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Fotokunst

Vergänglichkeit am Frankfurter Brennpunkt

Bezahlbarer Wohnraum, Leerstand, Verkehrspolitik, Kulturcampus, Neubau Städtische Bühnen, Begrünung, Klimawandel: Politisch kommt die Fotoausstellung von Wolfram Ziltz daher, die sich für die Schau den besten Ort gewählt hat: das Skyline Plaza.
Manches wird verschwinden, anderes ist bereits verschwunden und wieder anderes steht in der Gefahr, für ewig aus unserer Landkarte wegradiert zu werden. Oder bewegen sich die, das oder es auch nur von einem Ort zum nächsten?

Existenzielle Fragen, mit denen sich die Fotoausstellung von Wolfram Ziltz beschäftigt. Es sind Fotografien, die auf den ersten Blick nicht verraten, was hier als vergangen, vergänglich oder gar gefährdet festgehalten wurde. Scharfe Linien, starke Farben, eingefangene Stimmungen lassen erahnen – nicht bei allen Bildern –, um welches Objekt es sich handeln könnte. Unschärfe sozusagen als Prinzip, die etwa (Spoiler) auf einem großflächigen Bild das alte Polizeipräsidium erkennen lässt. Wie lange nun steht es leer, wird für Führungen und kulturelle Events genutzt? Die Fläche ist eigentlich längst verplant, doch was heißt das schon in einem Investmenteldorado wie Frankfurt?

„DIS/appear“: Wie ist es um unsere Demokratie bestellt?

Oder das scharfkantige Gebäude, verwaschen unter stahlblauem Himmel. Das kann nur der kürzlich geschlossene Kaufhof beziehungsweise Karstadt beziehungsweise Woolworth (einst Nähe Post und unweit des Kaufhaus Schneider) sein. Die Zeil könnte man durchaus als Blaupause der Vergänglichkeit betrachten.

Doch was ist das mit der Paulskirche? Weniger verwischt als andere Fotografien, schließlich feiert Frankfurt sich selbst seit Monaten als Wiege der Demokratie. Nur, wie ist es aktuell um die bestellt, wenn beispielsweise die AfD in Umfragen höhere Werte erzielt als die SPD oder die Grünen? Wenn sich der Diskurs gen rechts verschiebt, um die sogenannten Unzufriedenen nicht zu verprellen? Das Gebäude wird bestehen – doch mit was wird es gefüllt?

„DIS/appear“ im Skyline Plaza: Philosophischer Spaziergang durch die Frankfurter Stadtgeschichte


„DIS/appear“ nennt Ziltz mehrdeutig die Schau und lässt die Besucher darüber sinnieren, warum es nun dies oder das in die Auswahl geschafft hat – die übrigens nur aus Frankfurter Objekten besteht. Es ist entsprechend ein kleiner philosophischer Spaziergang durch die Frankfurter Stadtgeschichte: „Bezahlbarer Wohnraum, Leerstand, Verkehrspolitik, Kulturcampus, Neubau Städtische Bühnen, Begrünung, Klimawandel – unsere Metropole im Herzen von Europa wird sich neu erfinden müssen“, erklärt Ziltz selbst sein Projekt.

Das ist sicherlich das Hauptanliegen. Doch tatsächlich ist es auch ein Spaziergang durch das Skyline Plaza, wo Ziltz seine Fotografien ausstellt. Und an dieser Stelle fragt man sich: Kann es Zufall sein? Gerade in dem Einkaufcenter am östlichen Ende der Europaallee ist die Fluktuation Teil des Geschäfts, ein Kommen und Gehen der Läden – halten kann sich langfristig hier nur, wer die existentiellen Bedürfnisse in der näheren Umgebung berücksichtigt.

Leerstand in Frankfurt der Kunst widmen

Insofern ist es eine durchaus nachahmenswerte Idee, Leerstand in Gestalt des „Transit Art Space“ der Kunst zur Verfügung zu stellen. Dass hier inhaltlich eins ins andere greift, macht die Ausstellung „DIS/appear“ tatsächlich zu einer lebensnahen Schau in einem der Frankfurter Brennpunkte. Und hier ist das vergängliche Drumherum mit eingepreist.

Info________________________
Fotografien von Wolfram Ziltz
Transit Art Space / Popup-Galerie / 1.Stock / Europa-Allee 6 / 60327 Frankfurt

Wolfram Ziltz ist Jahrgang 1961 und waschechter „Frankfurter Bub“. Er lebt und arbeitet in Frankfurt und Berlin.
 
Fotogalerie:
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20. Juli 2023, 13.00 Uhr
Katja Thorwarth
 
Katja Thorwarth
Die gebürtige Frankfurterin studierte an der Goethe-Uni Soziologie, Politik und Sozialpsychologie. Ihre journalistischen Schwerpunkte sind Politik, politisches Feuilleton und Meinung. Seit März 2023 Leitung online beim JOURNAL FRANKFURT. – Mehr von Katja Thorwarth >>
 
 
 
 
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