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Historisches Museum
Barbara Klemm - die Beobachterin Frankfurts
Das Historische Museum Frankfurt zeigt 250 Fotografien von Barbara Klemm. Es ist die erste große Ausstellung ihrer Frankfurt-Bilder, die teils noch nie gedruckt oder öffentlich gezeigt wurden.
Was macht ein gutes Bild für sie aus? Barbara Klemm muss nicht lange nachdenken. „Es ist vor allem die Bildkomposition, manchmal muss man sehr schnell reagieren.“ Und vor allem beweglich sein. Das Foto von 1981, auf dem sich Startbahn-Gegner und Polizisten unversöhnlich gegenüberstehen und das zu einem Symbolbild für die Auseinandersetzungen wurde, hat sie vom Dach eines VW-Busses gemacht. Wie choreografiert stehen die weiß-behelmten Ordnungshüter auf der linken Seite, durch einen Graben getrennt von den Demonstranten auf der rechten Bild-Seite.
Oder das Foto der feisten NPD-Ordner vor dem Cantate-Saal, das zunächst ihr Arbeitgeber, die Frankfurter Allgemeine Zeitung am 28. Juli 1969 abdruckte und das daraufhin Spiegel, Paris Match und Observer übernommen wurde. Es ist ein Beispiel für die Wirkungsmacht, die Bilder entfalten können. Die Momentaufnahme trug maßgeblich dazu bei, dass die NPD an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterte. Es sind diese Bilder, die Barbara Klemm zur bekanntesten deutschen Bildreporterin machten.
Barbara Klemm - das Bildgedächtnis der Deutschen
Sie ist das Bildgedächtnis der Deutschen, sagt Jan Gerchow, Direktor des Historischen Museums. Zwar habe Barbara Klemm ihre Anfänge als Reportagefotografin in Frankfurt gehabt, aber noch nie seien ihre Frankfurter Fotografien in einer Ausstellung versammelt gewesen, und das ist wirklich erstaunlich. Barbara Klemm habe daran gezweifelt, genug Fotos für eine Frankfurt-Ausstellung zu haben, berichtet Gerchow. Nun, es sind dann doch einige zusammengekommen, sagt Klemm. Unter den ausgestellten Fotos sind zahlreiche, die noch nie gedruckt oder öffentlich gezeigt wurden. Wie ist ihr Blick heute auf die Stadt? Frankfurt habe sich immer weiter zum Besseren entwickelt, meint sie.
Im Bild: Barbara Klemm und Jan Gerchow @Wolfram Ziltz
Als sie 1959 – Barbara Klemm war damals 20 – in die Stadt kam, habe es teilweise sehr traurig ausgesehen. Nach der Arbeit streifte sie mit ihrer Kamera durchs Gallus und fotografierte Schaufenster und Menschen bei der Arbeit. Stets mit großem Respekt und Zurückhaltung nähert sie sich ihren Motiven und mit dieser Annäherung gelangen ihr später einzigartige Zeitdokumente. Ihr Geheimnis? „Ich war stets unauffällig, habe kein großes Objektiv herumgetragen, sondern nur eine Tasche.“ Im Ausland habe man sie in Ländern, wo das Fotografieren problematisch war, für eine Touristin gehalten.
Fotos von Adorno und Horkheimer machten Barbara Klemm überregional bekannt
Von 1970 bis 2005 arbeitete Barbara Klemm als Redaktionsfotografin für die Frankfurter Allgemeine Zeitung und war zuständig für Politik und Kultur. Ihre Einsätze führte sie in die ganze Welt. In Frankfurt fotografierte sie, wenn die Stadt Schauplatz von großen Kulturereignissen wurde. So machte sie zum Beispiel 1972 im Hauptbahnhof ein Foto von Alfred Hitchcock, der auf einem Regiestuhl auf einer Europalette zu thronen scheint. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit wurde die Dokumentation der Studentenproteste und Hausbesetzungen. „Durch Leo, meinen Mann, der damals Medizin studierte, habe ich schon früh die Studentenbewegung erlebt, das hat mich politisiert.“ Am 31. Januar 1969 fotografierte sie Theodor W. Adorno im Institut für Sozialforschung mit Polizisten und Studierenden. Die Fotos von Adorno und Horkheimer machten sie überregional und international bekannt. Die FAZ bot ihr daraufhin die Stelle an.
Das offene Interesse für Menschen, die empathische Haltung und das sichere Gespür für den Augenblick zeichnen ihr Werk aus, sagt Gerchow. Sie selbst sieht sich vielmehr als „teilnehmende Beobachterin“. Fotografiert hat sie ihr ganzes Leben lang konsequent in Schwarz-Weiß, abgezogen hat sie ihre Fotografien selbst – auf Barytpapier. Auch beim Presserundgang hat sie ihre Kamera, eine Leica, stets dabei, obwohl sie diesmal auf der anderen Seite steht und selbst Gegenstand des Interesses ist. Welches ist ihr Lieblingsort in Frankfurt? „Keine Frage, der Opernplatz. Für mich ist er der schönste Platz der Stadt.“
Info
„Barbara Klemm – Frankfurt Bilder“, 9. November bis 1. April 2024, Historisches Museum Frankfurt, www.historisches-museum-frankfurt.de
Oder das Foto der feisten NPD-Ordner vor dem Cantate-Saal, das zunächst ihr Arbeitgeber, die Frankfurter Allgemeine Zeitung am 28. Juli 1969 abdruckte und das daraufhin Spiegel, Paris Match und Observer übernommen wurde. Es ist ein Beispiel für die Wirkungsmacht, die Bilder entfalten können. Die Momentaufnahme trug maßgeblich dazu bei, dass die NPD an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterte. Es sind diese Bilder, die Barbara Klemm zur bekanntesten deutschen Bildreporterin machten.
Barbara Klemm - das Bildgedächtnis der Deutschen
Sie ist das Bildgedächtnis der Deutschen, sagt Jan Gerchow, Direktor des Historischen Museums. Zwar habe Barbara Klemm ihre Anfänge als Reportagefotografin in Frankfurt gehabt, aber noch nie seien ihre Frankfurter Fotografien in einer Ausstellung versammelt gewesen, und das ist wirklich erstaunlich. Barbara Klemm habe daran gezweifelt, genug Fotos für eine Frankfurt-Ausstellung zu haben, berichtet Gerchow. Nun, es sind dann doch einige zusammengekommen, sagt Klemm. Unter den ausgestellten Fotos sind zahlreiche, die noch nie gedruckt oder öffentlich gezeigt wurden. Wie ist ihr Blick heute auf die Stadt? Frankfurt habe sich immer weiter zum Besseren entwickelt, meint sie.
Im Bild: Barbara Klemm und Jan Gerchow @Wolfram Ziltz
Als sie 1959 – Barbara Klemm war damals 20 – in die Stadt kam, habe es teilweise sehr traurig ausgesehen. Nach der Arbeit streifte sie mit ihrer Kamera durchs Gallus und fotografierte Schaufenster und Menschen bei der Arbeit. Stets mit großem Respekt und Zurückhaltung nähert sie sich ihren Motiven und mit dieser Annäherung gelangen ihr später einzigartige Zeitdokumente. Ihr Geheimnis? „Ich war stets unauffällig, habe kein großes Objektiv herumgetragen, sondern nur eine Tasche.“ Im Ausland habe man sie in Ländern, wo das Fotografieren problematisch war, für eine Touristin gehalten.
Von 1970 bis 2005 arbeitete Barbara Klemm als Redaktionsfotografin für die Frankfurter Allgemeine Zeitung und war zuständig für Politik und Kultur. Ihre Einsätze führte sie in die ganze Welt. In Frankfurt fotografierte sie, wenn die Stadt Schauplatz von großen Kulturereignissen wurde. So machte sie zum Beispiel 1972 im Hauptbahnhof ein Foto von Alfred Hitchcock, der auf einem Regiestuhl auf einer Europalette zu thronen scheint. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit wurde die Dokumentation der Studentenproteste und Hausbesetzungen. „Durch Leo, meinen Mann, der damals Medizin studierte, habe ich schon früh die Studentenbewegung erlebt, das hat mich politisiert.“ Am 31. Januar 1969 fotografierte sie Theodor W. Adorno im Institut für Sozialforschung mit Polizisten und Studierenden. Die Fotos von Adorno und Horkheimer machten sie überregional und international bekannt. Die FAZ bot ihr daraufhin die Stelle an.
Das offene Interesse für Menschen, die empathische Haltung und das sichere Gespür für den Augenblick zeichnen ihr Werk aus, sagt Gerchow. Sie selbst sieht sich vielmehr als „teilnehmende Beobachterin“. Fotografiert hat sie ihr ganzes Leben lang konsequent in Schwarz-Weiß, abgezogen hat sie ihre Fotografien selbst – auf Barytpapier. Auch beim Presserundgang hat sie ihre Kamera, eine Leica, stets dabei, obwohl sie diesmal auf der anderen Seite steht und selbst Gegenstand des Interesses ist. Welches ist ihr Lieblingsort in Frankfurt? „Keine Frage, der Opernplatz. Für mich ist er der schönste Platz der Stadt.“
„Barbara Klemm – Frankfurt Bilder“, 9. November bis 1. April 2024, Historisches Museum Frankfurt, www.historisches-museum-frankfurt.de
8. November 2023, 12.14 Uhr
Jasmin Schülke
Jasmin Schülke
Studium der Publizistik und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2021 Chefredakteurin beim Journal Frankfurt. Mehr von Jasmin
Schülke >>
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