenbedingungen sich so drastisch verschärfen wie in den vergangenen Jahren. KD Wolff, so schreibt es die Süddeutsche Zeitung, mit der Veröffentlichung von Monumentalwerken wie Klaus Theweleits „Männerphantasien“, aber eben auch mit den Kleist-, Trakl- oder Robert-Walser-Gesamtausgaben „das Verständnis von Edieren, Lesen, von Werk und Autor“ verändert. Ganz zu schweigen davon, dass der Stroemfeld Verlag der Verlag des 2013 verstorbenen Peter Kurzeck war. Wer nun dessen gigantischen und unübersichtlichen Nachlass ordnet und herausgibt, ist ebenfalls unklar. Nicht nur, aber auch darum, ist die Insolvenz des Stroemfeld Verlags ein bitterer Verlust für die Literaturstadt Frankfurt.
 
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10. September 2018, 10.19 Uhr
cs
 
 
 
 
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