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Die Abgründe der menschlichen Seele
Bilder auf Leben und Tod
Sie schäumen über vor Lebenskraft und blicken gleichzeitig in die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele: Die Schirn widmet den Bildern des französischen Großmeisters Théodore Géricault eine umfassende Ausstellung.
Mit aufgerissenem Mund, die Augen geweitet und die Hände zu Fäusten geballt empfängt die rechte der beiden monumentalen Steinfiguren den Besucher im ersten Raum der Ausstellung „Géricault – Bilder auf Leben und Tod“. Entblößt und in Ketten gelegt, liegt der Mann verrenkt und sich windend auf seinem Sockel. Als würde er sein sich aufbäumendes Gegenüber gar nicht wahrnehmen, starrt der linke Riese mit leerem Blick vor sich hin. Die Lippen leicht geöffnet liegt er dort halb bäuchlings, halb auf der Seite, versunken in einer Gedankenwelt, die dem Betrachter verschlossen bleibt. Grotesk wirken die beiden Gestalten, die so unterschiedlich sind und sich doch in ihrer Andersartigkeit ähneln. „Der melancholische Wahnsinn“ taufte Caius Gabriel Cibber sein um 1676 geschaffenes Werk. Er fertigte die beiden Skulpturen im Auftrag der Londoner Psychiatrie Bethlem, wo sie fortan den Eingang flankierten.
Wie ließe sich besser eine Ausstellung über das Œuvre des französischen Großmeisters Théodore Géricault einleiten? Seine Werke schäumen über vor Lebenskraft und blicken gleichzeitig in die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele. Abscheuliches wird in Ästhetisches übertragen, innere Bedrängnis wird äußerlich sichtbar, der Tod lebendig. Als erste deutsche Ausstellung setzt sich „Bilder auf Leben und Tod“ mit der ästhetischen Realität in Géricaults Werken auseinander und verzichtet dabei sowohl auf eine Überhöhung des Künstlers als auch auf Effekthascherei durch gekünstelten Horror. Rund 130 Werke fangen gleichermaßen physisches und psychisches Leiden ein und stellen den Betrachter vor die Frage: Wie weit dürfen Bilder gehen und welche Grenzen können und sollen sie überschreiten?
Vier Themenbereiche nähern sich sensibel dem Schrecken des Todes an, den Géricault in seinen genialen Bildern lebendig werden lässt. „Kämpfe“, „Körper“, „Köpfe“ und „Krise“ zeigen die Nüchternheit des Künstlers, mit der er sich psychologischen und sozialen Fragen widmete. Die Werke lösen sich von klassischer Ästhetik und lassen abgetrennte Gliedmaßen ebenso kraftvoll und lebendig wirken, wie zwei Männer bei einem Boxkampf. Géricaults Kunst ist vor allem eines: Eine Studie des modernen Menschen. Er geht auf die Suche nach dem Ursprung psychischen Leidens und verabschiedet sich dabei vom traditionellen Bild des monströsen, brutalen Irren. Den Höhepunkt seiner Arbeit stellen dabei die fünf Monomanen-Bildnisse dar, von denen vier für die Ausstellung gewonnen werden konnten. Aus der Ferne wirken die Portraitierten wie normale Menschen, ordentliche Bürger. Erst bei näherer Betrachtung wird in den Details die innere Bedrängnis deutlich, tritt die Krankheit der Seele nach außen. Die rot geränderten Augen, das zerzauste Haar, die schmalen, wie im Schmerz zusammengekniffenen Lippen der „Monomanin des Neides“ zeigen die Hilflosigkeit und Erniedrigung, die ein psychisch kranker Mensch noch im 19. Jahrhundert erleiden musste.
„Géricault – Bilder auf Leben und Tod“ baut kein Podest für ein einzelnes Genie. Durch Werke weiterer großartiger Künstler wie Eugène Delacroix, Johann Heinrich Füssli und Francisco de Goya entsteht ein europäischer Dialog, der sich von romantischer Übersteigerung verabschiedet und eine neue ästhetische Realität zeichnet. Vervollständigt wird die Ausstellung durch medizinische Fachbücher und andere Originaldokumente, die Einblicke in die Forschung des 18. und 19. Jahrhunderts geben.
Die Ausstellung „Géricault – Bilder auf Leben und Tod“ wird von 18. Oktober bis 26. Januar in der Schirn Kunsthalle gezeigt. Der Eintritt beträgt regulär sieben, ermäßigt fünf Euro. Weitere Informationen gibt es hier.
Wie ließe sich besser eine Ausstellung über das Œuvre des französischen Großmeisters Théodore Géricault einleiten? Seine Werke schäumen über vor Lebenskraft und blicken gleichzeitig in die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele. Abscheuliches wird in Ästhetisches übertragen, innere Bedrängnis wird äußerlich sichtbar, der Tod lebendig. Als erste deutsche Ausstellung setzt sich „Bilder auf Leben und Tod“ mit der ästhetischen Realität in Géricaults Werken auseinander und verzichtet dabei sowohl auf eine Überhöhung des Künstlers als auch auf Effekthascherei durch gekünstelten Horror. Rund 130 Werke fangen gleichermaßen physisches und psychisches Leiden ein und stellen den Betrachter vor die Frage: Wie weit dürfen Bilder gehen und welche Grenzen können und sollen sie überschreiten?
Vier Themenbereiche nähern sich sensibel dem Schrecken des Todes an, den Géricault in seinen genialen Bildern lebendig werden lässt. „Kämpfe“, „Körper“, „Köpfe“ und „Krise“ zeigen die Nüchternheit des Künstlers, mit der er sich psychologischen und sozialen Fragen widmete. Die Werke lösen sich von klassischer Ästhetik und lassen abgetrennte Gliedmaßen ebenso kraftvoll und lebendig wirken, wie zwei Männer bei einem Boxkampf. Géricaults Kunst ist vor allem eines: Eine Studie des modernen Menschen. Er geht auf die Suche nach dem Ursprung psychischen Leidens und verabschiedet sich dabei vom traditionellen Bild des monströsen, brutalen Irren. Den Höhepunkt seiner Arbeit stellen dabei die fünf Monomanen-Bildnisse dar, von denen vier für die Ausstellung gewonnen werden konnten. Aus der Ferne wirken die Portraitierten wie normale Menschen, ordentliche Bürger. Erst bei näherer Betrachtung wird in den Details die innere Bedrängnis deutlich, tritt die Krankheit der Seele nach außen. Die rot geränderten Augen, das zerzauste Haar, die schmalen, wie im Schmerz zusammengekniffenen Lippen der „Monomanin des Neides“ zeigen die Hilflosigkeit und Erniedrigung, die ein psychisch kranker Mensch noch im 19. Jahrhundert erleiden musste.
„Géricault – Bilder auf Leben und Tod“ baut kein Podest für ein einzelnes Genie. Durch Werke weiterer großartiger Künstler wie Eugène Delacroix, Johann Heinrich Füssli und Francisco de Goya entsteht ein europäischer Dialog, der sich von romantischer Übersteigerung verabschiedet und eine neue ästhetische Realität zeichnet. Vervollständigt wird die Ausstellung durch medizinische Fachbücher und andere Originaldokumente, die Einblicke in die Forschung des 18. und 19. Jahrhunderts geben.
Die Ausstellung „Géricault – Bilder auf Leben und Tod“ wird von 18. Oktober bis 26. Januar in der Schirn Kunsthalle gezeigt. Der Eintritt beträgt regulär sieben, ermäßigt fünf Euro. Weitere Informationen gibt es hier.
18. Oktober 2013, 11.40 Uhr
Ronja Merkel
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