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850 Millionen Euro für Städtische Bühnen
Eine Elbphilharmonie nach Frankfurter Art
Abriss oder Neubau? Für die städtischen Bühnen am Willy-Brandt-Platz scheint es drei in Frage kommende Varianten zu geben. Die Kosten sollen laut einer Machbarkeitsstudie über 850 Millionen Euro liegen.
Vor vier Jahren hat das Kulturdezernat eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Es sollte nicht nur analysiert werden, welche baulichen, technischen, gestalterischen und funktionale Mängel im Gebäude der Städtischen Bühne zum Tragen kommen und wie man sie beheben könnte. Am Dienstagnachmittag wurden die Ergebnisse der 6,6 Millionen Euro teuren Studie vorgestellt, an der Jahre lang mit Architekten, Statikern, Energetikern und weiteren Experten gearbeitet wurde und für die jeder Winkel der Bausubstanz vom Schauspiel und der Oper Frankfurter betrachtet wurde, um spätere – kostspielige und zeitintensive – Überraschungen bei Sanierungsarbeiten zu verhindern. „Der Zustand ist alarmierend“, fasst Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) die Konstitution des Gebäudes zusammen. Seit Jahrzehnten investiere man in jedem Sommer ein bis zwei Millionen Euro in die Instandhaltung und Wartung der Doppelanlage. Und doch finde man dort nicht akzeptable Arbeitsbedingungen, bröckelnde Wände und marodes Gemäuer vor. „Im schlimmsten Fall droht die Schließung!“ Neben baulichen Mängeln sind es vor allem auch erforderliche Brandschutzmaßnahmen, die dem Kulturbetrieb im Genick sitzen. „Das Ergebnis der Machbarkeitsstudie ist eine Herausforderung, sowohl logistisch, als auch finanziell, politisch und künstlerisch. Überraschenderweise liegen die in der Studie veranschlagten Kosten für die Sanierung des Bestandsgebäudes plus den Neubau einer ergänzenden Fläche, etwa für Technik und Lagerräume, und die für den Abriss und den Neubau der Doppelspielstätte nur rund 30 Millionen Euro auseinander. Im günstigsten Fall würden Kosten von rund 850 Millionen Euro auflaufen. Eines steht fest: In der Stadt herrscht nun Diskussionsbedarf.
Drei Varianten schlagen die Macher des auf Theaterbauten spezialisierten Hamburger Architektenbüros PFP vor, die für die Machbarkeitsstudie verantwortlich zeichnen. Die erste Lösung wäre eine Sanierung des Bestandsgebäudes bei laufendem Betrieb und mit einer Bauzeit von ungefähr elf Jahren. Der Mehrbedarf an Flächen würde über den Bau eines Hochhauses, eine Art Aufstockung auf dem jetzigen Areal, erfolgen. Der kalkulierte Preis hierfür liegt bei 868.378.558 Euro. Die zweite Variante ist ganz ähnlich, aber die Bauzeit würde sich auf acht Jahre verkürzen, jedoch würde nur eine Bühne bespielt, die andere müsste an einen Ort ausweichen. Das ganze würde mit 848.173.853 Euro zu Buche schlagen. Die dritte Variante würde den Abriss und den Neubau auf dem 1,3 Hektar großen Gelände bedeuten. Die Bauzeit würde sechs Jahre dauern, davon würde der Abriss ein Jahr in Anspruch nehmen. Es müssten bis dahin interimistische Spielstätten eingerichtet werden. Das kostet veranschlagte 888 Millionen Euro. „Wir stehen bei dem Punkt, bei dem die Elbphilharmonie geendet hat“, sagt Baudezernent Jan Schneider (CDU). Das neue Wahrzeichen der Hansestadt hat nach Jahre langen Verzögerungen 866 Millionen Euro gekostet. Allerdings hatte eine Machbarkeitsstudie zuvor Kosten von nur 186 Millionen Euro vorhergesehen. Das darf man in Frankfurt gar nicht weiterdenken...
Während Jan Schneider dafür plädiert, auch Variante 4 zu diskutieren, die da wäre, Oper und Schauspiel an einem anderen, noch nicht definierten Standort neu zu erbauen – was hoch umstritten ist, führt Ina Hartwig noch die Möglichkeit einer Low Budget Lösung an. Immerhin gebe es in Dresden das Beispiel des Kraftwerks, einer Mischung aus Neubau und Sanierung und das Ganze würde nur 100 Millionen kosten. Schneider hingegen möchte, dass die Lösung nachhaltig ist, da solle man dann auch nicht am falschen Ende sparen.
„Ich hatte anfangs gehofft, man könnte das Gebäude eins zu eins sanieren. Aber durch den erforderlichen Volumenzuwachs geht das leider nicht und das Gebäude ist maroder, als wir dachten.“ Eine Führung mit dem Technischen Leiter Max Schubert durch den Teil des Hauses, den Zuschauer gemeinhin nicht sehen, also rund 81 Prozent, offenbart die Probleme. Von enorm hohen Heiz- und Kühlkosten, allein schon für das nur einfach verglaste und ikonografische Foyer mit den goldenen Wolken ist da die Rede. Im Keller steht eine veraltete Kühlanlage aus den 60er-Jahren, mehr als fünf Jahre halte die nicht mehr. Eine moderne Variante sei dreimal so groß, dafür gelte es Flächen zu finden, ebenso wie Lagerräume für alles, was derzeit vom Brandschutz beanstandet wird. Mancherorts seien die Rohre durchgerostet und fast nicht mehr existent, sagt Schubert, der auch auf fingerdicke Risse im Gemäuer deuten kann. Für neue Elektrik und Rohre seien an vielen Stellen die Decken schlicht zu niedrig. Auch die Räume für die Künstler, vor allem Probenräume für die Musiker seien winzig. Das sei ebenso wenig zeitgemäß wie die Unterbühne des Kammerspiels, deren Decke nur ungefähr 1,80 Meter hoch ist. Vom Brandschutz moniert wurden auch die roten Wände und riesigen Türen am Schauspiel. Auch hierfür gelte es binnen der kommenden fünf Jahre Lösungen zu finden, so die Auflage. Wann etwas getan werden muss, damit der Fortbestand des Schauspiels und der Oper Frankfurt gesichert sind, ist eigentlich klar. Nur in welcher Variante, das gilt es noch von der Stadtpolitik zu klären. Das wird ein ordentliches Theater werden.
Drei Varianten schlagen die Macher des auf Theaterbauten spezialisierten Hamburger Architektenbüros PFP vor, die für die Machbarkeitsstudie verantwortlich zeichnen. Die erste Lösung wäre eine Sanierung des Bestandsgebäudes bei laufendem Betrieb und mit einer Bauzeit von ungefähr elf Jahren. Der Mehrbedarf an Flächen würde über den Bau eines Hochhauses, eine Art Aufstockung auf dem jetzigen Areal, erfolgen. Der kalkulierte Preis hierfür liegt bei 868.378.558 Euro. Die zweite Variante ist ganz ähnlich, aber die Bauzeit würde sich auf acht Jahre verkürzen, jedoch würde nur eine Bühne bespielt, die andere müsste an einen Ort ausweichen. Das ganze würde mit 848.173.853 Euro zu Buche schlagen. Die dritte Variante würde den Abriss und den Neubau auf dem 1,3 Hektar großen Gelände bedeuten. Die Bauzeit würde sechs Jahre dauern, davon würde der Abriss ein Jahr in Anspruch nehmen. Es müssten bis dahin interimistische Spielstätten eingerichtet werden. Das kostet veranschlagte 888 Millionen Euro. „Wir stehen bei dem Punkt, bei dem die Elbphilharmonie geendet hat“, sagt Baudezernent Jan Schneider (CDU). Das neue Wahrzeichen der Hansestadt hat nach Jahre langen Verzögerungen 866 Millionen Euro gekostet. Allerdings hatte eine Machbarkeitsstudie zuvor Kosten von nur 186 Millionen Euro vorhergesehen. Das darf man in Frankfurt gar nicht weiterdenken...
Während Jan Schneider dafür plädiert, auch Variante 4 zu diskutieren, die da wäre, Oper und Schauspiel an einem anderen, noch nicht definierten Standort neu zu erbauen – was hoch umstritten ist, führt Ina Hartwig noch die Möglichkeit einer Low Budget Lösung an. Immerhin gebe es in Dresden das Beispiel des Kraftwerks, einer Mischung aus Neubau und Sanierung und das Ganze würde nur 100 Millionen kosten. Schneider hingegen möchte, dass die Lösung nachhaltig ist, da solle man dann auch nicht am falschen Ende sparen.
„Ich hatte anfangs gehofft, man könnte das Gebäude eins zu eins sanieren. Aber durch den erforderlichen Volumenzuwachs geht das leider nicht und das Gebäude ist maroder, als wir dachten.“ Eine Führung mit dem Technischen Leiter Max Schubert durch den Teil des Hauses, den Zuschauer gemeinhin nicht sehen, also rund 81 Prozent, offenbart die Probleme. Von enorm hohen Heiz- und Kühlkosten, allein schon für das nur einfach verglaste und ikonografische Foyer mit den goldenen Wolken ist da die Rede. Im Keller steht eine veraltete Kühlanlage aus den 60er-Jahren, mehr als fünf Jahre halte die nicht mehr. Eine moderne Variante sei dreimal so groß, dafür gelte es Flächen zu finden, ebenso wie Lagerräume für alles, was derzeit vom Brandschutz beanstandet wird. Mancherorts seien die Rohre durchgerostet und fast nicht mehr existent, sagt Schubert, der auch auf fingerdicke Risse im Gemäuer deuten kann. Für neue Elektrik und Rohre seien an vielen Stellen die Decken schlicht zu niedrig. Auch die Räume für die Künstler, vor allem Probenräume für die Musiker seien winzig. Das sei ebenso wenig zeitgemäß wie die Unterbühne des Kammerspiels, deren Decke nur ungefähr 1,80 Meter hoch ist. Vom Brandschutz moniert wurden auch die roten Wände und riesigen Türen am Schauspiel. Auch hierfür gelte es binnen der kommenden fünf Jahre Lösungen zu finden, so die Auflage. Wann etwas getan werden muss, damit der Fortbestand des Schauspiels und der Oper Frankfurt gesichert sind, ist eigentlich klar. Nur in welcher Variante, das gilt es noch von der Stadtpolitik zu klären. Das wird ein ordentliches Theater werden.
7. Juni 2017, 10.49 Uhr
Nicole Brevoord
Nicole Brevoord
Jahrgang 1974, Publizistin, seit 2005 beim JOURNAL FRANKFURT als Redakteurin u.a. für Politik, Stadtentwicklung, Flughafen, Kultur, Leute und Shopping zuständig Mehr von Nicole
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