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Deka Immobilien

Nusoul: Wohin mit Tobias Rehbergers Kunst?

Der von Deka Immobilien geschlossene Club Nusoul wurde maßgeblich von Tobias Rehberger gestaltet. Von der Einrichtung ist nichts mehr übrig, Teile wurden verschenkt. Der renommierte Künstler reagiert fassungslos.
Die Deka Immobilien verwaltet viele Gebäude und Grundstücke. Milliardenschwer ist das Fonds-Volumen, das Bauten in aller Welt umfasst. Der Konzern zeigt aber auch gerne seine kulturelle Ader. Richtet den internationalen Hochhauspreis aus, auf dem Vorstand Matthias Danne davon spricht, wie wichtig der Deka die Kultur sei. Das belegt auch das Engagement des Unternehmens, das Teil der Sparkassen-Finanzgruppe ist, in Sachen Moderne Kunst. Auch von Arbeiten des Frankfurter Künstler Tobias Rehberger gibt sich die Deka angetan, einige seiner Werke befinden sich in der Kunstsammlung der Deka, der Städelprofessor war sogar im Namen der Bank unterwegs, um Schülern seine Kunst näherzubringen. Das Fondsmagazin berichtete den Bankkunden stolz von diesem Treffen. Und eine Sammlungsleiterin durfte in einer Broschüre anlässlich einer Ausstellung in Luxemburg den schönen Satz sagen: "Als Teil der Unternehmenskultur ist die Sammlung ein integraler Bestandteil des Gesellschaftlichen Engagements der DekaBank." Mittlerweile ist das Verhältnis zumindest auf Seiten des Künstlers deutlich abgekühlt. Tobias Rehberger spricht im Gespräch mit dem Journal Frankfurt von einem "unglaublichen Vorgang". Was war passiert?

Im März 2012 wurde der Club Nusoul geschlossen, dessen Inneneinrichtung von Tobias Rehberger maßgeblich gestaltet wurde. Grund: Die Deka Immobilien tauschten die Schlösser, nachdem die Betreiber eine Mietzahlung versäumten. Der Ärger begann aber wohl schon früher, wenige Monate nach der Eröffnung des Clubs schrieb der Geschäftsführer fürs weltweite Immobiliengeschäft, Ulrich Bäcker, in einer E-Mail an den damaligen Vorstand der Firma TishmanSpeyer (Opernturm, Taunusturm), alle Register zu ziehen, den Mietvertrag mit den Clubbetreibern Mengi und Taff Zeleke zu beenden. Warum sich der Chef eines milliardenschweren Fonds für einen kleinen Club in der Sonnemannstraße im Ostend interessierte, konnte oder wollte die Deka Immobilien auf Anfrage des Journal Frankfurt im Oktober vergangenen Jahres nicht erläutern. Die nun gestellte, eigentlich weitaus einfachere Frage, was mit der Inneneinrichtung des Clubs passiert sei, sorgt für überraschende Aussagen. Und dann für Schweigen in der Unternehmenskommuniktaion.

Ein kunstinteressierter, ehemaliger Mitarbeiter der Sparkasse, schrieb jedenfalls nach einem weiteren Bericht in der Frankfurter Neuen Presse über die Schließung des Clubs besorgt an die Vorstände der Deka Immobilien, namentlich: Michael Rüdiger, Oliver Behrens und Matthias Danne, was denn mit Rehbergers Werk passiere. Um seinem Ansinnen Nachdruck zu verleihen schickt er seine E-Mail auch an einen Redakteur beim ZDF. Der Sparkassen-Mitarbeiter erzählt, wenig später habe er vom Leiter des Unternehmenskommunikation einen Anruf erhalten, der habe ihm versichert, die Sachen würden nicht vernichtet, sondern bei der Stadt eingelagert.

Bei einigen der dafür in Frage kommenden Stellen hat man freilich noch nie etwas davon gehört. Die Deka informiert auf Nachfrage: "Nach Verstreichen der Räumungsfrist hatten interessierte Event- und Clubeinrichtungen in Frankfurt die Möglichkeit, zurückgelassene Gegenstände, u.a. auch die Kunstgegenstände von Herrn Rehberger, zu übernehmen. Davon hat beispielsweise der Club Monza Gebrauch gemacht." Wirklich?

Anruf bei Klaus Unkelbach, Monza-Geschäftsführer. Der sagt: "Ich selbst wurde nicht von der Deka gefragt, sondern habe Leuten mit einem Lkw ausgeholfen." Die wollten für ihren neuen Szeneladen die Theke mitnehmen und hatten vom Angebot der Deka gehört. "Als wir eintrafen wurde gerade gehämmert und gebohrt, der ganze Club wurde leergeräumt. Uns sagte man, das der Großteil wohl auf dem Sperrmüll landen würde - wir sollten mitnehmen, was wir gebrauchen könnten." Von Kunst sei nicht die Rede gewesen, auch der Name Rehberger sei nicht gefallen. "Dann hätte ich ganz anders reagiert", sagt Herr Unkelbach, der nun in Besitz einiger, wenn auch recht heruntergekommener Rehberger-Stücke aus dem ehemaligen Raucherbereich des Clubs ist. Da ist der Clubmacher erstaunt.

Noch erstaunter, um nicht zu sagen fassungslos, reagiert der Künstler selbst. "Diese Kunst wirkt nur im Ensemble. Sie an Dritte weiterzugeben widerspricht nicht nur ihrem ursprünglichen Gedanken, sondern auch meinem ausdrücklichen Wunsch." Den hat Rehberger in einer Mail an Vorstand und Unternehmenskommunikation der Deka auch schriftlich Ausdruck verliehen, das war Anfang April 2012, gut einen Monat nach der Schließung.

Der Künstler berichtet, wie er gemeinsam mit den Zelekes dem Club sein späteres Antlitz gegeben habe. Von der Gestaltung der Säulen und Wände, über die Möbel bis hin zur in der Tat aufsehenerregenden Decke mit ihren 3000 Glühlampen. "Meine Arbeitsleistung war mein Geschenk an die Zelekes und auch an die Stadt Frankfurt", sagt Tobias Rehberger. Dass die Deka im August ohne Rücksprache den Abriss und die Vergabe von einzelnen Gegenständen organisierte, nennt er "skandalös". Und die Deka selbst? Die schreibt zurück: "Wir können weder Sinn noch Ziel Ihrer aktuellen Recherche erkennen. Haben Sie bitte Verständnis dafür, dass wir uns ohne Vorliegen eines erkennbar neuen Sachverhalts zu dem Thema nicht mehr äußern werden." Schade, eigentlich. Man hätte doch zu gerne gewusst, was der Unterschied zwischen einem Gemälde Rehbergers in der Kunstsammlung und einem komplett von Rehberger gestalteten Club in Besitz der Deka ist.

Unser Foto zeigt Tobias Rehberger bei der Eröffnung des Clubs Nusoul am 8. Juni 2009.
 
Fotogalerie:
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22. Januar 2013, 12.30 Uhr
Nils Bremer
 
 
 
 
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