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Das Nusoul und die Kunst von Tobias Rehberger

Club-Macher wollen DekaBank verklagen

Vor eineinhalb Jahren schloss die DekaBank das Nusoul. Öffentlich äußern wollten sich die Clubmacher seither nicht. Jetzt gehen die Brüder Zeleke in die Offensive. Sie bereiten eine Klage gegen die Bank vor.
Am 26. November um 15.13 Uhr verschickte die DekaBank ihre Quartalszahlen. "Deka-Gruppe erzielt Neunmonatsergebnis von 448,1 Mio. Euro", heißt es im Betreff. Gute Nachrichten für das Institut, das rund 180 Milliarden Euro Vermögen verwaltet. Nur wenige hundert Meter Luftlinie vom Bankturm entfernt sitzen die Brüder Zeleke zur gleichen Zeit in ihrem Büro im Bahnhofsviertel, beraten sich mit ihrem Anwalt. "Wir bereiten eine Klage vor", bestätigt Mengi Zeleke im Gespräch mit dem Journal Frankfurt. Es ist das erste offizielle Statement der beiden Clubmacher seit der Schließung. Vorangegangen seien viele Versuche, die DekaBank für ihre Situation zu sensibilisieren. Bislang vergeblich. Man habe immer auf eine Einigung gehofft.

Rückblende: Im März 2012 tauschte die DekaBank im Club Nusoul die Schlösser aus wegen eines Mietrückstands. Juristisch einwandfrei, schade freilich fürs Frankfurter Nightlife. Doch die Geschichte ging weiter. Im Club nämlich war eine Raumskulptur des weltweit gefeierten Frankfurter Künstlers Tobias Rehberger installiert, genauer gesagt im Raucherbereich. Unser Archivbild zeigt den damaligen Stand. Sie wurde von der Bank nicht weiter gewürdigt, wurde weitergegeben an andere Clubmacher in der Stadt. Ein Verlust auch für die DekaBank, die damit ein wertvolles Stück Gegenwartskunst in seine Bestandteile zerlegte und über die Stadt atomisierte. Ein Verlust auch für den Künstler selbst, dem man zugesichert hatte, das Kunstwerk nicht an Dritte weiterzugeben oder gar, Gott bewahre, zu veräußern. Ein PR-Gau, der nach dem Journal Frankfurt etliche weitere Presseberichte nach sich zog, lokal machte die Frankfurter Neue Presse mit dem Thema auf, überregional berichtete der Berliner Tagesspiegel, Julia Voss schrieb auf der ersten Seite des FAZ-Feuilletons über den Verbleib der Kunst, sogar der ARD-Tagesschau war die Kunstentfernung einen Beitrag wert. Nicht nur der gesamte Vorstand der Bank, auch Georg Fahrenschon, der Präsident des Deutschen Sparkassen-Giroverbands, zu dem die Deka gehört, soll über die Sache unterrichtet sein.

Nach dem ARD-Beitrag reagierte die DekaBank erstmals öffentlich, formulierte gegenüber dem Journalisten-Team eine schriftliche Stellungnahme, in der sie den Umgang mit der Kunst bedauert. Tobias Rehberger sagt außerdem: "Die Leute von der Deka haben mich im Atelier besucht und sich entschuldigt." Und weiter? Ein kleiner Teil der Kunst fand sich im einstigen Monza wieder, dieser Tage wird es geräumt, um Platz für einen neuen Mieter zu schaffen. Ob die Werke Rehbergers nun zerstört wurden, war allerdings nicht zu erfahren. Ebensowenig, wie der Ausverkauf des Club-Innenlebens damals genau ablief.

Der Kontakt zwischen Bank und Clubmachern, die den Verlust der ihnen von Rehberger geschenkten Kunst beklagen, läuft bislang nur über die Anwälte beider Parteien. Deren Kontakt wird in den kommenden Wochen intensiver werden. Eine Klage auf Schadenersatz beziehungsweise auf Rückgabe der Clubräume steht kurz vor der Einreichung. Die Nusoul GmbH hingegen ist schon lange Geschichte. Sie ging nach der Schließung in Insolvenz. Ironie der Geschichte: Die Clubmacher wurden einst von ihrem Stammladen Unity gezielt in die Sonnemannstraße im Ostend gelockt, der Großmieter der DekaBank in dem Gebäude, die Werbeagentur Saatchi&Saatchi, suchte explizit einen solchen Hort der guten Laune und bemühte sich um die Brüder. Noch immer schmückt sie sich auf ihrer Webseite mit dem Club. Kurz nachdem die Werber auszogen, personell verkleinert unters Dach der Mutterfirma Publicis im Ostend, war es auch vorbei mit dem Club. Die Zelekes managen derzeit nationale und internationale Musiker. Ihren Traum, irgendwann wieder einen Club zu eröffnen, haben sie nicht aufgegeben, wie sie sagen. Die DekaBank wollte bis Redaktionsschluss keine offizielle Stellungnahme zum drohenden Rechtsstreit abgeben.
 
Fotogalerie:
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28. November 2013, 12.00 Uhr
Nils Bremer
 
 
 
 
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Im Frankfurter Westen liegt die KOMMunikationsfabrik – ein kreativer Hotspot für Kunst, Musik und Clubkultur. Am 9. Februar laden die Mieter zum "Open KOMM", einem Tag der offenen Tür, ein.
Text: Detlef Kinsler / Foto: Das Gebäude in der Schmidtstraße 12 © Kommunikationsfabrik
 
 
 
 
 
 
 
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