Dondorf-Druckerei

Streit um Druckerei: Nun schalten sich offenbar auch Mitarbeiter des MPIEA ein

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Die Kritik am geplanten Abriss der Dondorf-Druckerei nimmt nicht ab. Jetzt ist ein offener Brief von angeblichen Mitarbeitern des Max-Planck-Instituts aufgetaucht.

Till Geginat /

Die Kritik am Vorgehen des Max-Planck-Instituts für Empirische Ästhetik und der Goethe-Universität, die Dondorf-Druckerei abzureißen und einen neues Institutsgebäude zu bauen, wächst weiter. Am vergangenen Dienstag wurde unter anderem der FAZ ein offener Brief zugespielt, der angeblich von einigen Mitarbeitern des MPIEA verfasst wurde. Der AStA sowie die Initiative Dondorf-Druckerei haben den Brief auf ihren Internetseiten veröffentlicht.

Die Verfasser kritisieren das Vorgehen der Institutsleitung im Falle der Dondorf-Druckerei. Als ästhetisches Institut sollte es sensibel und verantwortungsbewusst mit kulturellen Artefakten umgehen. Dies geschehe im Umgang mit der ehemaligen Druckerei jedoch nicht: Der Abriss werde in der Öffentlichkeit als einzige Möglichkeit lanciert. Die Ankündigung, einen Teil der Fassade zu rekonstruieren, reduziere das Gebäude allein auf seine ästhetische Qualität.

Verfasser wollen keine Rekonstruktion

Vielmehr müsse das Gebäude in seiner kulturellen Breite erfasst werden: „Als Zeugnis jüdischer Geschichte, Industrie-, Arbeiter- und Universitätsgeschichte sowie nicht zuletzt als Ausbildungsstätte von Kunstpädagog:innen“, heißt es in dem Brief. Es stehe zu befürchten, dass der Neubau mit der Rekonstruktion nur eine „imaginierte Historizität“ hervorbringe wie in Frankfurts „Neuer Altstadt“, nur eine „Chimäre des vormals Bestehenden“.

Die Verfasser vermuten, dass die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) den Erhalt der Dondorf-Druckerei nie ernsthaft erwogen habe und die Festlegung auf das Dondorf-Areal ohne weitere Prüfung erfolgt sei, ob sich das alte Gebäude für eine Institutsnutzung eigne.

Auch seien sie selbst Teil der Frankfurter Stadtgesellschaft und hätten während der Besetzung den offenen Kulturraum in Anspruch genommen. Deshalb wollen sie auch weiterhin Teil des Kulturcampus werden, „aber nicht um jeden Preis“. Sie hoffen nun darauf, dass sich das Land Hessen, die Stadt und die MPG auf ein anderes Grundstück für das MPIEA einigen.

Unklar, ob Brief wirklich aus dem Institut stammt

Ein Dialog sowohl institutsintern als auch mit der MPG finde nicht statt, betonen sie. Aus diesem Grund hätten sie sich anonym an die Öffentlichkeit gewandt. Das Institut selbst gab der FAZ an, nur aus der Öffentlichkeit von dem Brief erfahren zu haben. Angezweifelt werde, ob wirklich Mitarbeiter dahinter stünden, etwa weil „inhaltliche Einzelheiten“ oder manche Begriffe untypisch für die Belegschaft seien. Eine Kontaktaufnahme mit den Briefschreibern hätte laut FAZ bisher kein Ergebnis geliefert.

Auf Anfrage erklärt ein Sprecher der Aktivistengruppe „DieDruckerei“, dass ihnen der Brief ebenfalls per Mail zugesandt wurde, ihnen bisher aber kein Kontakt mit den Urhebern gelungen sei. Die Aktivisten hielten die Druckerei vor wenigen Wochen besetzt, bis die Hochschule Strafanzeige stellte und das Gebäude von der Polizei räumen ließ. Die Türen und Fenster wurden wenig später zugemauert. Über den offenen Brief aus dem Institut freue man sich, gibt der Sprecher an, und deshalb suche man nun für eine mögliche Kooperation auch das Gespräch.

Weiterer offener Brief

Ein anderer offener Brief gibt den Aktivisten ebenfalls Rückendeckung. Die Frankfurter Gesellschaft für Neue Musik e.V. (fgnm) und die Koalition Freie Szene Frankfurt wollen laut Brief „den freien Kulturschaffenden in Frankfurt eine Stimme geben“. Einerseits sei sei der Umgang mit den Besetzern und die Vernachlässigung der örtlichen jüdischen Erinnerungskultur schockierend, heißt es. Und andererseits betonen sie die „von Experten zur Genüge dargestellte“ Klimaschädlichkeit eines Abrisses und die damit verbundene Intransparenz des MPIEA beziehungsweise des MPG.

Das MPIEA solle dazu eine Stellungnahme abgeben und die Besetzer entkriminalisieren, wird in dem Brief gefordert. Im Angesicht einer zunehmenden Gentrifizierung des Kunst- und Kultursektors habe die Situation der Druckerei einen „Nerv getroffen“: Räume, an denen Kunst frei entstehe könne, fehlen; so lasse der Kulturcampus weiter auf sich warten und die Hochschule für Musik und darstellende Kunst „platze aus allen Nähten“.

Freie Szene ist gesprächsbereit

Stattdessen würden Orte von „gesichtslosen Glasbauten“ eingenommen, die zwar als öffentlich gelten, aber wenig Inspiration für Künstler und Kunstinteressierte bieten würden. Die Beteiligung des MPIEA an dieser Praxis sei daher bedauerlich. Dennoch sind die beiden Organisationen bereit, auf das MPIEA zuzugehen. Um Kunst und Kultur für alle zu ermöglichen und nicht als „elitäre und exklusive“ Szene zu gelten, sei man für Gespräche über entsprechende Formate offen.

Till Geginat
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