Molière auf Hessisch - manch einem Zugereisten mag das fast so fremd vorkommen wie die Komödien in der Originalsprache. Das Buch "Der hessische Molière" blickt auf die vergangenen Barock am Main-Aufführungen und liefert Vokabelhilfe.
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Auf der Bühne wird geschimpft, wie es sonst nur Rohrspatzen zu tun pflegen und dem Publikum gefällt's. Wenn Sie auch mitschimpfen wollen, dann empfehlen wir Ihnen das Buch "Der Hessische Molière", in dem nicht nur der Erfolg der Barock am Main-Inszenierungen beleuchtet wird, es gibt weiter hinten auch ein hessisches Idiotikon. Darin sind die schönsten Kraftausdrücke alphabetisch sortiert. Einen ganz kleinen Auszug liefern wir hier.
Armche von arm, hessischer Deminutiv, auch bei Adjektiven möglich, eine echte Zärtlichkeitsform – vgl. beispielsweise die zärtliche Form für „mein Liebes“, kleiner Liebling: mei Liebesje, mei Liebesche
Babbelarsch Jemand, der ständig babbelt und der zugleich ein Arsch ist, sehr derber Ausdruck
Bachsimbel, Bachwatz unklar, möglicherweise ist die Vorstellung des Bachs mit der von Dreck identisch
Bambelschnud vgl. hochdeutsch Schnute; meint die ausgeprägte Unterlippe, die jemand hängen lässt, übertragen für Menschen mit stark phlegmatischem Wesen
Chausee „weil mer grad uff der Chausee sinn“, altfrankfurterisch für: „wenn wir gerade dabei sind“
Daab Schell Dummkopf, wörtlich taube Glocke
Dunselich von Dunsel, törichter, weil ständig verträumter Backfisch; oft als Zusatz zu dumm
Eich hun… „Ich habe…“ in den ländlichen Mundarten um Frankfurt. „Ich bin“ heißt „Eich sei“, für „net“ sagt man „nej“, lange Vokale werden gern als Doppellaute gesprochen („die Haare“ heißt „die Hoar“). Diese Dialekte (vorallem die alten Varianten) haben viele eigene Worte und grammatische Formen. Wer an das RMVV-Hessisch gewohnt ist, muss sich da erst reinhören, aber es lohnt sich.
Erbschleicherblas die Prostemahlzeit
Fetzekerl beeindruckender Mann, verwandt ist der Ausdruck „en Kerl wie e verdel Worscht“
galern galant reden, flirten; heute nur noch abschätzig: dumm und geziert daherreden
Haamduckser auch Haamdicker, Haamlichducker ein heimtückischer Mensch
Herzbobbelche Kosewort, das im Mund von Herrn Krall natürlich anders klingt, als wenn Don Juan es sagt
iwwerzwech quer(besonders schön für die Verwünschung „Hättste die Maabrick iwwerzwech im Hals!“)
kratzerberschtisch kratzbürstig
Kribbelbisser, Krippelbisser jemand, der anderen durch ständiges Genörgel und Gequengel auf die Nerven fällt. Für Deichsel enthält der Begriff die Assoziation eines Pferdes, das sich, während die anderen in Ruhe ihren Hafer fressen, in seine Krippe verbissen hat. Andere verbinden den Ausdruck mit der Vorstellung vom verkrüppelten Bettler am Wege, der andere durch sein stetiges Gebettel belästigt.
Kuschelmuschelmäscher ein Mensch, der gern Durcheinander macht, mauschelt, jemand, der Spaß daran findet, Intrigen zu spinnen
Läuszippel altfrankfurter Beleidigung, die auch bei Goethe („Hanswursts Hochzeit“) vorkommt
Mir gebbe niks! stehende Wendung, wann immer der Geiz durch unverschämte Bitten herausgefordert wird, gerne ergänzt durch „Mir haabe selwer nur des Nödichste!“
Orschel Verkleinerungsform von „Ursula“. Wird (wie anderswo Tussi oder Paula) leicht abfällig für „Frauenzimmer“ verwendet.
Schläächtgebabbel dummes Gerede (siehe den Ratschlag Walters im „Gezische“ mit selbstgezogenen Menschen zurechtzukommen: „Babbel Ihr Schläächtgebabbel nach wie en Babbegei. Schon haste se.“
Schmachtlabbe ein gefühlsduseliger Liebhaber, der entsprechend professionell schmachtet
Sibbesortelump auch Siwwesortelump; ein Lump auf sieben verschiedene Arten, also ein umfassender Lump; alt-Frankfurterisch, leider heute selten zu hören
Sparbreedche einer, der das Sparen als Selbstzweck betreibt; wenn das Spaarbreedche auch noch Erbsezähler und Allmei ist, ergibt das zusammen den vollkommenen „Geizkraache“
Urschlächte Pocken, Masern, Röteln – alte Sammelbezeichnung für Infektionskrankheiten mit Hautausschlägen
Volleul Trinker, „pur säuft nur die Volleul“, behauptet Jaques im „Geizische“ vom Ebbelwoi, was ein wenig übertrieben ist
Worschtfettkopp jemand, dessen Hirnmasse aus Wurstfett besteht und der deswegen unter anderem zu Geldgeschäften kein Talent hat („Du bist der Worschtfettkopp, der sich druff eilässt!“)