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„Ein Fest so schön wie notwendig“
El Barrio de Europa: Fest und temporäres Stadtviertel im Metzlerpark
Während am letzten Augustwochenende das Museumsuferfest tobt, gibt es parallel, aber autonom im Metzlerpark mit dem „El Barrio de Europa“ ein Fest der kulturellen Vielfalt. Das JOURNAL sprach mit den Veranstaltern.
JOURNAL: Seit wann gibt es El Barrio und wie oft habt ihr es bis dato realisiert?
El Barrio de Europa: Das Musik- und Kulturfestival El Barrio de Europa fand zum ersten Mal im August 2017 statt. Seitdem konnten wir es jedes Jahr realisieren - außer 2020.
Welche Idee liegt El Barrio zugrunde?
Inspiriert von lateinamerikanischen Barrios, „barrio“ ist spanisch für „Viertel“, errichten wir vom 25. bis 28. August im Metzlerpark rund um das Museum Angewandte Kunst ein temporäres Stadtviertel, in dem ein großes Fest stattfindet. Auf zwei Bühnen treten Bands und DJs auf, es gibt Essens- und Getränkestände und einen Ort für gesellschaftlichen Dialog. Das Festival ist frei zugänglich und alle sind eingeladen, Teil dieses neuen Barrios mitten in Europa zu sein.
Jeder ist im Barrio willkommen
Wie sieht eure Vision eines Ortes aus, wo man am besten zusammenleben kann?
Mit El Barrio de Europa wollen wir einen Ort schaffen, an dem Menschen verschiedener Hintergründe und Prägungen zusammenkommen und sich mit Respekt und Interesse begegnen. Wir sehen kulturelle Vielfalt nicht als Problem oder Herausforderung, sondern als Reichtum an, aus dem wir alle schöpfen können, wenn Intention und Einstellung stimmen.
Diese Art des Zusammenlebens erscheint uns nicht nur als erstrebenswert und schön, sondern aufgrund der sich rapide verändernden Lebensverhältnisse im 21. Jahrhundert auch als notwendig. Die Herausforderungen, vor denen wir als globale Gemeinschaft stehen, können wir nur lösen, wenn wir alle Kulturen mit einbeziehen.
Welche Partner realisieren das temporäre Stadtviertel?
El Barrio de Europa wird organisiert von der Musikbar AMP, dem Restaurant Emma Metzler und dem Kulturverein Jazz Montez, in Kooperation mit dem Museum Angewandte Kunst. Für die Gestaltung zeichnet die Kreativagentur Nonot verantwortlich.
El Barrio de Europa als Ort der Begegnung
Wie hat sich El Barrio über die Jahre entwickelt?
Seit 2018 ist El Barrio jedes Jahr größer und in der Organisation anspruchsvoller geworden. 2020, kurz vor Corona, haben wir zusätzlich das Museum Angewandte Kunst zum Open House gemacht, mit vielen Liveperformances, Konzerten und Parties über zwei Wochen in den Museumshallen.
Gibt es eine klare künstlerische Ausrichtung, was die Livemusik/die DJs betrifft?
Das musikalische Programm von El Barrio steht an der Schnittstelle zwischen Jazz-beeinflusster Livemusik, elektronischer Musik und dem, was man Weltmusik nennt. Insbesondere Künstler:innen aus afrikanischen, asiatischen oder lateinamerikanischen Kulturen, die in Europa nicht sehr häufig in Erscheinung treten, bekommen bei El Barrio eine Plattform, um dem Frankfurter Publikum frische Impulse zu geben.
Frische Impulse für das Frankfurter Publikum
Gibt es ein klares Zielpublikum?
Wir laden alle Menschen aus Frankfurt und Umgebung ein, am letzten Augustwochenende Teil des temporären Stadtviertels zu werden. Alle werden sich bei uns wohlfühlen und mit neuen Inspirationen nach Hause gehen. El Barrio spricht insbesondere Menschen an, die ein Interesse an zeitgenössischer, globaler Kultur, an Gestaltung und an Musik haben.
Ich denke der Grund, dass es am selben Wochenende wie das Museumsuferfest (MUF) stattfindet, liegt mit darin begründet, die Anwohner und die Infrastruktur nicht an einem Extratermin noch einmal zu „belasten“. Ist es euch wichtig, nicht mit dem MUF in Verbindung gebracht zu werden, ist der Termin insofern optimal, weil man so einen Gegenentwurf zum Volksfest vorstellen kann?
Als der Direktor des Museums Angewandte Kunst Matthias Wagner K uns gefragt hat, ob wir am Wochenende des Museumsuferfestes das Programm im Metzlerpark gestalten wollen, hat uns diese Chance sofort gereizt. Wir sind selbst Frankfurter und mit dem MUF sozialisiert, den wir als Ort kennengelernt haben, wo es ein interessantes kulturelles Programm gab. Und wir haben nach wie vor großen Respekt vor der Leistung, ein solch großes Volksfest wie das Museumsuferfest zu organisieren.
El Barrio sehen wir nicht als Gegenentwurf, sondern als Chance, ein Programm zu gestalten und eine Atmosphäre zu kreieren, die wir selbst interessant und inspirierend finden. Und nach fünf Festival-Editionen können wir festhalten, dass viele Frankfurterinnen und Frankfurter die Möglichkeit sehr schätzen, ein paar Schritte neben der Bratwurstbude in eine andere kulturelle Welt einzutauchen.
Keine Konkurrenz zum Museumsuferfest
Ein Wort zum Angebot des Food Courts.
Für den Food Court ist Anton de Bruyn, Chef des Restaurants Emma Metzler, verantwortlich. Das kulinarische Angebot von 2023 wird in den nächsten Wochen bekanntgegeben.
Wie sieht die Coop mit der Bewerbung Frankfurts für das World Design Capital aus?
Frankfurt will 2026 World Design Capital werden. Dafür bewirbt sich die Stadt mit dem Programm „Design for Democracy. Atmospheres for a better life“. Dieses Motto und die Zielrichtung, neue Arten des Zusammenlebens demokratisch zu gestalten, passt perfekt zum Anspruch von El Barrio de Europa. Die Bewerbung zum World Design Capital wird in diesem Jahr auf dem Festivalgelände mit einem Informationsstand und interaktiven Formaten zum Thema gemacht.
Kooperation mit Bewerbung Frankfurts zur World Design Capital
Wie finanziert man ein solches Event, wie findet man Partner und Sponsoren?
El Barrio de Europa finanziert sich jedes Jahr aufs Neue, was vor allem in diesem Jahr zu einer großen Herausforderung geworden ist. In den letzten zwei Jahren konnte das Festival dank der Unterstützung der Initiative Musik im Rahmen von Neustart Kultur eine neue Qualität erreichen. Doch selbst dann war El Barrio nicht profitabel, weil wir die Fördermittel in die Honorare der Künstler:innen, die spektakuläre Bühne, das Personal und die Infrastruktur investiert haben.
Jetzt ist das entsprechende Förderprogramm ausgelaufen und unsere Anträge bei anderen öffentlichen Fördertöpfen, unter anderem bei der Stadt Frankfurt, hatten keinen Erfolg. Das hat uns ziemlich frustriert. Wir haben dann vermehrt potenzielle Partner aus der Industrie angesprochen. Doch auch hier ist die Bereitschaft des Sponsorings aufgrund der gesamtwirtschaftlichen und -politischen Lage wenig ausgeprägt. Darunter leiden nicht nur wir, sondern viele weitere Kulturveranstaltungen ohne institutionelle Förderung.
Wir hoffen dieses Jahr mehr denn je auf gutes Wetter und den Durst der Besucher:innen. Doch auch das beste Ergebnis an den Essens- und Getränkeständen wird nur einen kleinen Teil der Gesamtkosten decken können. El Barrio wird in Frankfurt nur eine Zukunft haben, wenn es uns schnell gelingt, langfristige Förderer und Unterstützer zu finden.
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Das Team aus der Musikbar AMP, dem Restaurant Emma Metzler und dem Kulturverein Jazz Montez, in Kooperation mit dem Museum Angewandte Kunst und der Kreativagentur Nonot für die Gestaltung versteht sich als Kollektiv und hat deshalb die Antworten gemeinsam formuliert.
>> El Barrio der Europa, Ffm, Metzlerpark, Museum Angewandte Kunst, 25.8., 18 Uhr, 26.8. und 27.8., ab 14 Uhr, Eintritt frei.
El Barrio de Europa: Das Musik- und Kulturfestival El Barrio de Europa fand zum ersten Mal im August 2017 statt. Seitdem konnten wir es jedes Jahr realisieren - außer 2020.
Welche Idee liegt El Barrio zugrunde?
Inspiriert von lateinamerikanischen Barrios, „barrio“ ist spanisch für „Viertel“, errichten wir vom 25. bis 28. August im Metzlerpark rund um das Museum Angewandte Kunst ein temporäres Stadtviertel, in dem ein großes Fest stattfindet. Auf zwei Bühnen treten Bands und DJs auf, es gibt Essens- und Getränkestände und einen Ort für gesellschaftlichen Dialog. Das Festival ist frei zugänglich und alle sind eingeladen, Teil dieses neuen Barrios mitten in Europa zu sein.
Wie sieht eure Vision eines Ortes aus, wo man am besten zusammenleben kann?
Mit El Barrio de Europa wollen wir einen Ort schaffen, an dem Menschen verschiedener Hintergründe und Prägungen zusammenkommen und sich mit Respekt und Interesse begegnen. Wir sehen kulturelle Vielfalt nicht als Problem oder Herausforderung, sondern als Reichtum an, aus dem wir alle schöpfen können, wenn Intention und Einstellung stimmen.
Diese Art des Zusammenlebens erscheint uns nicht nur als erstrebenswert und schön, sondern aufgrund der sich rapide verändernden Lebensverhältnisse im 21. Jahrhundert auch als notwendig. Die Herausforderungen, vor denen wir als globale Gemeinschaft stehen, können wir nur lösen, wenn wir alle Kulturen mit einbeziehen.
Welche Partner realisieren das temporäre Stadtviertel?
El Barrio de Europa wird organisiert von der Musikbar AMP, dem Restaurant Emma Metzler und dem Kulturverein Jazz Montez, in Kooperation mit dem Museum Angewandte Kunst. Für die Gestaltung zeichnet die Kreativagentur Nonot verantwortlich.
Wie hat sich El Barrio über die Jahre entwickelt?
Seit 2018 ist El Barrio jedes Jahr größer und in der Organisation anspruchsvoller geworden. 2020, kurz vor Corona, haben wir zusätzlich das Museum Angewandte Kunst zum Open House gemacht, mit vielen Liveperformances, Konzerten und Parties über zwei Wochen in den Museumshallen.
Gibt es eine klare künstlerische Ausrichtung, was die Livemusik/die DJs betrifft?
Das musikalische Programm von El Barrio steht an der Schnittstelle zwischen Jazz-beeinflusster Livemusik, elektronischer Musik und dem, was man Weltmusik nennt. Insbesondere Künstler:innen aus afrikanischen, asiatischen oder lateinamerikanischen Kulturen, die in Europa nicht sehr häufig in Erscheinung treten, bekommen bei El Barrio eine Plattform, um dem Frankfurter Publikum frische Impulse zu geben.
Gibt es ein klares Zielpublikum?
Wir laden alle Menschen aus Frankfurt und Umgebung ein, am letzten Augustwochenende Teil des temporären Stadtviertels zu werden. Alle werden sich bei uns wohlfühlen und mit neuen Inspirationen nach Hause gehen. El Barrio spricht insbesondere Menschen an, die ein Interesse an zeitgenössischer, globaler Kultur, an Gestaltung und an Musik haben.
Ich denke der Grund, dass es am selben Wochenende wie das Museumsuferfest (MUF) stattfindet, liegt mit darin begründet, die Anwohner und die Infrastruktur nicht an einem Extratermin noch einmal zu „belasten“. Ist es euch wichtig, nicht mit dem MUF in Verbindung gebracht zu werden, ist der Termin insofern optimal, weil man so einen Gegenentwurf zum Volksfest vorstellen kann?
Als der Direktor des Museums Angewandte Kunst Matthias Wagner K uns gefragt hat, ob wir am Wochenende des Museumsuferfestes das Programm im Metzlerpark gestalten wollen, hat uns diese Chance sofort gereizt. Wir sind selbst Frankfurter und mit dem MUF sozialisiert, den wir als Ort kennengelernt haben, wo es ein interessantes kulturelles Programm gab. Und wir haben nach wie vor großen Respekt vor der Leistung, ein solch großes Volksfest wie das Museumsuferfest zu organisieren.
El Barrio sehen wir nicht als Gegenentwurf, sondern als Chance, ein Programm zu gestalten und eine Atmosphäre zu kreieren, die wir selbst interessant und inspirierend finden. Und nach fünf Festival-Editionen können wir festhalten, dass viele Frankfurterinnen und Frankfurter die Möglichkeit sehr schätzen, ein paar Schritte neben der Bratwurstbude in eine andere kulturelle Welt einzutauchen.
Keine Konkurrenz zum Museumsuferfest
Ein Wort zum Angebot des Food Courts.
Für den Food Court ist Anton de Bruyn, Chef des Restaurants Emma Metzler, verantwortlich. Das kulinarische Angebot von 2023 wird in den nächsten Wochen bekanntgegeben.
Wie sieht die Coop mit der Bewerbung Frankfurts für das World Design Capital aus?
Frankfurt will 2026 World Design Capital werden. Dafür bewirbt sich die Stadt mit dem Programm „Design for Democracy. Atmospheres for a better life“. Dieses Motto und die Zielrichtung, neue Arten des Zusammenlebens demokratisch zu gestalten, passt perfekt zum Anspruch von El Barrio de Europa. Die Bewerbung zum World Design Capital wird in diesem Jahr auf dem Festivalgelände mit einem Informationsstand und interaktiven Formaten zum Thema gemacht.
Wie finanziert man ein solches Event, wie findet man Partner und Sponsoren?
El Barrio de Europa finanziert sich jedes Jahr aufs Neue, was vor allem in diesem Jahr zu einer großen Herausforderung geworden ist. In den letzten zwei Jahren konnte das Festival dank der Unterstützung der Initiative Musik im Rahmen von Neustart Kultur eine neue Qualität erreichen. Doch selbst dann war El Barrio nicht profitabel, weil wir die Fördermittel in die Honorare der Künstler:innen, die spektakuläre Bühne, das Personal und die Infrastruktur investiert haben.
Jetzt ist das entsprechende Förderprogramm ausgelaufen und unsere Anträge bei anderen öffentlichen Fördertöpfen, unter anderem bei der Stadt Frankfurt, hatten keinen Erfolg. Das hat uns ziemlich frustriert. Wir haben dann vermehrt potenzielle Partner aus der Industrie angesprochen. Doch auch hier ist die Bereitschaft des Sponsorings aufgrund der gesamtwirtschaftlichen und -politischen Lage wenig ausgeprägt. Darunter leiden nicht nur wir, sondern viele weitere Kulturveranstaltungen ohne institutionelle Förderung.
Wir hoffen dieses Jahr mehr denn je auf gutes Wetter und den Durst der Besucher:innen. Doch auch das beste Ergebnis an den Essens- und Getränkeständen wird nur einen kleinen Teil der Gesamtkosten decken können. El Barrio wird in Frankfurt nur eine Zukunft haben, wenn es uns schnell gelingt, langfristige Förderer und Unterstützer zu finden.
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Das Team aus der Musikbar AMP, dem Restaurant Emma Metzler und dem Kulturverein Jazz Montez, in Kooperation mit dem Museum Angewandte Kunst und der Kreativagentur Nonot für die Gestaltung versteht sich als Kollektiv und hat deshalb die Antworten gemeinsam formuliert.
>> El Barrio der Europa, Ffm, Metzlerpark, Museum Angewandte Kunst, 25.8., 18 Uhr, 26.8. und 27.8., ab 14 Uhr, Eintritt frei.
4. August 2023, 11.45 Uhr
Detlef Kinsler
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. Mehr von Detlef
Kinsler >>
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